Münsterland ist abgebrannt
dass du gehst.»
«Sofort? Bist du in Eile?»
«Nein. Ich will nicht, dass du zum Frühstück bleibst.»
«Ach. Und warum nicht?» Er fand selbst, dass er wie ein beleidigter Junge klang, den die große Schwester nicht zum Spielplatz mitnehmen will.
«Sieh mal, Bastian, eine Liebesnacht ist das eine, ein Frühstück danach hat etwas viel Intimeres. Noch dazu im Haus der Frau. Du könntest auf die Idee kommen, dass wir eine Beziehung haben, dass wir verpflichtet sind, darüber zu reden, wo und wie und mit wem wir die Abende und Nächte verbringen.»
Er begriff immer noch nicht, was da gerade ablief. «Entschuldige, habe ich irgendwas verkehrt gemacht? Habe ich etwas gesagt oder getan, das dir nicht gefallen hat?»
«Nein, hast du nicht.» Sie strich mit dem Handrücken über seine Wange. «Es war schön mit dir, eine tolle Nacht. Und vielleicht wiederholen wir sie irgendwann. Wenn ich Lust dazu habe. Und du auch.»
«Schön. Vielleicht erklärst du mir dann ja, was mit dir los ist.» Bastian drehte sich um, marschierte in seinen Boxershorts ins Schlafzimmer zurück, zog sich hastig an und verließ die Wohnung ohne ein Wort des Abschieds. Das Knallen der Tür dröhnte ihm noch in den Ohren, als er auf der Straße stand. So nackt und gedemütigt wie in diesem Moment hatte er sich zuletzt gefühlt, als er von seinem Erdkundelehrer beim Onanieren auf der Schultoilette erwischt worden war. Was sollte das? War Yasi eine Nymphomanin, die für jeden abgeschleppten Kerl eine Kerbe in ihr Teakholzbett ritzte?
Vielleicht wiederholen wir das Ganze. Wenn ich Lust dazu habe.
Na toll.
Rufen Sie nicht uns an, wir rufen Sie an.
Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn eine solche Nacht keinen Haken gehabt hätte.
Er schloss sein Fahrrad auf und fuhr nach Hause. Wenn er sich beeilte, schaffte er es, zu duschen und zu frühstücken, bevor Susanne aufkreuzte, um ihn abzuholen. Mit viel Glück würde er bis dahin seine Fassung zurückgewonnen haben und sich nichts anmerken lassen.
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Susanne war schon da. Eine halbe Stunde zu früh. Saß in ihrem Wagen, der halb auf dem Bürgersteig parkte, und spielte mit ihrem Handy. Eine Sekunde später klingelte Bastians Gerät in der Jackentasche.
Er stellte das Fahrrad vor dem Haus ab und ging zu Susanne, die inzwischen ausgestiegen war. «Ich musste schnell noch was erledigen.»
Sie musterte ihn skeptisch. Wahrscheinlich fiel ihr auf, dass er dieselben Sachen wie am Vortag trug und sich nicht rasiert hatte. Frauen hatten einen Blick für so was.
«Wie heißt sie denn? Kenne ich sie?»
«Susanne!»
«Okay. Ich dachte, du bietest mir einen Kaffee an.»
«Lass uns unterwegs einen besorgen, ja?» Bastian ging zur Beifahrerseite und warf sich demonstrativ auf den Sitz. Das, was er jetzt am wenigsten brauchte, war eine Beichte. Zumal ohne Beichtgeheimnis. Die Nachricht, dass er die neue Rechtsmedizinerin gevögelt hatte, würde im Präsidium so schnell die Runde machen, dass sie am Abend schon am Schwarzen Brett hing. Unter der Rubrik
Wussten Sie schon?.
Die ersten Minuten fuhren sie schweigend. Susanne guckte starr auf die Straße, als wäre zwischen Fahrer- und Beifahrersitz eine unsichtbare Scheibe hochgegangen. Als auf der rechten Seite eine Tankstelle auftauchte, sagte Bastian: «Halt mal an, ich hole uns zwei Kaffee.»
Bastian dachte sogar daran, dass Susanne ihren ohne Milch und Zucker trank. Das taute die Stimmung im Wagen ein wenig auf, wenngleich bis Nordwalde kein Frühling ausbrach. Bastian war froh, als sie endlich den kleinen Ort nördlich von Altenberge erreichten.
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Mergentheims Putzfrau, die ihnen bei der Arbeitsaufteilung am Vortag zwecks einer erneuten Befragung zugeteilt worden war, wohnte in einem kleinen Klinkerbau an einer vielbefahrenen Straße.
Die Putzfrau stammte aus Polen, lebte aber schon so lange im Münsterland, dass sie sich nur noch gelegentlich in deutschen Satzkonstruktionen verhedderte. Die Polizisten fragten, ob ihr in letzter Zeit mal eine Frau in Mergentheims Haus begegnet sei.
«Nein. Begegnet nicht.»
Bastian schaute die Frau auffordernd an. Da kam doch noch was.
«Aber …»
«Ja?»
«Ich glaube, dass eine Frau war da. Oder mehrere. Verschiedene, meine ich.»
«Wie kommen Sie denn darauf?»
«Weil da so ein Geruch nach Frau war im Haus, vor allem im Schlafzimmer von Herrn Mergentheim. Sie wissen schon, Körpergeruch und Parfüm. So ein Parfüm, das Herr Mergentheim nicht benutzt. Süßlicher.»
«Wie oft haben Sie diese Gerüche
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