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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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sich lieber erlauben, noch eine Weile zu hoffen. Man konnte ja nie wissen. Wenn es etwas gab, was in diesem verfluchten Job sicher war, dann ja wohl das.
    Dass man nie wissen konnte.
    Er schlug seinen Kragen gegen den Regen hoch und schob die Hände mit einem vorsichtigen Optimismus in die Manteltaschen.

4
    Jung hatte Kopfschmerzen.
    Das hatte seinen Grund, und ohne die Lage seinen Kollegen zu offenbaren, nahm er die Straßenbahn zum Armastenplejn, wo Palinski wohnte. Es war einer dieser Tage, an denen es sich
nicht lohnte, sich zu beeilen, redete er sich mit pädagogischem Nachdruck ein.
    Die Bahn war zu dieser unchristlichen Sonntagszeit fast menschenleer, und während er auf dem zerkratzten Sitz hin und her gerüttelt wurde, versuchte er zwei Brausetabletten in die Cocacoladose hineinzudrücken, die er in der Kantine gekauft hatte. Das Ergebnis war erschreckend. Durch die Schaumentwicklung wurde er gezwungen, das perlende Getränk so schnell wie möglich in sich hineinzuschlürfen. Dennoch bekam er einige Flecken auf Jacke und Hose ab, was ihm schräge Blicke von vier sittsamen Frauenaugen einbrachte, die ein paar Reihen hinter ihm hervorstachen. Die Damen waren höchstwahrscheinlich auf dem Weg zur Kirche, um ihre äußerst wohlverdiente Gnade zu empfangen. Diese frisch gebügelten Damen.
    Auch egal, dachte Junge. Starrte zurück und wischte sich so gut es ging mit dem Schal ab.
    Die Kopfschmerzen schwebten noch über ihm, als er ausstieg. Er fand das richtige Haus und direkt daneben ein geöffnetes Cafe. Nach einigen Sekunden des Zögerns ging er in das Cafe und bestellte sich eine Tasse Kaffee.
    Man sollte eben keinen Alkohol trinken, wenn man Dienstbereitschaft hat! Das war natürlich eine alte, kluge Regel, aber schließlich war es Maureens Geburtstag gewesen, und ab und zu muss man Prioritäten setzen. Außerdem hatten sie endlich einmal die Wohnung für sich gehabt – genau genommen zum ersten Mal, seit sie Ende August zusammengezogen waren. Sophie hatte bei einer Freundin übernachtet. Oder vielleicht auch bei einem Freund, sie war ja schon bald siebzehn.
    Sie hatten stundenlang gegessen und getrunken. Hatten sich vor dem Fernseher einen teuren Rioja geteilt. Sich dann anderthalb Stunden geliebt. Mindestens. Er erinnerte sich noch daran, dass er auf die Uhr gesehen hatte, als sie fünf nach halb vier zeigte.
    Der Diensthabende hatte um Viertel vor sechs angerufen.
    Ich bin heute ein Wrack, dachte Jung. Aber ein ziemlich junges und glückliches Wrack.

    Er trank seinen Kaffee und bestellte noch eine Tasse.
     
    Palinski sah auch wie ein Wrack aus, nur vierzig Jahre älter. Sein weißes Hemd war gestern Abend möglicherweise sauber gewesen, aber nach den gestrigen Alkoholeskapaden war es nicht mehr besonders imponierend. Unten ragten zwei dünne, armselige Beine heraus, mit Krampfadern und grauen, heruntergerutschten Strümpfen. Der Kopf balancierte auf einem zerbrechlichen Stiel von einem Hals und sah aus, als könnte er jeden Moment herunterfallen. Die Hände zitterten wie Lerchenflügel, die Aufhängung des Unterkiefers funktionierte nicht.
    Verdammte Scheiße, dachte Jung und hielt Palinski seinen Polizeiausweis unter die Nase. Hier stehe ich Auge in Auge mit meiner eigenen Zukunft.
    »Polizei«, sagte er. »Darf ich reinkommen?«
    Palinski hustete. Dann schloss er die Augen.
    Kopfschmerzen, diagnostizierte Jung wissend und schob sich durch die Tür.
    »Was wollen Sie? Mir geht es nicht gut.«
    »Sie haben einen Kater«, sagte Jung. »Stellen Sie sich nicht so an.«
    »Nein ... ja«, sagte Palinski. »Wie meinen Sie das?«
    »Wissen Sie nicht, was ein Kater ist?«
    Palinski antwortete nicht, sondern hustete noch mehr Schleim hoch, den er hinunterschluckte. Jung sah sich nach einem Spucknapf um und atmete ganz flach. Die Luft in der Wohnung war voll mit verrauchtem Altmännergeruch. Tabak. Ungewaschene Kleidung. Schmutziger Fußboden. Er fand die Küche, und es gelang ihm, dort ein Fenster zu öffnen. Er ließ sich an dem wackligen Tisch nieder und gab seinem Gastgeber ein Zeichen, es ihm nachzutun.
    »Vielleicht sollte ich vorher ein Pulver nehmen«, krächzte Palinski und schlurfte in einen Raum, der wohl das Badezimmer war.
    »Bitte«, rief Jung ihm hinterher. »Ich warte hier auf Sie.«
    Es dauerte fünf Minuten. Dann kam Palinski in einem
ausgefransten Bademantel und mit frisch gewaschenem Gesicht zurück. Offensichtlich auch ein wenig selbstbewusster.
    »Was, zum Teufel, wollen Sie?«, fragte

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