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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Sperr
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zu Frauen, etwa zu seiner kurzzeitigen Verlobten, der Kusine
Sophie in Bayern,
vor allem aber zu deren älteren Schwester, der attraktiven
Sisi,
Kaiserin von Österreich, aufgebauscht. In Wahrheit aber fühlte sich der König zu Männern hingezogen. Seine Liebesbeziehung zu dem Schauspieler
Josef Kainz,
die sexuellen Eskapaden mit seinen Stallburschen fanden wohl in der Abgeschiedenheit der Jagdhütten oder seiner Schlösser statt.
    Inzwischen war der König kaum noch in München. Obwohl auf
Schloss Nymphenburg
geboren und im
Steinernen Saal
des Schlosses getauft, konnte er sich mit seiner Stadt, dem »verfluchten Nest«, nie anfreunden. Jede Gelegenheit zur Flucht nahm er wahr. Er hatte ja auch alle Hände voll zu tun mit dem Bau seiner Schlösser Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee. Es schien, als hätte er darüber das Regieren vergessen. Er lebte nur für sich, egoistisch, autistisch, allein für seine eigenen Interessen. Einzig seine Traumwelten zählten. Auf dem Dach der Münchner Residenz ließ er einen Wintergarten bauen, dorthin zog er sich zurück, wenn ihm die Realität der Stadt allzu nahe rückte.
    »BESTECHUNGSGELD« AUS PREUSSEN
    Und doch hatte er, bei aller Träumerei, einen sehr realistischen Spaß an der modernen Technik. Enthusiastisch verfolgte er die neuesten Erfindungen und Konstruktionen. 1868 gründete er die Polytechnische Schule München, aus der die Technische Hochschule und später die
Technische Universität
hervorgingen.
    Der gleichwohl antimilitaristische König konnte weder den beiden Kriegen, dem gegen Preußen ( 1866 ) und dem gegen Frankreich ( 1870 / 71 ), noch der Gründung des Deutschen Kaiserreichs ( 18 . Januar 1871 ) etwas abgewinnen. Nur als er die Möglichkeit sah, sich seine schriftliche Aufforderung an Vetter
Wilhelm I. von Preußen,
die deutsche Kaiserkrone anzunehmen, mit fünf Millionen Reichsmark versilbern zu lassen, erwies er sich als gewiefter Verhandler. Als er das Geld für weitere bauliche Verrücktheiten abräumen wollte, zog man in München die Notbremse: Er wurde von seinem Arzt aufgrund der Diagnose »seelenkrank« – heute würde man sagen: psychotisch, neurotisch, suchtkrank und schwer depressiv – entmündigt. Für die Bayern ist er ihr geliebter »Kini« geblieben, gerade wegen seiner Verrücktheit und weil er der Welt ein Rätsel blieb. Darauf ist man heute noch stolz. Die Umstände seines mysteriösen Todes – er ertrank mit seinem Arzt
Dr. Bernhard von Gudden
im Starnberger See – wurden nie geklärt.
    Im Tod ist er heimgekehrt in den Schoß seiner ungeliebten Stadt. Die Münchner wollten sich ihren »Märchenkönig« nicht nehmen lassen. Drei Tage lang wurde Ludwig  II . in der Hofkapelle der Residenz aufgebahrt und dann in einem pompösen Leichenzug in die Gruft von
St. Michael
32 ( ▶ D 5 ) überführt.
    Nur ein paar Minuten heraus aus der Karawane der Konsumaktivisten in der Fußgängerzone – ein Moment der Stille vor dem Sarkophag des geheimnisumwobenen Monarchen. Das Grabmal wird täglich mit frischen Blumen geschmückt.
    BAYERISCHE STAATSOPER (NATIONALTHEATER) 6 ▶ F 5
    Max-Joseph-Platz 2 , Altstadt
    www.bayerische.staatsoper.de
    ▶ U- und S-Bahn: Marienplatz
    SCHLOSS HERRENCHIEMSEE
    ca. 90  km südöstlich von München, Herreninsel im Chiemsee
    www.herrenchiemsee.de
    ▶ Bahn bis Prien am Chiemsee, anschließend mit der Chiemsee-Bahn nach Prien/Stock und mit dem Schiff zur Herreninsel
    SCHLOSS NEUSCHWANSTEIN
    ca. 100  km südwestlich von München, Allgäu
    Ausgangsort und Kartenverkauf: Hohenschwangau
    www.neuschwanstein.de
    ST. MICHAEL (GRAB VON LUDWIG  II .) 32 ▶ D 5
    Maxburgstraße 1 , Altstadt
    ▶ U- und S-Bahn: Karlsplatz (Stachus)

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    RICHARD STRAUSS
    1864 – 1949
    Er war von Kindheit an reich gesegnet: mit Charme, Wohlstand, Beziehungen – und einem sagenhaften Talent. So wurde er zu einem der bedeutendsten Komponisten des 20 . Jahrhunderts.
    K ein schöner Klang: Die Autos Stoßstange an Stoßstange, nicht einmal nachts herrscht Ruhe. Es stinkt und es hallt ohne Ende. Im Richard-Strauss-Tunnel fließt der Verkehr; dafür ist es oben, zu ebener Erde, jetzt ruhig; bald soll sogar Vogelgezwitscher und Blätterrauschen zu hören sein. Die Richard-Strauss-Straße, Teilabschnitt der Stadtautobahn Mittlerer Ring, wurde untertunnelt. Wenn die frisch gepflanzten Bäume einmal erwachsen sind, wird uns die romantische Allee am Arabellapark vorbeiführen, einem Park, in dem die Hochhäuser sprießen

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