Mum@work: Roman
vermutlich einundachtzig.«
»Nein, nein, lass mich mal überlegen. Bamgbose ist so um die neunundsechzig, vielleicht auch schon Anfang siebzig. Ndimele ist aber erst sechzig, das weiß ich, weil gerade neulich eine Festschrift zu seinem Geburtstag erschienen ist, und Emeagwali, hm, da muss ich mal überlegen, der könnte vielleicht...«
»Und wann soll deine Zeltparty steigen?«
»Keine Sorge, Kathi, das ist erst kurz vor Weihnachten. Also noch lange hin.«
O du fröhliche ...
13. Kapitel
Date: 15. August
To: ARTE-Chefredaktion
From: Katharina Stein, BetterMedia, Head of German PR
Re: Provence-Reportage
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
leider habe ich Ihre sicher hochinteressante Provence-Reportage nicht sehen können. Das bedauere ich sehr, deshalb bitte ich Sie um Zusendung der Aufzeichnung an folgende Adresse:
Katharina Stein
Blankeneser Hafenweg 34 d
22589 Hamburg
Mit kollegialem Gruß
Katharina Stein
BetterMedia, Head of German PR
»Na, Max, du möchtest ein bisschen spielen, stimmt's? Ich muss nur noch ein paar E-Mails schreiben, und dann geht es auch schon los, okay?«
Max untersucht mein Büroregal. In seiner Reichweite ist aber nur noch das Fax übrig geblieben, weil es mir einigermaßen stabil erscheint und ohnehin kein anderer Platz in den oberen Regalbrettern mehr frei ist. Er vergnügt sich mit dem Stapel Schmierpapier, der daneben liegt. Meine Entwürfe für die Mum@Work-Pressemappe werden fein säuberlich in Knöllchen und Konfetti verwandelt.
»Mamamamamampf.«
»Nein, Max, du weißt doch, dass man Papier nicht essen kann.
Wenn ich hier fertig bin, gibt's einen kleinen Schokokeks für uns beide, und dann spielen wir.« »Mamamamampf.«
»Okay, ich hol dir schon mal einen Keks. Bin gleich wieder da.«
Natürlich genau in dem Moment, als ich unten in der Küche in der hintersten Ecke unseres Vorratsschranks verschwinde, klingelt mal wieder das Telefon. Egal, dafür gibt es ja schließlich Anrufbeantworter. Oder war das ein Fax?
Auf jeden Fall ist so ein Schokokeks ohne Kaffee ja eigentlich ein bisschen traurig.
»Max, ich mach mir noch schnell einen Kaffee. Sei schön lieb da oben, ja?«
Keine Reaktion. Stille. Meistens kein gutes Zeichen, also muss ich mich beeilen. Ich tippe auf CAFFELATTE, NORMAL, OHNE ZUCKER, das geht bei unserer Kaffeemaschine - welch verharmlosender und nostalgisch klingender Name - am sichersten und am schnellsten.
Aber schnell genug ist es trotzdem nicht.
Als ich mit meinem Latte und der Packung Kekse wieder ins Büro komme, passt in Mäxchens Mund mit Sicherheit kein Keks mehr rein. Der ist nämlich schon voll mit einem riesigen Papierklumpen.
»Och, Mäxchen, das darf man doch nicht! Spuck das mal ganz schnell aus.«
Mütter ekeln sich bekanntlich nicht. Wie könnten sie auch?
Mit ein bisschen Nachhilfe von Daumen und Zeigefinger kommt aus Mäxchens Mund also der Klumpen wieder zum Vorschein, der sich beim flüchtigen Hinsehen aber als ein Haufen gut durchgeweichter, DIN-A-16-großer Papierschnipsel entpuppt. Auf einem Stückchen steht SCHMAZ.
Meine Pressemappe ist das nicht.
»Max! Wo hast du das her?«
»Mamamamampf«, sagt Max und deutet auf das Faxgerät. »Ist das eben da rausgekommen?«
Max hat nun offenbar genug vom Arbeiten im Home-Office, kehrt mir den Rücken zu und macht sich rutschend auf den Weg zur Tür. Ich werte das als ein »Ja«.
14. Kapitel
»Du bist aber schlecht gelaunt. Was ist denn passiert?«, fragt Tobias.
»Danke der Nachfrage. Gepuzzelt hab ich heute. Max hat ein Fax von der Schweinfurth-Marktheidenfelder Allgemeinen Zeitung verspeist, SCHMAZ.«
Tobias grinst.
»Das ist überhaupt nicht lustig.«
»Nein, natürlich nicht. Überhaupt gar...« Tobias schafft seinen Satz nicht bis zum Ende und bricht stattdessen in einen Lachanfall aus. »SCHMAZ: Was für ein passender Name!«
»Das ist wirklich nicht witzig. Die sind die größten Stänkerer gegen MAMA.Com gleich nach Clemens und Computer Heute. Auf dem Fax standen die Interviewfragen für den BetterMedia-Vorstand.«
»Oh, und was hast du gemacht?«
»Na, ich musste bei diesem Provinzblatt-Miesling anrufen und ihn bitten - jawohl: bitten -, das Fax noch einmal zu schicken.«
»Und? Wollte er wissen, was mit dem ersten Fax passiert ist?«
»Natürlich, aber als ich ihm gerade irgendetwas von technischen Problemen erzählen wollte, fing Max an zu schreien wie die Besatzung eines kompletten Kindergartens. Er hatte plötzlich
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