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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Blick generiert nicht unbedingt mehr Sympathiepunkte. Erst auf den dritten Blick, nachdem ein Wort das andere gegeben hat, kann der Müller, der ja sehr sensibel ist, Hubacher differenzierter sehen und sein subtiles Differenzierungsvermögen in die Praxis umsetzen. Musst du können und haben in diesem Beruf. Ausgewogenheit und Blindheit ist Sache von Justitia. Auch andere Seite anhören: «Fornicatur et altera pars» ist Gesetzesprinzip. Müller hingegen würde nie auf sein Bauchgefühl, seine Intuition verzichten wollen.
    Und Toby sagt, er recherchiert zum Tod von der Musikerin Sandra Molinari, und vertraut dem Müller seine These an, dass das Problem irgendwo im Musikgeschäft liegt. Und das ist doch mal etwas anderes als immer nur Platten besprechen und Oldies-Show im Fernsehen moderieren und Jaguar fahren und Foto-Shootings veranlassen und an Partys herumwieseln. «Du kannst dir nicht vorstellen», fragt gar nicht, ob zweite Person Singular angemessen bei Polizeimann, «du kannst dir nicht vorstellen, wie mich das manchmal anödet, dieser Glamour-Zirkus, diese Hype-Hysterie. Aber es gehört halt dazu, wenn du Boulevardmusikzeitungschef bist, nicht wahr. Aber am liebsten bin ich in meinem Häuschen im Tessin in den Bergen. Einfach nur weg von all dem Zeug, oderr. Es hängt mir manchmal so zum Hals heraus.» Und Boulevardzeitungsmusikchef Tobias F. Hubacher zeigt das, dessen überdrüssig und Schnauze voll, mit einer Handbewegung und Grimasse, und das überzeugend. Schon schlimm: Da arbeitest du Jahre und Jahre und Jahre und dann hängt dir das alles meterweise zum Halse heraus. Das ist, als spazierst du barfuss auf Eierschwämmen, und die Würmer in den Pilzschirmen versuchen, an deiner Haut zu nagen.
    Warum tut der Glamour-Toby so offen zu dem Müller? Weil, folgert der Müller, Toby und er in unterschiedlichen Milieus verkehren. Haben nichts gemeinsam, weder Bekannte noch Lokale noch Interessen. Werden sich vielleicht nie mehr sehen. Ein Grossstadt-Phänomen: mit Unbekannten die ganze Nacht durch diskutieren inklusive Details und psychische Probleme und Genug-von-allem und gut verstehen und dann tschüss und man sagt: kein Problem, hat gutgetan und ist zudem erleichtert. Der Müller stört sich nicht am Toby-Redefluss, weil er hofft, dass vielleicht Brauchbares zutage tritt wie aus frischem Bergquell, wie es oft der Fall ist, so auch diesmal. Das lehrt die Erfahrung.
    Denn auch Toby erwähnt den Sänger Mark Huber, er hat sogar dem seine Adresse. So kann sich der Müller einen Gang nach Hause sparen, und er muss nicht die superkluge Suchmaschine nach der Adresse des Spitfire -Sängers fragen.
    Ist Elisabethenstrasse. Welch Zufall, das kommt ihm bekannt vor. Ist die Wohnung mit «Molinari, Huber, Krstic» an der Türe.
    Und jener «Huber» ist also Mark Huber.
    Das sagte ja schon Johnny Maurer.
    Aber der Müller versteht jetzt, dass Mark der Huber von der Elisabethenstrasse und der von Spitfire ist. Weil Huber gibt’s wie Müller und Bucher.
    Sehr langer Knopf in der Leitung, weil viel Celsius.
    «Aber was hat Mark mit Sandra Molinari?», sagt Müller, ist fragend gemeint.
    «Hatten was miteinander», sagt Toby und zieht elektronisches Gerät hervor. Sagt «Moment» und tippt und wartet und sagt «zwei Sekunden» und dauert drei und macht einmal «bip» und streicht mit Finger zärtlich über Gerät und nickt. Weil wirklich auf kleinem Bildschirmchen Artikelfoto: Sandra und unbekannter Bleicher mit wilden Haarsträhnen und darunter «Neue Liebe» und der Rest so klein, dass unlesbar, was Toby geschrieben hat. «Das gehört halt auch dazu, obwohl manchmal», sagt er und zeigt mit Händen nochmals, wie es ihm zum Hals heraushängt. Schon wieder. Der Müller denkt: Der hat Ferien nötig, dringend.
    Und jetzt Zeit, Polizeikollegen Bucher Manfred (108 Kilogramm) anzurufen. Ob Spuren gefunden. Aber Manfred ist ausser Haus, nicht auf der Wache, nicht auf dem Mobiltelefon. Deshalb, weil auch schon bald Mittag und Mittag ist Essenszeit, wird er es in Manfreds Lieblingsrestaurant versuchen, dem «Krokodil».
    Mit Glamour-Toby hat er noch die Telefonnummern ausgetauscht, weil jetzt Toby rauf in die Wohnung steigt und Johnny wahrscheinlich langsam mürbe ist, weil der eine dem anderen die Türklinke aus der Hand nimmt. Vielleicht können der Polizeimann und der Musikchef später gegenseitig die Informationen besprechen. Jetzt der Müller an die Langstrasse zum «Krokodil», wo Manfred, auch genannt «Elefant von

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