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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Schloss war aufgesprungen, die Tür leicht geöffnet. Ich schob meine Schnauze in den offenen Spalt, drückte gegen die Innenseite der Tür, wobei mir völlig egal war, dass deren scharfe Kante sich in meine Schnauze ritzte und diese leicht zu bluten begann, und bekam schließlich die Tür auf. In dem umgekippten Auto lag Champion auf der Seitenwand. Er war bewusstlos, atmete aber glücklicherweise noch. Er hatte sich bei dem Sturz ganz offensichtlich den Kopf schwer gestoßen. Ich stieg in das Audoo hinein, wankte auf dem schiefen Boden zu ihm hin und schleckte ihm sanft über die Schnauze – bei Naia, dass ich ihm noch mal so nahe sein durfte –, und er wachte auf.
    Mit Tränen des Glücks lächelte ich: «Es ist so wunderbar, dich zu sehen!»
    Mein Traum vom Leben würde sich doch noch erfüllen: Wir konnten jetzt eine Familie werden! Das wollte ich Champion auch sofort sagen, doch er sah mich so verwirrt an und fragte: «Ähem … kennen wir uns?»
    «Das ist jetzt kein wirklich lustiger Scherz», erwiderte ich.
    Doch Champion sagte nur, völlig ernst und ganz ohne zu scherzen: «Ich habe keine Ahnung, wer du bist.»

Kapitel 24
    Champion erkannte mich nicht.
    Bei Naia, er erkannte mich nicht!
    «Ich bin’s, Lolle!», sagte ich.
    «Tut mir leid, bei dem Namen klingelt keine Kuhglocke», antwortete Champion. «Müssten wir uns denn kennen?»
    Da musste ich glatt hysterisch aufkieksen. Ich war die Kuh, mit der er ein Jahr, also ein Drittel unseres Lebens, zusammen gewesen war und die er geschwängert hatte, da wäre es doch ganz nett gewesen, wenn er eine flüchtige Ahnung gehabt hätte, wer ich war!
    «Hey, ihr beiden Turteltauben», rief Hilde in das Audoo hinein, «wir sollten abhauen, bevor der Bauer wieder aufwacht.»
    «Welcher Bauer?», fragte Champion, während er sich aufrappelte.
    «Hmm, mal überlegen», antwortete Hilde, «vielleicht der Bauer, der uns umbringen will … ja, ich denke, der könnte es sein.»
    «Uns will jemand umbringen?», rief Champion erschrocken.
    Hilde warf mir einen erstaunten Blick zu, da Champion so überrascht war.
    Vorsichtig fragte ich: «Du kannst dich wirklich an nichts mehr erinnern?»
    «Nein», stammelte er.
    Und Hilde stellte erstaunt fest: «Er leidet unter Gedächtnisverlust.»
    Es war kaum zu fassen, aber eine andere Erklärung gab es nun mal nicht für Champions Verhalten.
    «Vielleicht», hoffte ich verzweifelt, «hat Radieschen ein Rezept von Oma Hamm-Hamm dagegen.»
    «Falls ja», antwortete Hilde, «hat es bestimmt was mit Draufpinkeln zu tun.»
    «Ihr wollt auf mich pinkeln?» Champion wurde von Sekunde zu Sekunde verwirrter. «Was für eine Sorte Kühe seid ihr?»
    Am liebsten hätte ich laut gemuht, dass ich zu der Sorte Kühe gehörte, die ein Kalb von ihm in sich trägt, doch Hilde drängelte: «Kommt erst mal aus diesem Audoo raus!»
    Wir sprangen aus dem umgekippten Gefährt. Davor wartete schon Susi, ihre Augen funkelten vor Wut, und sie begrüßte Champion mit bitterer Stimme: «Hallo.»
    «Hallo», antwortete Champion unsicher, da trat Susi ihm schon mit ihrem Vorderhuf volle Milchkanne gegen das Bein.
    «Ah!», schrie Champion auf, «was soll das denn?»
    «Das fragst du noch?», motzte Susi und trat ihn noch mal. Diesmal an eine noch schmerzlichere Stelle.
    «Direktemente in die Oboe de Amore», sagte Giacomo, der mittlerweile wieder zu uns gestoßen war, voller Mitgefühl. «Jetzt ist es die Guitar de Unfruchtbar.»
    Hilde pflaumte den Kater an: «Das war ja eben sehr mutig, einfach so abzuhauen!»
    Giacomo blickte zu Boden und wollte am liebsten darin versinken: «Wenn es werde ernste, ich lasse immer alle in die Stich. So wie meine Frauche.»
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich ihn gefragt, wie und wo genau er sein Frauchen im Stich gelassen hatte, doch ich konnte mich auf gar nichts anderes als auf Champion konzentrieren. Während seine Pupillen in den Augen unkontrolliert im Kreise rollten, quiekte er Susi an: «Warum trittst du mich …?»
    «Wahnsinn», staunte Radieschen, «er kann ja so hoch zwitschern wie eine Amsel.»
    Susi motzte: «Gleich zwitschert er wie eine tote Amsel!»
    Radieschen wollte sie korrigieren: «Eine tote Amsel kann gar nicht zwitschern …»
    «Das ist mir so was von scheißegal, was so eine bescheuerte tote Amsel kann oder nicht!»
    Ich versuchte, Susi zu erklären: «Champion hat sich im Audoo den Kopf gestoßen und …»
    «Champion?», unterbrach er mich kieksend, während er versuchte, seine Augen wieder zu

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