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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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die Wohnungsbesitzerin derzeit die Friedhofsseite favorisierte, sie hatte nicht nur den Namen ihres Exmannes beibehalten, sie trug auch Schwarz und tränenverschmierte Wimperntusche. Bastian und Susanne tauschten einen wissenden Blick aus: Vor ihnen stand eine Möchtegernwitwe, die die Scheidung anscheinend nie verwunden hatte.
    Nur widerwillig erhielten die Polizisten Einlass, sie habe doch schon alles gesagt, murmelte Frau Mergentheim und verschwand erst einmal für ein Telefonat im Nebenraum.
    «Ich glaube, wir machen einen Fehler», flüsterte Susanne.
    Auch Bastian fühlte sich unbehaglich, mochte es aber nicht zugeben. «Ach was. Nur ein paar Fragen, dann sind wir weg.»
    Als das Telefonat erledigt war, blieb die Trauernde so wortkarg wie zuvor. Nein, abgesehen von den Affären mit den Sekretärinnen, wisse sie nichts über das Liebesleben ihres Mannes. Und das, was die Dame und der Herr von der Polizei da andeuteten, dass Carl Benedikt professionelle Dienste in Anspruch genommen habe, das sei eine blanke Unverschämtheit.
    Nachdem sie ein paar Mal auf ihre Armbanduhr und zur Wohnungstür geschaut hatte, war sich Bastian sicher, dass die Mergentheim jemanden zu ihrer Unterstützung herbestellt hatte. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sich die Tür öffnete und ein etwa dreißigjähriger Mann mit hochrotem Kopf und Business-Anzug in die Gesprächsrunde platzte: «Wie kommen Sie dazu, meine Mutter zu überfallen? Falls es noch etwas zu besprechen gibt, melden Sie sich bitte vorher an. Wir werden dann unseren juristischen Beistand hinzuziehen.»
    «Schon gut.» Susanne stand auf. «Wir werden Sie nicht länger belästigen.»
    Veit Constantin stemmte seine rosigen Fäuste in die Hüften. «Das will ich hoffen.»
    Das Macho-Gehabe des Prinzen wirkte lächerlich. Allerdings nur halb so lächerlich wie ihr eigener unrühmlicher Abgang, fand Bastian.
    «Was für eine Scheiße», maulte Susanne, als sie aus dem Schattenreich des Hausflurs in die glühend heiße Mittagssonne traten. «Ich hätte mich nicht auf deine blöde Idee einlassen sollen. Das riecht nach Ärger.»
    |||||
    Der Ärger kam in Gestalt von Dirk Fahlen. Sie hatten gerade ihre Berichte abgeschickt, Bastian nutzte dazu einen verwaisten Schreibtisch im Büro seiner Kollegin, da stürmte der MK -Leiter ohne Vorwarnung herein: «Ratet mal, wen ich gerade am Telefon hatte?»
    Susanne verdrehte die Augen: «Ich kann’s mir denken.»
    «Den Rechtsanwalt der Familie Mergentheim. Und wisst ihr was? Der Mann hat sogar recht. Was hat euch das Gehirn vernebelt, die Frau mit so einem Mist zu behelligen?»
    «Es war den Versuch wert», kam Bastian seiner Kollegin zu Hilfe. «Wir hatten Grund zu der Annahme …»
    «Ach ja?», unterbrach der MK -Leiter. «Schön, dass ihr eure Annahmen sofort irgendwelchen Zeugen mitteilt. Soll ich dir den Dienstweg aufmalen, Matt? Zuerst informiert ihr mich. Und ich entscheide, was dann passiert.»
    Bastian stöhnte innerlich und berichtete, was sie von der Putzfrau erfahren hatten.
    Fahlen grinste gönnerhaft. «Das wissen wir längst, wir haben einen Tipp von einem ehemaligen Manager der Bank bekommen. Mergentheim hat nach ein paar Gläsern mal durchblicken lassen, dass er sich ab und zu eine Frau nach Hause bestellt. Ich bin sicher, wir werden die Prostituierte bald haben. Geräuschlos.» Der MK -Leiter ging zur Tür. «Übrigens, Matt: Noch so ein Alleingang und du bist schneller zurück in der K-Wache, als du bis drei zählen kannst.»
    Fahlen verschwand grußlos. Und seine Drohung erschien Bastian fast wie eine Verheißung. Verglichen mit dem harschen Ton bei den Mordermittlern, war die K-Wache die reinste Kuschelgruppe.
    «Ich bin mal für zwei Stunden weg», sagte Susanne und schnappte ihren Autoschlüssel von der Schreibtischplatte. «Meine Tochter hat einen Termin beim Gynäkologen.»
    Bastian erinnerte sich, dass Susanne alleinerziehende Mutter war. «Wie alt ist sie denn?»
    «Vierzehn. Und ich sage dir, die Pubertät bei Mädchen ist keine vergnügungssteuerpflichtige Veranstaltung. Lies die Akten, bis ich zurück bin, zur MK -Sitzung müssen wir auf dem aktuellen Stand sein.»
    «Keine Angst», erwiderte Bastian. «Ich werde ganz brav sein.»
    Kaum hatte Susanne den Raum verlassen, ging Bastian ins Internet. Etwas beschäftigte ihn schon den ganzen Vormittag. Er gab den Begriff
Mosuo
ein und las sich durch das, was ihm die Suchmaschine anbot. Viele Jahrhunderte lang, so erfuhr er, lebten die Mosuo fast

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