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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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zurück, sieht die Sternlein prangen, sucht den Mond, sucht den richtigen Faden, um den Knoten zu entwirren. Wartet aufs Quaken des Mobiltelefons. Hat er so eingestellt. Das würde ihm durch die Stimme von Manfred sagen: Mark Huber ist festgenommen. Aber es kommt nichts. Keine Mitteilung, rein gar nichts. Bucher Manfred meldet sich nicht. Christoph Weiss businesswise unterwegs am Brezeln. Franz Schubert wohl an der Arbeit. Jetzt auch kein Anruf von ihm. Wer könnte sich noch melden? Das private Privatleben. Das private Privatleben vom Müller Beni ist zurzeit nicht so geschäftig. Eher recht leer.
    Aber zurück zu where we started → Party in der Wohnung von Boulevardzeitungsmusikchef Toby F. Hubacher. Wie gesagt: Party rauscht. Stimmung gut. Hormone in Wallung. Zürich suuperr. Leutchen in Form. Zürich! Auch wenn viele Tote der Branche die Stimmung eigentlich trüben müssten. Schon seltsam, diese Ausgelassenheit jetzt, nicht? Aber man vergisst: Zürich ist gross. Zürich ist Stadt. Urban. Zürich ist hart. Man vergisst schnell oder lässt sich nichts anmerken: Der Kulturbetrieb ist unbarmherzig. Kulturbetrieb bedeutet Konkurrenz. Kampf. Ich meine: Leichen sind keine Freude, für niemanden. Doch das Leben dreht sich weiter. Auch in dieser Geschichte.
    Und Tobias F. Hubacher macht heute nicht – wie manche meinen – «auf retro», sondern auf ehrlich. Also «Anarchy in the U.K. » und «Pretty Vacant» und T. Rex : «Telegram Sam» und «Children of the Revolution», solche Sachen, und The Kinks : «Waterloo Sunset» und «Death of a Clown» und «Johnny Thunder», noch mehr solche Sachen, obskure Beatles - und Rolling Stones -B-Seiten. Und dazwischen «Enter Sandman» und «Nothing Else Matters», ja Metallica . Ist ein persönliches Signal von Toby an die Kulturwelt: Ich weiss, die Sechziger und Siebziger sind vorbei.
    Und plötzlich Aufregung.
    Nun spät in der Nacht, Mitternacht längst verstrichen, im Kopf die Geister schon da, also eigentlich schon Samstag. An der Seifenturmprivatschnupfmedienparty im luxuriösen Steinfels kommt es plötzlich zu einem heftigen Faustkampf zwischen Sänger Mark Huber und Johnny Maurer.
    Wortlos losgegangen. Wie?
    Und zwar saust Marks Faust, den wir vorhin nicht gesehen haben, vielleicht erst gerade gekommen ist, gemein seitlich in den Bizeps von Johnny herein, mitten auf den tätowierten Monsterkopf, der da bösartig grinst. Warum? Weil Mark Huber Johnny schlagen will. Aaaach, schon, ja … aber ich meine doch: Warum will Mark Huber auf einmal Johnny schlagen?
    Zum Beispiel wegen dieser Möglichkeiten:
    1. Mark Huber ist betrunken. Plausibilität? Das ist gut möglich. Macht allerhand mit dem Menschen, der Alkohol.
    2. Mark Huber macht Johnny für Sandras Tod verantwortlich. Plausibilität? Das könnte sein. Frage: Ist Amor im Spiel zwischen der Toten und dem Schläger?
    3. Mark Huber macht Johnny für den Tod seiner Band verantwortlich. Der Broterwerb ist weg? Freunde waren sie ja nicht (mehr). Plausibilität? Vielleicht.
    4. Mark Huber und Johnny können sich einfach nicht leiden. Quasi chemisch. Plausibilität? Das gibt es.
    Diese vier Gründe, kumuliert und unterschiedlich gewichtet, ergeben diese handfeste Rauferei mit Verletzungsfolge und Potenzial für Wochengespräch in der Kreativwirtschaft. Zumal die Medien vor Ort sind: Hausherr Tobias F. Hubacher und auch Musikjournalist Michael Hauser und sicher auch ein Videojournalist vom privaten Bildfernsehen, die natürlich die Hintergründe pikantest zu grossen Geschichten auswalzen könnten. Frage immer: Cui bono? (Lateinisch): «Wem nützt’s?»
    Schlichtend greifen drei unerschrockene Personen aus folgenden Gründen in den brachialen Raufhandel ein:
    – Gastgeber und Wohnungsinhaber Toby F. Hubacher: Warum? Er will nicht, dass seine Wohnungseinrichtung zertrümmert wird. Gefährdet zum Beispiel eine schöne Ledersofa-Landschaft, breite Panoramafenster, seltene Vinyl-Erstauflagen. Fährt dazwischen mit dem Satz: «Ihr seid nicht die Rolling Stones in den sechziger Jahren.» Sicher triftiges Argument und wahrste Aussage von der Welt.
    – Severin Holderegger von «HeHo-Records». Warum? Er will nicht, dass das Gehäuse von Geschäftspartner Johnny Maurer beschädigt wird. Braucht ihn noch, weil er weiterhin CD s braucht. Hat was.
    – Der Journalist Michael Hauser. Warum? Ihm wird das alles auch langsam zu blöd. Hat ausserdem die Verabredung mit seiner Flamme Martina um einen Tag verschoben, um an der Party bei Tobias

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