MUH!
fokussieren. «Ist das mein Name?»
«Sì», antwortete Giacomo, «aber manchemale die Nomene iste nicht die Omene.»
«Was für eine Oma?» Champion verstand rein gar nichts mehr.
«Könnt ihr mal alle die Klappe halten?», blaffte Susi zurück. «Ich kann mich gar nicht darauf konzentrieren, zuzutreten.»
Susi wollte Champion wieder eins mit den Hufen verpassen. Im letzten Moment sprang ich dazwischen: «Susi, er kann sich an nichts erinnern!»
Das machte sie für einen Moment sprachlos.
«Er weiß nicht, wer wir sind», erklärte ich traurig.
Susi war völlig perplex und brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln. Dann zischte sie: «Das würde ich an seiner Stelle auch behaupten.»
«Ich habe mal vorgespielte eine Amnesie», erzählte Giacomo, «damals, als meine damalige Braut mich hatte erwischte … mit ihre drei Schwestern.»
Radieschen wandte traurig ihren Kopf zur Seite, und ich ahnte, warum. Es lag nicht an Champion, sie erinnerte sich in diesem Moment an ihre heißgeliebte Oma Hamm-Hamm. Die hatte in den letzten Monaten ihres Lebens sehr abgebaut und auch an Gedächtnisverlust gelitten. Der hatte dazu geführt, dass sie sich kaum noch mit Radieschen unterhalten hatte, dafür aber stets sehr angeregt mit dem Apfelbaum auf unserer Weide.
Hinter uns begann der Bauer zu stöhnen. Wir sahen zu ihm: Er war drauf und dran, wieder zu sich zu kommen. Hilde ging gemessenen Schrittes zu ihm rüber, trat ihn mit den Hufen nieder, und er verlor noch mal das Bewusstsein.
Champion schluckte: «Ihr Kühe seid aber ganz schön rabiat.»
«Wir können noch viel rabiater!», drohte Susi ihm, und er schluckte noch mehr. Selten hatte ich Champion so verunsichert gesehen. Eigentlich nur ein einziges Mal, und da auch auf eine andere Art und Weise. Damals, an jenem warmen Frühlingstag, als er mir auf der Weide seine Liebe gestanden hatte, indem er mir mit seiner Schnauze eine Löwenzahnblume überreicht hatte.
«Wir müsse jetzt endlich mache die Verschwindibus!», drängelte Giacomo. «Die Mensche es nicht möge, wenn Tiere sie angreife. Dann mache sie große Jagd auf sie. Und jetzt werde sie mache große Jagd auf euch Kühe!»
Das klang nicht gut, ganz und gar nicht gut. Daher fragte ich: «Was sollen wir tun?»
«Habe keine Angste», grinste Giacomo. «Ich habe eine super Idee!»
«Warum nur», seufzte Hilde, «beruhigt mich das nicht?»
«Weil die Idee eine Hake habe, vermute ich», antwortete der Kater. «Wollte ihr wisse, welcher Hake das iste?»
Wir alle schüttelten den Kopf.
«Ich erzähle euch dennoch», lächelte der Kater. «Wir müsse erste mal durch die Stadt!»
Kapitel 25
Während wir auf der Landstraße Richtung Sonnenuntergang trotteten, wechselten wir untereinander kaum ein Wort: Susi hatte endlich akzeptiert, dass Champion sich an nichts mehr erinnern konnte, und verzichtete auf weitere Huftritte. Allerdings tat dies ihrem Zorn keinen Abbruch. Sie warf ihm stets wütende Seitenblicke zu, und er war auf Abstand zu ihr bedacht. Untypisch für einen Stier, lief Champion nur mit uns Kühen mit, anstatt sich an die Spitze der Herde zu setzen. Er spürte, dass er in der fremden Umgebung, die er nicht mal ansatzweise begriff, ohne uns verloren war. Leider konnten wir ihm nicht aus seiner Verwirrung heraushelfen. Zum einen fanden wir uns in der neuen Welt selbst kaum besser zurecht, und zum anderen hatte Radieschen kein Rezept gegen Gedächtnisverlust parat. Hätte sie eins besessen, so erklärte sie uns, hätte sie es damals schon bei Oma Hamm-Hamm angewandt und wäre nicht so eifersüchtig auf den Apfelbaum gewesen.
Die ganze Zeit rang ich mit mir selber: Sollte ich Champion beichten, dass ich schwanger war? Doch was sollte das bringen? Er erkannte mich ja nicht einmal, da war die Wahrscheinlichkeit, dass bei ihm Vaterfreuden ausbrechen würden, doch relativ gering. Außerdem hatte er mit der ganzen Situation ohnehin sehr zu kämpfen, da durfte ich ihn doch nicht noch mehr belasten. So beschloss ich, meine Schwangerschaft erst mal für mich zu behalten.
Nach einiger Zeit näherten wir uns Cuxhave. Wir sahen vor uns Häuser, die um so vieles höher waren als das unseres Bauern, dafür aber auf ihre Art mindestens genauso schäbig wirkten. In diesen riesigen, grauen, dreckigen Ställen mussten viele Menschen wohnen, so viel war klar. So, wie diese Häuser aussahen, wäre es nicht verwunderlich, wenn die Menschen hier auch gerne Scheißkorn tränken.
Wir verließen die Landstraße und gingen
Weitere Kostenlose Bücher