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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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Kripo-Kollegen die Besatzung und die Passagiere der MS Albertina eingehend befragt. Viele Zeugen erinnerten sich an den liebevollen Umgang, den Annika Busch und Frederik Lambert miteinander gepflegt hatten. Allerdings konnte kein Zeuge Frederiks Aussage bestätigen, dass die Beziehung allein von Annika Busch ausgegangen sei. Damit konfrontiert, verwahrte sich Frederik gegen jegliche Unterstellungen, er habe etwas mit dem Mord an seiner Mutter zu tun. Und da Annika Busch tot war, würde ihm vermutlich auch niemand das Gegenteil nachweisen können.
    «Ich geh mal pissen», sagte Udo und stieg aus. «Bleib brav im Auto sitzen, bis ich zurück bin.»
    Als Udo zehn Minuten später zurückkam, roch Bastian eine Bierfahne.
    «Der Wirt hat gesagt, ich müsste was bestellen, wenn ich aufs Klo will», grinste Udo. Er fischte eine Schachtel aus der Außentasche seines Blousons und schob sich ein Bonbon in den Mund. «Sag mal, wie läuft’s eigentlich mit dir und deiner Perle?»
    «Kleiner Themenwechsel, was?»
    «Na ja, wir werden nicht alle Probleme der Mordkommission heute Nacht lösen können. Außerdem interessiert’s mich wirklich.»
    Bastian dachte daran, wie erleichtert Yasi gewesen war, als er sie nach der überstandenen Schießerei umarmt hatte. Und an ihre anschließende Enttäuschung, als sie erfuhr, wie kritisch Vogtländers Zustand war, sodass er, ohne aus der Bewusstlosigkeit zu erwachen, sofort nach Tromsø gebracht werden musste. Ihre Hoffnung, Vogtländer könne doch noch sein Gewissen erleichtern und die Wahrheit enthüllen, erhielt am nächsten Tag einen weiteren Dämpfer. Die Ärzte im Tromsøer Krankenhaus hatten den Biologen in ein künstliches Koma versetzt und waren skeptisch, ob er daraus jemals wieder erwachen würde.
    Am darauffolgenden Tag waren Yasi und Bastian nach Deutschland zurückgeflogen, beide in gedrückter Stimmung. Bastian hatte sich gefragt, was ihn in Münster erwartete, und Yasi war frustriert, weil das, was sich vor über zwanzig Jahren im Land ihres Volkes ereignet hatte, wohl niemals vollständig aufgeklärt werden würde.
    «Gut. Es läuft gut», sagte Bastian.
    Udo grinste. «Geht’s ein bisschen ausführlicher? Ich meine, wer von uns hat schon die Chance, eine Frau aus Fernost … du weißt schon.»
    Bastian überlegte, ob er Udo einen Vortrag über die besonderen Gebräuche der Mosuo halten sollte, speziell den Umgang von Männern und Frauen betreffend. Yasi hatte auch nach ihrer Rückkehr und der gemeinsamen Nacht in ihrer Wohnung nicht davon abgelassen. Und Bastian wusste nicht, ob er sich jemals daran würde gewöhnen können. Doch bevor er sich entschieden hatte, was er Udo sagen sollte, kam ihm dieser zuvor: «Ist das nicht der Typ, den wir suchen?»
    Mark Stephan schloss die Haustür auf und verschwand im Hausflur.
    «Okay, schnappen wir ihn uns», sagte Bastian.
    Sie stiegen aus, versteckten ihre Pistolenholster unter Sakko und Blouson und schlenderten über die Straße zum Hauseingang. Für die schusssicheren Westen, die im Kofferraum lagen, war es viel zu warm.
    Der alten Frau im Erdgeschoss, die auf ihr Klingeln den Türöffner betätigte, zeigten sie ihre Polizeiausweise, verbunden mit der Empfehlung, in der Wohnung zu bleiben und die Tür geschlossen zu halten. Dann gingen sie zur zweiten Etage hinauf.
    Aus der Wohnung von Mark Stephan drang laute Musik.
    Udo öffnete das Holster und legte die rechte Hand auf den Pistolengriff, während er mit der linken Hand auf den Klingelknopf drückte. Bastian folgte dem Beispiel seines Kollegen. Gewohnheitsmäßig stellten sie sich links und rechts des Türrahmens auf.
    Der Dealer hörte nichts oder war nicht auf Besuch eingestellt.
    Udo klingelte erneut. Diesmal schickte er ein «Polizei. Öffnen Sie bitte die Tür!» hinterher.
    Stephan stellte sich taub.
    Udo benutzte die Faust und hämmerte gegen das Türholz. «Polizei …»
    Weiter kam er nicht. In der Wohnung fiel ein Schuss. Bastian sah das Loch in der Tür, auf der anderen Seite des Flurs bröckelte Putz von der Wand.
    «Scheiße.» Udo machte einen Satz nach hinten. «Der Wichser schießt auf uns.»
    Wie zur Bestätigung fiel ein zweiter Schuss. Noch ein Loch in der Tür.
    Endlich überwand Bastian seine Verblüffung. Ebenso wie Udo zog er seine Pistole und richtete die entsicherte Waffe auf die Wohnungstür.
    «Du blöder durchgeknallter Junkie!», brüllte Udo.
    Überall im Haus waren plötzlich Stimmen zu hören.
    «Polizei!», rief Bastian. «Bleiben Sie in Ihren

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