München - 2030
Wachmänner gaben den Weg frei und unterhielten sich noch immer ausgelassen über die wilden Opis , als Victor, Charly, Didi und Ben mit ihren Betten bereits an der Nirwana-Station vorbeieilten.
Schließlich gelangten sie wieder zu der Stelle, an der die zwei Fahrsteige abgingen. Sie nahmen den Linken. Dann durchschritten sie zügig, den mit Terrakotta Kacheln gefliesten Gang.
Und dann kamen sie wieder an die Türe mit dem großen Fenster. Charly sah hinein.
»Das gibt’s doch nicht«, flüsterte er.
Jetzt drückte auch Victor seine Nase an das Fenster. Er sah einen Mann in einem Drehsessel sitzen der ganz offensichtlich in einen tiefen Schlaf gesunken war. Sein Mund stand weit offen und der Kopf war ihm in den Nacken gefallen.
»Umso besser«, flüsterte Victor und sie machten, dass sie weiterkamen.
Endlich standen sie vor der großen Flügeltüre, hinter der sich die MORPHONISCHE STATION befand. Die schwere Eichenholztüre kam ihnen nun noch gewaltiger vor, als sie sie in Erinnerung gehabt hatten. Charly drückte die Klinke herunter und schob sie langsam auf. Schon vor dem Eintreten hatten sie wieder die Meditationsmusik vernommen, doch nun waren sie überwältigt davon. Es war ein Klangerlebnis, das seinesgleichen suchte, und dass in einem solchen Widerspruch zu den unvorstellbaren Geschehnissen stand, die in diesem Raum vor sich gingen. Wäre der Raum nicht von Menschenhand geschaffen, wäre er ein Meisterwerk des Teufels gewesen. Ein Meer von Betten breitete sich vor ihnen aus, dass es Victor, Charly, Didi und Ben den Atem raubte. Hier lagen Menschen, die bis zu ihrem Tod ruhig gestellt wurden.
»Die Armen«, sagte Didi mit Tränen in den Augen.
Charly ging zu dem Bett in dem Frau Schmerling lag.
»Wir müssen schnell machen«, sagte er angsterfüllt, »wenn sie uns hier finden, ist der Teufel los. Und es dauert vermutlich nicht lange, bis wir hier genauso liegen.«
»Warte!«, sagte Victor, »lass mich erst sehen, bevor du irgendwas anfasst.« Victor besah sich am Kopfteil des Bettes den kleinen Apparat, welcher dort befestigt war. Er fand eine Anzahl von winzigen Kipphebeln und kleinen bunten Lämpchen, die oberhalb der Schalter angebracht waren. Es handelte sich um ein schwarzes, einen rotes und ein grünes Lämpchen. Das grüne Lämpchen signalisierte durch ein Leuchten, dass es angeschaltet war.
»Ich hoffe, dass es der Richtige ist«, sagte er und legte den schwarzen Kipphebel darunter um. Die kleine grüne Lampe erlosch an dem Gerät.
»Okay, wir können weitermachen«, sagte Victor und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Er stand unter äußerster Anspannung. Charly befreite Frau Schmerling von der Atemmaske und stellte erleichtert fest, dass sie auch ohne Maske eigenständig atmete. Minuten später hoben sie Frau Schmerling unter Anstrengungen vom Bett herunter und hievten sie auf die Vorrichtung des präparierten Bettes.
Da war es, als ihn Victor sah.
»Brenninger«, hauchte er, sein Unterkiefer klappte ihm herunter und er starrte mit offenem Mund und aufgerissenen Augen auf ein Bett, das keine zwei Meter entfernt stand.
Jetzt sah ihn auch Charly.
»Oh Gott«, stammelte er, »dein alter Erzfeind. Was tut der denn hier?«
»Er hat was geschwafelt von Rentenversicherung Präsident-Plus inklusive Pflegesatzanpassung«, sagte Victor, dem es plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. »Genauso wie Frau Schmerling«, sagte Charly.
Victor ging zu Brenningers Bett und legte den Kippschalter des Kästchens um.
»Was machst du?«, fragte Charly entsetzt.
»Es tut mir leid, wir müssen umdisponieren. Wir nehmen Brenninger auch mit«, sagte Victor. Und er klang dabei so entschlossen, dass sich es Charly sparte, einen Einwand zu machen.
»Wie gedenkst du, ihn hier rauszuschmuggeln?«, fragte er stattdessen.
»Wir werden ihn zu Frau Schmerling legen und ihn mit Gurten fixieren, die ich mitgebracht habe. Sie liegen unter dem Bett. Das Gestell ist aus 0,5er Flachstahl, es wird halten.«
Als sie schließlich Brenninger neben Frau Schmerling gebettet hatten, wirkte die Gummibereifung des Bettes nahezu platt und es ließ sich so schwergängig schieben, dass
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