Mum@work: Roman
deine Mädels.«
»Sicher, aber im Viererpack ...«
»Und dein Job läuft gut?«
»Schon, ja, ja. Auf einer Viertelstelle kann man nur nicht gerade viel bewegen, ich muss immer ein bisschen aufpassen, dass ich nicht zur Ersatzpraktikantin degradiert werde. Du weißt schon, Akten sortieren und solche spannenden Dinge.«
Carola hat es sich jetzt mit Max auf dem Arm auf meinem Schreibtischsessel bequem gemacht.
»Hier, willst du ihm vielleicht das Fläschchen geben?«
»Klar, warum nicht?«
Carolas Blick schweift umher und verharrt bei meinem »Telefon«, das einigermaßen eindrucksvoll die Ausmaße einer mittelgroßen Telefonzentrale hat.
»Was ist das denn da?«, fragt sie ungläubig.
»Ganz schön groß, oder?«
»Ja, aber das meine ich nicht. Da auf den Tasten, was ist das denn?« »Ach so, das ist dafür gedacht, dass ich beim Telefonieren den Überblick behalte.«
»Mit Monden und einer Sonne?«
»Ja, die drei Tasten mit den Monden sind für die Direktwahl nach Amerika, weil die ja noch schlafen, wenn ich anfange zu arbeiten. Und auf der Taste vier für Mumbai scheint deshalb so hübsch die Sonne, weil die ja schon lange fleißig sind, wenn ich mich an den Schreibtisch begebe.«
»Aha, und das hilft?«
»Durchaus.« Ein bisschen. »Hm.«
Oder auch: Kathi, ich melde dich noch heute in der Psychiatrie an.
»Zugegeben, im Laufe des Arbeitstages führen die Bildchen manchmal zu etwas Verwirrung, aber Mareike hat sich beim Malen wirklich Mühe gegeben.«
»Ja, das sieht man.«
»Okay, Carola, Themenwechsel: Wie macht sich denn deine neue Chefin?«
»Karin? Ach, sehr gut eigentlich. Ich bewundere sie ein bisschen, wie sie es geschafft hat, ihren Patrick zur Elternzeit zu überreden. Das würde mein Konrad nie machen.«
»Und im Job ist sie richtig gut?«
»Auf jeden Fall. Meinst du, weil sie in Gedanken bei Valeria zu Hause ist?«
»Nein, ist ja blöd, das immer den Müttern zu unterstellen, aber ...«
»Also, wenn es so sein sollte, dann kann sie es gut überspielen. Sie hat die Pressestelle wirklich voll im Griff. Und? Kann man das von Patrick, dem Haushalt und dem Kind auch sagen?«
Carola kichert. Politisch höchst inkorrekt. Aber die Vorstellung ist einfach deshalb so schwierig, weil Patrick eigentlich der Karrieretyp hoch drei ist. Ich habe mit ihm volontiert, und als ich aus meinem Erziehungsurlaub nach Mareikes Geburt wieder bei der Hanse angefangen habe, war er auf dem besten Weg, in Kürze Chefredakteur zu werden. Doch dann wurde seine Freundin schwanger und bekam gleichzeitig die Leitung der Rathaus-Pressestelle angeboten. Sie nahm an, heiratete Patrick und ist jetzt nicht nur Carolas Chefin, sondern auch stolze Ehefrau eines erziehungsurlaubenden Topmanagers.
»Ich glaube, Patrick hatte sich das alles zwar ein bisschen anders vorgestellt, aber mit seiner Valeria kommt er wirklich gut zurecht.«
»Siehst du ihn öfter?«
»Ja, zwangsläufig, weil...«
»Na, so schlimm kann das ja nun auch nicht sein, hihi!«
»Hör auf, Carola. Also, ja, ich sehe ihn öfter, er wohnt ja schließlich praktisch um die Ecke und geht außerdem zum selben Babyturnen wie wir, nicht wahr, Mäxchen?«
»Sind da noch andere Väter?«
»Nein, wo denkst du hin? Das Babyturnen ist montagnachmittags um drei Uhr!«
»Das stelle ich mir ja einigermaßen spektakulär vor: Patrick allein unter Müttern!« »Hm.«
»Na, dir hat's aber geschmeckt, was?« »Wie bitte?«
»Ich meinte Max und sein Fläschchen. Stillst du eigentlich immer noch?«
Nicht schon wieder.
»Ja, aber nur morgens und abends.«
»Und der kleine Herr hier beißt dich gar nicht?«
Wie auf Bestellung lässt Max den wahren Tiger raus und droht den Silikonsauger auf dem inzwischen leeren Fläschchen zu zermalmen.
»Nein, hat er bisher noch nicht gemacht.«
Hat er nicht geschafft, ich war immer schneller.
»Vielleicht ist dir diese Stillgruppe einfach nicht bekommen.«
»Wieso? Da war ich doch nur ein Mal.«
»Ja, aber vielleicht bist du regelrecht traumatisiert. Weißt du, ich hätte ja auch gern wieder gestillt, aber mit Zwillingen wird man dabei völlig irre.«
»Kann ich mir vorstellen. Aber was meinst du mit der Stillgruppe und dem Trauma?«
»Na, du hast doch da so merkwürdige Dinge erzählt, von Vätern mit Stoppuhren in der Hand, die das Kommando für den Brustwechsel geben, und ...«
»Oh, das hatte ich schon ganz verdrängt.«
»Siehst du, verdrängen ist nicht gut.«
»Wie meinst du das? Sollte ich lieber eine Therapie
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