Mum@work: Roman
Promille-Grenze?
»Ja, also, wirklich?«
Schauspieleinlage zu hundert Prozent misslungen. »Doch natürlich, Sie waren doch gestern so nett, mir auf dem Spielplatz Valerias Sandförmchen abzuwaschen.« Was?
»Ach ja, richtig.«
»Das war sehr freundlich. Vielen Dank.«
»Ja ... das war doch selbstverständlich.«
»Ihr kennt euch also, na, das ist ja ein netter Zufall.«
Ob der Auftritt so viel besser war?
»Dann bleib doch ein bisschen, Beate. Möchtest du auch einen Prosecco?«
»Nein, nein, nein. Ich wollte ja wirklich nicht stören, und... ja also ... ich muss auch wirklich ganz schnell wieder nach Hause. Die Kleinen sehen gerade Sandmännchen, aber das ist ja ganz schnell zu Ende, und deshalb. Also, tschüsschen dann.«
Tschüsschen.
»Papapapapapp.«
Max rutscht in Hochgeschwindigkeit auf die Haustür zu.
»Hallo, Mäxchen, wie geht's dir? Bist du ganz schnell zu uns gekommen? Das ist aber schön.«
»Papapapapapp.« Max strahlt.
»Kann der immer noch nicht krabbeln?«, fragt Mareike mit bühnenreifem Entsetzen und schmeißt ihre Sandalen in die Ecke.
»Mareike, jetzt sei mal nicht so streng. Und der heißt Max, weißt du doch.«
Tobias nimmt Max auf den Arm und gibt ihm einen Kuss. Ich stelle mich in strategisch günstiger Position daneben. Könnte auch einen gebrauchen.
Keine Reaktion.
»Und ich?«
»Was? Und du?«
Max bekommt noch einen Kuss.
»Hey, ich will auch einen Kuss.«
»Ach so, 'tschuldigung.«
Ein flüchtiger Hauch auf die Wange. Hallo? Wo ist denn hier die große Liebe? Die Leidenschaft?? Die Erotik???
Die Zahl der Kinder pro Familie ist wahrscheinlich automatisch begrenzt. Nix von wegen Gebärstreik. Ab spätestens zwei Kindern bleibt einfach nichts mehr für die Eltern übrig, alle Zuneigung aufgezehrt von den kleinen Monstern. Von der fehlenden Zeit ganz zu schweigen.
»Guck mal, Max, so geht das.«
Mareike lässt sich auf die Knie fallen und fängt an zu krabbeln. »Sag mal, weißt du, warum mich Beate eben so merkwürdig angesehenhat, als ich sie vor der Tür getroffen habe?«, erkundigt sich Tobias.
»Oh ... wie genau hat sie dich denn angesehen?«
»So ein bisschen mitleidig. Auch irgendwie verstört. Ganz seltsam.«
»Ah ... na ja, die hat, glaube ich, gerade einen kleinen Schock bekommen, weil sie zum ersten Mal einen attraktiven Hausmann gesehen hat, weil nämlich Pa...«
»Iiiiieh, hier will ich aber auch nicht krabbeln!!!«
Mareike hält mir ihre mit Sand und Staub panierten Hände entgegen.
»Ja, ja, am nächsten Wochenende putzen wir. Und jetzt geh dir die Hände waschen.«
»Wer - wir?«, erkundigt sich Tobias.
»Na, du und ich, ganz partnerschaftlich. Oder hast du inzwischen eine Putzfrau gefunden?«
»Wolltest du darauf hinaus mit dem attraktiven Hausmann?« »Ah ... ich meinte eigentlich ...«
»Auf jeden Fall muss ich am Samstag unbedingt in die Uni.« »Am Samstag?«
»Ja, und vielleicht auch noch am Sonntag.« Was für ein Zufall.
»Da ist wenigstens Ruhe, und ich muss dringend den Kongress vorbereiten.« Natürlich.
»Übrigens, ich wollte dir noch sagen, dass wir wohl ein paar von meinen Kollegen hier unterbringen müssen.« »Ach ja? Wieso das denn?«
»Das Budget reicht einfach von vorne bis hinten nicht.« »Das ist ja eine Überraschung.«
»Ja, war vielleicht abzusehen, stimmt schon. Aber wir haben sie nun schon alle eingeladen, und ich kann doch unmöglich Professor Ozo-Mekuri Bamgbose wieder ausladen. Der ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Soziolinguistik der afrikanischen Sprachen.«
»Verstehe.«
»Und Ayo Ndimele kann auch nicht zu Hause bleiben.« »Auf keinen Fall.«
»Und Chukwueneka Emeagwali auch nicht.«
»Nein, der schon gar nicht.«
»Eben.«
»Und was heißt das genau? Wann? Wie viele Leute? Und wo sollen die bleiben?«
»Na, bei uns. So sechs, sieben vielleicht. Wenn sie ihre Frauen mitbringen, vielleicht ein paar mehr.«
»Und wo genau sollen die übernachten???«
»Ach, die sind ganz unkompliziert. Die brauchen eben keine Fünfsternehotels so wie deine Kapitalismuskönige.« »Meine Kollegen meinst du?« »Ja, diesen DeLuxe und diese Trish.«
»Aha. Stimmt, die werden niemals bei uns übernachten müssen. Was sollten sie auch überhaupt hier?«
»Nun sei nicht so überheblich. Das ist alles ganz locker. Die bringen ein paar Schlafsäcke, Decken oder so mit, wir haben Isomatten und Luftmatratzen. Haben wir doch früher auch gemacht.«
»Ja, da waren wir achtzehn. Deine Professoren sind
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