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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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der eichenbraune Parkettboden – und die Leiche von Ulrich Vogtländer. Tot und ohne gefütterte Wetterjacke sah der Biologe aus wie ein Haufen Knochen, der von einem Hautsack zusammengehalten wird.
    Der Notarzt, der sich in seiner weißen Kleidung kaum von dem Sessel abhob, in dem er saß, kritzelte noch etwas auf sein Klemmbrett, bevor er aufstand und den beiden Kriminalbeamten die Hand reichte: «Dr. Kleinwalter.»
    Bastian schätzte den Arzt auf Ende zwanzig. Trotzdem machte der Mann einen besonnenen und kompetenten Eindruck. Bastian konnte sich vorstellen, dass Frederik Lambert erheblichen Druck ausgeübt hatte, um Kleinwalter von einem Anruf bei der Polizei abzuhalten.
    «Was können Sie uns zu der Todesursache sagen?», fragte Bastian, nachdem er Udo und sich selbst vorgestellt hatte.
    «Nicht viel. Wie Sie auf den ersten Blick sehen, befand sich der Mann in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung. Ich tippe auf Krebs.»
    «Er hatte Lungenkrebs», bestätigte Bastian.
    Dr. Kleinwalter zog die Augenbrauen hoch. «Sie kannten ihn?»
    «Ich habe Dr. Vogtländer vor ein paar Tagen das Leben gerettet. Kurzfristig jedenfalls.»
    Kleinwalter nickte. «Lungenkrebs passt. Hinzu kommen Hämatome an Kopf und Körper, die auf Schläge und Tritte zurückzuführen sind. Keine frischen Verletzungen, wie ich ausdrücklich betone. Wenn Sie dem Mann begegnet sind, kennen Sie vielleicht auch dafür den Grund?»
    «Nun», mischte sich Frederik Lambert ein. «Ich habe dem Doktor bereits erklärt, dass Vogtländer von den Mördern meiner Mutter überfallen worden ist.»
    «Von den mutmaßlichen Mördern», korrigierte Bastian. «Das ist richtig.» Er wandte sich an den Arzt: «Können die Verletzungen und die Krebserkrankung zu dem plötzlichen Tod geführt haben?»
    «Ja und nein.» Dr. Kleinwalter hob die Schultern. «Das lässt sich nur durch eine Autopsie klären.»
    «Eine vorläufige Einschätzung?», bat Bastian.
    «Sagen wir mal so: Seine Lebenserwartung war stark limitiert. So oder so wäre er vermutlich bald gestorben. Anscheinend hat er aber auf beiden Beinen das Haus betreten, deshalb würde ich die Krebserkrankung als akute Todesursache ausschließen. Das Gleiche gilt für die Verletzungen. Allerdings kann eine Stresssituation in Kombination mit Dehydrierung und anderen Faktoren bei einem derartigen körperlichen Zustand auch zum plötzlichen Tod führen.»
    «Sag ich doch», knurrte Frederik.
    Dr. Kleinwalter guckte gereizt. «Einen natürlichen Tod kann ich nur bescheinigen, wenn ich die Todesursache kenne. Das ist hier nicht der Fall. Und da Sie und der andere Herr bestritten haben, den Toten zu kennen, blieb mir sowieso nichts anderes übrig, als die Polizei zu informieren.»
    «Welcher andere Herr?», fragte Udo.
    Frederik seufzte. «Ich hatte Besuch.»
    «Von wem, wenn ich fragen darf?»
    «Von mir.»
    Bastian kannte die Stimme. Und auch das rundliche, von leuchtenden roten Flecken auf den Wangen dominierte Gesicht des Mannes, der soeben durch die hintere Tür den Raum betrat. Veit Constantin Mergentheim. Der Unsympath, der Susanne und ihn aus der Wohnung der Witwe Mergentheim vertrieben hatte.
    «Herr Mergentheim junior», sagte Bastian. «Was für eine Überraschung.»
    Veit Constantin schnaufte. «Meine Freude hält sich in Grenzen. Ich erinnere mich noch gut an Ihren Auftritt bei meiner Mutter.»
    «Wir hatten ein Meeting», erklärte Frederik. «Es ging um die Zukunft von Lambert-Pharma. Herr Mergentheim vertritt eine der Anteilseignerfamilien.»
    «Ist mir bekannt», sagte Bastian.
    Auch Veit Constantin musste erheblich getrunken haben.
    Was nicht gegen ein geschäftliches Treffen sprach, dachte Bastian, es kam vermutlich häufig vor, dass Geschäftstermine bei diesen Schnöseln in einem Besäufnis endeten. Aber warum betonte Frederik Lambert ungefragt den sachlichen Charakter ihrer Begegnung? Waren die beiden vielleicht befreundet? Und warum hatte Frederik zunächst geleugnet, Ulrich Vogtländer zu kennen? Selbst wenn er dem Biologen nie persönlich begegnet war, musste er von dem früheren Bekannten seiner Mutter aus den Medien erfahren haben. Vogtländers Porträtfoto war in vielen Berichten aufgetaucht.
    Bastian tat so, als würde er Notizen auf seinem Schreibblock lesen. «Sie haben bei Ihrem ersten Anruf gesagt, dass ein Unbekannter vor Ihrer Tür gestanden habe?»
    «Ja, und?», fragte Frederik zurück.
    «Wollen Sie damit sagen, dass Sie Dr. Vogtländer nicht erkannt haben?»
    Der junge

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