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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Champion zu.
    «Bei Hurlo, ist das schön, dich zu hören!», kam es von ihm zurück.
    Hurlo war der heilige Gott der Stiere. Und seine Liebesgeschichte mit Naia war so überwältigend wie verwickelt.

Naia und die Liebe
    Naia sah an, was sie gemacht hatte, und siehe, der Stier war unglaublich. Hurlos Fell war glänzender als die Sonne, seine Fesseln stärker als die Erde und sein Gemächt so groß, dass der Regenwurm zu Naia sprach: «Da ist wohl die Phantasie etwas mit dir durchgegangen.»
    Hurlo besaß Augen, bei deren Blau Bergseen neidisch wurden. Er blickte Naia mit diesen wundervollen Augen verliebt an, und endlich schien Naia das Glück gefunden zu haben, nach dem sie sich so sehr gesehnt hatte.
    Hurlo und Naia machten auf der Stelle Liebe. Sechs Tage lang ohne Unterlass. Am siebten aber wollte Naia reden, mehr über Hurlos Seele erfahren. Dabei deutete sie auf einen bezaubernden Schmetterling, der in den großartigsten Farben schillerte, die es auf der Welt gab, und fragte: «Ist der nicht wunderschön?»
    Hurlo betrachtete sich den Schmetterling und antwortete nach einer Weile: «Geht so …»
    Da merkte Naia das erste Mal, dass Männchen womöglich an einem gewissen Mangel an Feingefühl litten. Oder, besser gesagt, nicht die Männchen litten darunter, sondern die Weibchen.
    Naia war zu müde, um weiterzureden, und schlief ein. Als sie wieder erwachte, war die Abendsonne am Himmel schon rot, und Hurlo war nirgendwo zu sehen. Sie machte sich sofort auf die Suche nach ihm. Sie fand ihn, als er gerade eine Kuh bestieg. Der Regenwurm sah dies ebenfalls und sprach zu Naia: «Du hättest eben nicht das Gemächt erfinden sollen.»
    Naia aber sah nur, dass viele andere Kühe beglückt auf der Weide lagen, auch bei ihnen war Hurlo schon gewesen. Der Anblick der seligen Kühe machte Naia so traurig, dass sie davonlief. Die Gotteskuh rannte und rannte und erreichte die Bäume am Ende der Welt, die sie errichtet hatte, damit niemand in die unendliche Milch fällt. Sie traf auf einen riesigen Bären namens Praxx, befahl ihm, darauf zu achten, dass niemand den Wald betrat, lief durch ebenjenen Wald hindurch, erreichte die unendliche Milch und sprang hinein. Ihre Tränen vermischten sich mit der Milch und verdarben sie. Und so entstand die unendliche Milch der Verdammnis.
    «Du bist frei!», rief ich Champion zu.
    «Das glaube ich nicht», erwiderte der.
    «Warum denn nicht?», fragte ich irritiert zurück.
    «Nun, weil die Tür zu ist.»
    Ich sah genauer hin, und tatsächlich: Ein Schloss hing dran. Und es war verschlossen.
    «Mist!», fluchte Hilde. «Wie sollen wir den Deppen da rauskriegen, bevor der Bauer wach wird?»
    «Meint die mit Deppen etwa mich?», fragte Champion beleidigt.
    «Vielleicht», schlug ich vor, «geht das Schloss kaputt, wenn wir das Audoo umkippen. Wenn wir uns alle dagegenstemmen, müsste es klappen.»
    «Das hier wird ja von Sekunde zu Sekunde besser», schnaubte Hilde genervt, presste aber dennoch gemeinsam mit mir und Radieschen ihre Schnauze gegen das Audoo. Mit aller Macht drückten wir gegen die Seite des Wagens. Das Gefährt wackelte, aber wir drei schafften es einfach nicht, es umzukippen. Dazu brauchten wir noch etwas Hilfe. Und die konnte nur von einer kommen: von Susi, die mittlerweile hinter uns stand und unser Treiben beobachtete.
    «Mach mit!», forderte ich sie auf.
    «Warum sollte ich?»
    «Weil es das Richtige ist.»
    «Er hat mich betrogen.»
    «Also, eigentlich hat er mich mit dir betrogen», schnaubte ich nun. Ihre Selbstgerechtigkeit machte mich richtig wütend.
    «Ich glaub nicht», raunte Radieschen mir leise zu, «dass Susi uns hilft, wenn du dich mit ihr streitest.»
    Damit hatte sie natürlich recht. Hier ging es um ein Leben, nicht um meine verletzten Gefühle. Auch wenn es mir nicht gefiel, ich musste meinen Ärger herunterschlucken. Also knirschte ich ein bisschen mit den Zähnen und fragte dann: «Gut, Champion hat dich betrogen, aber hat er deswegen den Tod verdient?»
    Man sah Susi an, dass sie am liebsten «Ja» geantwortet hätte, aber immerhin brachte sie das nicht über die Kuhlippen. Stumm stellte sie sich neben uns, und mit vereinten Kräften drückten wir ächzend mit unseren Schnauzen gegen das Audoo, bis es laut scheppernd zur Seite krachte.
    Champion schrie dabei laut auf, offensichtlich war er bei dem Fall mit dem Körper – oder vielleicht sogar mit dem Kopf – gegen die Innenwand des großen Audoos geknallt. Ich rannte zur Tür des Wagens: Das

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