Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert
Massenflucht in den 90er Jahren von rund 5000 Albanern in die westlichen Botschaften war nur der Vorbote mehrerer weiterer Emigrationswellen, weil viele Albaner für sich keine Zukunft mehr in Albanien sahen. 1998 erklärten 48 Prozent der Befragten, sie würden Albanien gern dauerhaft verlassen.» (Will 2013) Die seitdem anhaltende Emigration nach Deutschland, Italien, Griechenland und in andere Länder ermöglichte es immerhin vielen Familien in Albanien , sich durch Remittenzen über Wasser zu halten. Albanien hatte 2010 die gröÃte Auswanderergemeinde aller Balkanstaaten (44,9 Prozent) und die höchste Rücküberweisungsrate, nämlich fast 13 Prozent des Bruttoinlandprodukts: über eine Milliarde US-Dollar (ebd.). Negative Begleiterscheinung im Land ist â wie woanders auch â ein brain drain fähiger Köpfe. «Familienväter hatten dabei zunächst die Absicht, ihre Familien durch Geldtransfers zu unterstützen sowie Geld zu sparen, um sich nach der Rückkehr eine Existenz aufzubauen, entschieden sich bei einem gesicherten Status aber oft dafür, ihre Familien nachzuholen. Alleinstehende Emigranten zielten eher von vornherein auf eine endgültige Auswanderung ab. Die zurückgehende Bevölkerungszahl Albaniens ist sowohl auf sinkende Geburtenraten als auch auf die Emigration zurückzuführen.» (Schmidt-Neke 2013)
Mit den jugoslavischen Kriegen Anfang der 1990er Jahre stiegen die Zahlen noch einmal an. Die Kriegswirren brachten ZehntausendeKroaten und Bosnier nach Deutschland, darunter viele Muslime. Noch heute leben weltweit wahrscheinlich mehr Bosnier auÃerhalb von Bosnien als innerhalb. Zeitzeichen sind eine gewisse Verödung des bosnischen Kernlandes, die Ãberalterung und Ausblutung vieler bosnischer Städte und ein gewisser Pessimismus unter den Bosniern in Bezug auf die Zukunft des Landes.
Das liberale deutsche Asylrecht leistete in dieser Phase Beträchtliches, öffnete aber auch einem subtilen Missbrauch Tür und Tor, dessen Symptome Kriminalität, organisiertes Verbrechen und illegale Zuwanderung waren. Ein besonders neuralgischer Punkt in Deutschland ist das Thema â¹Missbrauch der Sozialsystemeâº[ 10 ] â eine direkte Folge der desaströsen Migrationspolitik. Mit der Einschränkung des Asylrechts 1993 fiel die Kurve der Asylanten wieder ab. Ein neuer Wellenberg zeichnet sich seit dem Wegfall der Visumspflicht seit 2007 für einige Länder des westlichen Balkans ab: Allein im Oktober 2012 wurden 10.000 Asylanträge gestellt, vorwiegend von Roma aus Serbien, Mazedonien und Bulgarien, deren Integration auf neue, unbekannte Hindernisse stöÃt (Gezer 2012).
Aussiedler und Volksdeutsche
Die letzte für die Migration und die Sprachsituation wichtige Migrantengruppe waren die sogenannten Aussiedler aus Osteuropa. Dies sind deutsche oder deutschstämmige Minderheiten, die besondere Vorrechte genieÃen und die deutsche Staatsbürgerschaft ohne weiteres erlangen. «Bis 1987 kamen 1,4 Millionen Aussiedler nach Westdeutschland, die meisten (â¦) aus Polen. (â¦) Insgesamt wanderten zwischen 1991 und 2006 rund 1,9 Millionen Menschen als Aussiedler nach Deutschland ein, vornehmlich aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion» (Klingholz et al. 2008, 14), z.B. aus Kasachstan.
«Die liberale Ausreisepolitik unter GorbaÄev machte eine Einreise der deutschen Spätaussiedler in gröÃerem Umfang möglich. (â¦) Mit der politischen Ãffnung der UdSSR Mitte der 80er Jahre und dem bald darauf folgenden Zerfall des Landes setzte eine starke Auswanderungsbewegung nach Westeuropa, Israel und Amerika ein, die bis heute anhält. Im Laufe dieser sogenannten vierten Emigrationswelle[ 11 ] wurden in den Jahren 1990 bis 1999 über 1,5 Millionen Zuzüge aus der ehemaligen Sowjetunion nachDeutschland registriert. Die Zuwanderung konzentrierte sich v.a. auf die gröÃeren Städte und Ballungszentren, wobei Berlin als â¹Eingangstor nach Deutschland⺠(â¦) ein herausragendes Ziel darstellte. Ãber 100.000 Bürger der früheren UdSSR, meist Russlanddeutsche, Personen jüdischer Herkunft und Russen, leben in der Hauptstadt. Damit bildet die russische Sprache nach dem Türkischen die zweitgröÃte Minderheitensprache, die seit einem Jahrzehnt im Kontakt mit dem Deutschen steht.» (Goldbach 2005, 11, 22)
Sagen wir es noch etwas genauer:
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