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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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später kam Broschek aus seinem angrenzenden Büro.
    «Ich hab’s schon gehört.» Der Schichtleiter machte ein betrübtes Gesicht. «Tut mir echt leid, aber dass der Mistkerl eine Waffe hat, konnte wohl niemand ahnen.»
    «Ich sag nur:
ruhige Nacht
», höhnte Udo.
    «Und es kommt noch dicker.» Broschek schaute auf den Notizblock in seiner Hand. «Ein unklarer Todesfall in Lengerich. Wahrscheinlich keine Fremdeinwirkung, doch die Umstände sind etwas seltsam. Der Hausbesitzer sagt, ein Unbekannter habe bei ihm geklingelt und sei ein paar Minuten später tot zusammengebrochen. Der Notarzt hat ältere Hämatome und Anzeichen für eine schwere innere Erkrankung entdeckt, allerdings keine frischen Verletzungen. Trotzdem erschienen ihm die Angaben des Zeugen so merkwürdig, dass er die Polizei eingeschaltet hat.»
    «Lass mich raten», sagte Bastian. «Der Tote heißt Ulrich Vogtländer. Und der Mann, der den Notarzt gerufen hat, ist Frederik Lambert.»
    Broschek guckte auf seinen Zettel. «Bist du Hellseher oder was?»
    «Nein, ich habe nur gehört, dass Vogtländer sich im Münsterland aufhält. Und Frederik Lambert wohnt in Lengerich.»
    «Vogtländer ist der …»
    «Ja. Und Frederik Lambert ist der Sohn von Helene Lambert.»
    «Scheiße.» Broschek kratzte sich am Kopf. «Dann solltest du da nicht hinfahren, Bastian. Ich schicke ein anderes Team.»
    «Warum nicht?» Bastian stand auf. «Ich kenne Frederik Lambert. Ich habe auf Spitzbergen mit ihm gesprochen.»
    «Ebendeshalb. Ich will keinen Ärger mit Fahlen und der Mordkommission.»
    «Kriegst du auch nicht.» Bastian nahm dem Schichtleiter den Notizzettel ab. «Ich werde total nett und höflich mit Frederik umgehen. Kommst du, Udo?»
    Ächzend stemmte sich Udo aus seinem Stuhl hoch. «Ich hatte auf eine Pause gehofft.»
    «Später. Ich möchte die Leiche sehen, bevor sie weggeschafft wird.»
    «Mach bloß keinen Scheiß, Bastian!», rief Broschek ihm nach.

[zur Inhaltsübersicht]
Vierunddreißig
    Bastian hatte das Bild während seiner nächtlichen Einsätze schon oft gesehen. Doch jedes Mal aufs Neue wurde ihm bewusst, dass nichts so trostlos wirkte wie ein abgedunkelter Rettungswagen, der nutzlos am Straßenrand parkte. In diesem Fall stand der Notarztwagen in einer sehr sauberen und aufgeräumten Straße mit lauter herrschaftlichen Häusern und Villen, deren Besitzer einen unverbaubaren Ausblick auf die Ausläufer des Teutoburger Waldes genossen. Und er war nicht vor irgendeiner, sondern vor der größten und herrschaftlichsten Villa der Straße abgestellt. Alles andere hätte auch nicht zu Helene Lambert gepasst.
    Bastian und Udo stoppten hinter dem Rettungswagen und gingen zu den Sanitätern, die bei geöffneten Fenstern in der Fahrerkabine saßen und über Fußball diskutierten.
    «Kripo Münster», sagte Bastian. «Die Leiche ist noch im Haus?»
    «Korrekt», sagte der Sanitäter hinter dem Lenkrad. «Dr. Kleinwalter wartet drinnen auf Sie.»
    Die asphaltierte Auffahrt gabelte sich am Ende in die Zufahrt zu den Garagen und einem Kreisel mit Blumeninsel in der Mitte. Vom Kreisel führte eine breite Treppe zum Eingangsportal der Villa hinauf.
    «Du kannst ja über dieses
Baba
-Zeugs sagen, was du willst», meinte Udo. «Arm macht es jedenfalls nicht.»
    «Glücklich aber auch nicht, wie wir inzwischen wissen.» Bastian drückte auf die Türklingel.
    Sie lauschten dem klassischen Ding-dong.
    Der Hausherr kam höchstpersönlich zur Tür. Er trug Jeans und einen dunkelblauen Blazer. Die beiden obersten Knöpfe seines weißen Designer-Hemdes waren geöffnet. Der leicht verschwommene Blick seiner glitzernden Augen ließ darauf schließen, dass er sich nach dem Schreck über den plötzlichen Todesfall ein hochprozentiges Beruhigungsmittel gegönnt hatte.
    «Sie schon wieder?», sagte Frederik Lambert zur Begrüßung.
    «Die Welt ist klein», antwortete Bastian. «Wie es der Zufall will, habe ich heute Nacht Dienst.»
    «Hat ein Held wie Sie nichts Wichtigeres zu tun?» Frederik ging voraus und sprach den Satz in den leeren Raum.
    Bastian blieb nichts anderes übrig, als mit dem Hinterkopf des Firmenerben zu kommunizieren: «Was wollte Dr. Vogtländer denn bei Ihnen?»
    «Keine Ahnung. Bevor er dazu kam, es zu erklären, war er schon tot.»
    Nachdem sie die quadratische, über drei Stockwerke offene Eingangshalle durchquert hatten, gelangten sie in einen puristisch gestalteten Wohnbereich. Den einzigen Kontrast zum Weiß der Wände und der hellen Möbel bildeten

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