Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert
Bei den russlanddeutschen (Spät-)Aussiedlern «handelt es sich um Menschen mit deutschen Vorfahren, die im ehemaligen deutschen Siedlungsgebiet in der Sowjetunion aufgewachsen sind und (â¦) einen Anspruch auf Einbürgerung (â¦) haben. Wichtigste Herkunftsländer sind die Russische Föderation (hier v.a. Sibirien und das Wolga-Gebiet), Kasachstan, die Ukraine und Kirgisistan. Insgesamt sind zwischen 1990 und 2005 2.079.033 Menschen (â¦) in die BRD eingewandert (â¦).» Es ergibt sich eine Gesamtzahl von circa 2,5 Millionen. Die â¹Volksdeutschen⺠oder emigrierten Russlanddeutschen sprechen neben Russisch ein altertümlich anmutendes dialektales Deutsch, das Ãberschneidungen mit dem Russischen aufweist und sich auch auf russischem Boden erhalten hat. In Russland/Sibirien sind die Volksdeutschen zweisprachig und kommen schon mit einem â¹Paket⺠an deutsch-russischen Interferenzen nach Deutschland (z.B. Kasusschwankungen), die dann auf das Deutsche einzuwirken beginnen (Blankenhorn 1993, 2003). Zur Zeit liegt die Zahl der Neuzuwanderer bei weniger als 6000 Personen jährlich. Aussiedler sind in festen Familien organisiert, die oft mehrere Generationen umfassen, also auch viele ältere Menschen.
«Die zweite Gruppe stellen jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion dar. (â¦) Die Ausreise von sowjetischen Juden nach Deutschland erreichte allerdings erst in den 1990er Jahren gröÃere Dimensionen. (â¦) Von 1993 bis 2005 sind auf diesem Weg insgesamt 197.110 Menschen jüdischer Nationalität nach Deutschland immigriert.» Es ergibt sich eine Gesamtzahl von 205.000. «Die letzte und am schwersten zu quantifizierende Gruppe russischsprachiger Sprecher stellen Ausländer dar, die aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion stammen und jetzt in Deutschland leben, aber nicht die deutsche Staatsangehörigkeitbesitzen. Darunter fällt ein sehr heterogener Kreis von Personen (z.B. Au-Pairs, Studierende, Wissenschaftler, Arbeitsmigranten, Ehepartner aus Mischehen etc.). (â¦) Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die hier aufgezählten Gruppen eine ethnisch und sozial äuÃerst heterogene Gemeinschaft bilden, (â¦) muss doch konstatiert werden, dass sie durch den gemeinsamen kulturellen Hintergrund (â¦) zusammengehalten werden.» (Bremer 2007)
Es mag sein, dass sich die GroÃgruppe der Migranten soziologisch in Gruppen aufteilen lässt, z.B. in Vertriebene, Arbeitsmigranten, Aussiedler, Asylanten und noch weitere. Linguistisch, also für die Dynamik der Sprachsituation, ergibt sich dabei dieses Szenario: Zwischen 1960 und 1970 dominierten Türkisch, Italienisch, Serbokroatisch, Spanisch, Portugiesisch und Griechisch â also die Sprachen der Gastarbeiter. Seit Ende der 1980er Jahre verblassen die romanischen Sprachen, dafür tritt ein mächtiger russischer Faktor hinzu, der auch das Polnische noch bei weitem übertrifft. Angewachsen seit den 80er Jahren ist auch die Präsenz des Arabischen: Nach dem Libanonkrieg 1982 kamen allein circa 40.000 Flüchtlinge über Beirut als Asylbewerber nach Europa, Deutschland und Berlin; viele holten ihre Familien nach. Die neueste Migrantensprache ist Romanes, die Sprache der seit 2006 verstärkt zuwandernden Roma aus Bulgarien, Makedonien und Rumänien.[ 12 ]
Etwas Statistik zum aktuellen Migrationshintergrund
Nach dem Mikrozensus 2010 leben in Deutschland heute etwa 16 bis 17 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund â und damit sind jene Migrationen gemeint, die sich in der Zeit nach der Gastarbeiter-Anwerbung chronologisch auseinander entwickelten und z.B. keine anglophone Migration etc. mit einschlieÃen. Die Hälfte der Migranten ist bereits hier geboren und hat oft die deutsche Staatsangehörigkeit bzw. zwei Staatsangehörigkeiten. Als â¹Ausländer⺠mit Migrationshintergrund zählen dann nur Menschen ohne deutschen Pass.[ 13 ]
Nach der deutschen amtlichen Statistik verteilen sich die Herkunftsregionen etwa wie folgt (aus den bereits genannten Gründen erscheinen arabische und albanische Länder oder Ethnien nicht oder unter anderen Bezeichnungen):
Türkei (mit 14,2 Prozent aller Zugewanderten),
Russische Föderation (8,4 Prozent),
Polen (6,9Â Prozent),
Italien (4,2Â Prozent),
Serbien und Montenegro (3,4Â Prozent), (seit 2006 zwei Staaten, seit 2008 zudem neuer Staat
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