Mum@work: Roman
machen?« »Warum nicht?«
10. Kapitel
Das Telefon. Das verfluchte.
»Sorry, Carola. Ich glaube, ich muss rangehen.«
»Kein Problem.«
»Stein.«
»Hallo, Kathi'Schatz, wir sind's.«
»Hallo, Mama, ich höre dich ganz schlecht. Wo seid ihr denn?« »Sur le pont d'Avignon ...«, trällert meine Mutter ins Telefon. Falsch, aber glücklich. »Oh, wie schön.«
»Ja, es ist ganz fantastisch hier. Der Lavendel, die Zikaden, der Wein -wie im Himmel. Und wie geht es euch? Was machen Max und Ma-reike?«
»Danke, uns geht es auch gut. Max spricht jetzt ein bisschen. Wenn er was zu trinken haben will, sagt er >gluck-gluck<, und wenn ihm etwas gut schmeckt, >mampf-mampf<. Wie bitte, Mama, was sagst du?«
»Nichts, schon gut, das war Papa, der hört mit.«
»Comics, hab ich gesagt«, brüllt jetzt mein Vater ins Handy und versucht das Hintergrundrauschen zu übertönen. Ich wusste gar nicht, dass die Brücke von Avignon über eine sechsspurige Autobahn führt.
»Wie — Comics?«
»Du solltest deinem Sohn nicht nur Comics vorlesen, hab ich gesagt, dann würde er vielleicht auch nicht wie Donald Duck reden.« Mein Vater ist begeistert von seinem Witz und übertönt mit seinem Lachen nun tatsächlich das Gedröhne.
»Haha. Habt ihr deshalb angerufen?«
»Nein, natürlich nicht, Schatz«, sagt meine Mutter in einem nur unwesentlich weniger übermütigen Tonfall als mein Vater.
Sie haben garantiert schon einigen Rotwein drin, so ein Rentnerlebenmuss gar nicht schlecht sein. Mein Vater ist schon länger in Vorruhestand, und neulich haben die beiden auch ihre Zweitkarriere beendet: Sie haben ihren Online-Kleiderversand mit saftigem Gewinn an diesen Sportklamottenhersteller mit dem Schimpansen in der Werbung (»Wir produzieren nur in Deutschland«) verkauft und reisen nun in der Welt herum. Letzter Stand: Je eine Woche London, Rom und Paris -dann ein bisschen in der Provence ausspannen. Als Babysitter fallen sie damit schon seit Wochen aus. Wann kann ich eigentlich in Rente gehen?
»Also, und Meiki-Maus, wie geht es der?«
»Gut. Die bereitet sich gerade auf ihr Sommerfest im Kindergarten vor. Vielleicht habt ihr ja Lust zu kommen?« »Nun, Kleines ...«
Ich bin fünfunddreißig, aber macht ja nichts!
»Ja, und Tobias und ich haben viel Arbeit, wie immer, aber das ist in Ordnung. Bald startet das neue BetterMedia-Internetportal, das ...«
»Hör mal Schatz, wir rufen an, weil wir hier so ein wunderschönes Haus entdeckt haben.«
»Ach ja?«
»Ein wahrer Traum. Ein altes Bauernhaus, auf einem Hügel. Fast vollständig renoviert, ganz im provenzalischen Stil mit einem ganz süßen Garten. Du kannst es dir nicht vorstellen. Ein einziges Blumenmeer und mittendrin ein Zitronenbäumchen. Und es ist auch gar nicht weit weg vom nächsten Dorf, wo am Sonntag immer dieser hinreißende kleine Markt ist. Tomaten, Oliven, Kräuter, Wein, Nougat - ich sage ja, ein Traum.«
»Das ist ja schön.«
Warum erzählst du mir das?
»Wir haben es gekauft!«
»Wie bitte?«
»Ja, gerade eben haben wir den compromis de vente unterschrieben. Das ist so etwas wie ein Vorvertrag, aber in ein paar Wochen gehört es uns!«
»Ja, und, also ...«
»Da bist du sprachlos, was? Dein Bruder war auch ganz begeistert. Er wollte am liebsten gleich einen Ferientermin für sich und Cordula festmachen. Aber wir wissen ja selbst noch nicht, wie lange wir immer hier sind. Obwohl ihr natürlich auch dann immer herzlich eingeladen seid.«
»Wie meinst du das? Wie lange ihr dort seid? Ich denke, das soll ein Ferienhaus sein? Was ist denn mit eurer Wohnung in Nienstedten?«
»Nun, ganz billig ist unser château natürlich auch nicht.«
»Das heißt?«
»Das heißt, dass wir unsere Wohnung in Hamburg wohl verkaufen werden.«
O nein, Mama und Papa verlassen mich. Ich bin doch erst fünfunddreißig!
»Kathi? Bist du noch dran?« »Ja.«
»Alles in Ordnung? Du freust dich doch bestimmt, für uns und über dein neues Ferienziel und überhaupt.« »Vor allem überhaupt. Ja, ich freu mich.«
»Wenn Mareike und Max ein bisschen größer sind, dann können sie auch gern allein zu uns kommen. Da gibt es von Lufthansa so Angebote, bei denen sich eine Stewardess den ganzen Flug um die Kleinen kümmert. Dann können sie so oft kommen, wie sie wollen.«
Max und Mareike, die Frequent-Flyer in der Business-Class?
»So können wir euch dann auch weiter ein bisschen unter die Arme greifen. Das ist doch eine tolle Lösung, oder?«
»Ja, ganz toll.«
»Du
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