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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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über eine Sammelbestellung Wonderbras nachdenken«, sagt Sandra und kichert.
    »Wie bitte?« Sonja scheint kurz vor einem Hörsturz zu stehen. Ja, Mütter haben Stress, keine Frage.
    »WON-DER-BRAAAAAA«, brüllt Sandra, »für den schlaffen Bu ...«
    Sandra hält ihre Brüste in die Höhe und - verstummt. Mit offenem Mund und handgeliftetem Busen starrt sie zum Halleneingang.
    Dort steht Patrick. Betont konzentriert damit beschäftigt, Valeria aus ihrem Buggy-Gurt zu befreien.
     
    »Wie lange hast du da eigentlich schon rumgestanden?«
    »Gar nicht lange, Valeria wollte einfach nicht aus ihrem Buggy raus.« »Natürlich, daran wird es gelegen haben.«
    »Wirklich, sie war ein bisschen schockiert von den vielen Kindern in dieser kleinen Hängematte.«
    »Ach so, verstehe. Und die Mütter haben dich sicher gar nicht irritiert?«
    »Warum sollten sie?«
    »Patrick, hör mal zu. Das war ein sehr vertrauter Moment. Unter Frauen! Möchtest du noch einen Schluck?«
    »Ja, dringend«, sagt Patrick und hält mir sein Glas entgegen. Ich ringe der Proseccoflasche noch zehn Tropfen ab, aber gleich muss ich eine neue aus dem Kühlschrank holen.
    »Die Veranstaltung heißt aber Babyturnen«, sagt Patrick. »Nicht Mütter-Selbsthilfe oder Speck-Olympiade oder Wonderbra-Verkaufsparty oder ...«
    »Jetzt ist aber gut. Ich hole noch ein Fläschchen, okay? Du trinkst doch noch einen Schluck, oder?«
    »Valeria, was meinst du? Wir können schon noch ein bisschen bleiben, oder? Zu Hause verpassen wir ja nicht viel.«
    Aha?
    Als ich mit einem neuen Prosecco zurückkomme, liegt Patrick auf dem Boden, hält Mäxchens neues Duplo-Flugzeug in die Luft und lässt sich von Valeria die Haare zerwühlen. Zum Glück hat er sich in seiner Elternzeit endgültig von diesem Gel verabschiedet, mit dem er sich früher immer die Haare karrieregemäß stromlinienförmig nach hinten gelegt hat. Glück gehabt, kleine Valeria, sonst wärest du jetzt bei deinem Papa festgeklebt.
    Bis vor ein paar Monaten kannte ich Patrick nur im Dreiteiler, solariumbraun und stets auf dem Sprung in den Flieger zu irgendeinem superwichtigen Meeting.
    »Bruuuummmmmm«, sagt Patrick und lässt den Lego-Jet über Max kreisen. Der ist erwartungsgemäß begeistert.
    Ich fülle Patricks Glas auf und setze mich aufs Sofa. »Ist dir das eigentlich gar nicht peinlich, wenn die ganzen Babyturn-Mütter plötzlich wie verwandelt sind, nur weil du in der Tür stehst?«
    »Wieso? Wie meinst du das? Weil sie sich in der Hängematte doch wieder angezogen haben?«
    »Nein, nein, eher diese unglaubliche Hilfsbereitschaft.«
    »Ach, findest du?«
    »Ja, mich hat noch keine von ihnen gefragt, ob sie mir mal Mäxchen wickeln oder den Schnuller abwaschen soll. Finde ich doch sehr bedenklich.«
    »Ich finde das praktisch.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    »Nein?«
    Patrick setzt sich nun auch aufs Sofa und hält mir mit einem breitenGrinsen sein Sektglas entgegen. Eins zu null für ihn, ich habe es tatsächlich geglaubt. Obwohl, eigentlich glaube ich es immer noch.
    »Prost, auf das Baby turnen.«
    »Auf die Elternzeit«, sagt Patrick.
    »Hm, was machen eigentlich deine Pläne? Ich hab bisher noch gar keine Kolumne von dir in der Für Sie entdeckt.«
    »Na ja, so viel Zeit bleibt mir mit Valeria ja dann doch nicht.«
    »Ach? Aber deinen Beratervertrag mit der Hanse, den hast du schon, oder?«
    »Tja, das ist ein etwas heikles Thema. Natürlich hab ich den Vertrag, aber mit der Beratung ist das so eine Sache.«
    »Und dein MBA, wie heißt das doch gleich? >Master of Business Administration    »Du bist aber wirklich gnadenlos!«
    Ups, auch das klappt also nicht. Dann frage ich lieber gar nicht erst nach dem Buch, das er eigentlich auch noch schreiben wollte.
    Von wegen gnadenlos. Ich bin sehr diskret. Trotz des Proseccos, der schon in Besorgnis erregender Konzentration durch mein Hirn schwappt.
    »Wie läuft es denn mit Karin?«
    Der Sekt-Tsunami muss soeben meine Hirnregion erreicht haben, die für Diskretion zuständig ist. Akute Überflutung. »Äh, ich meine natürlich mit ihrem Job.«
    Patrick kippt den restlichen Prosecco in seinem Glas, noch gut drei viertel, mit einem Schluck herunter.
    »Gut, sehr gut. Es ist unglaublich, wie viel sie zu tun hat. Praktisch jeden Abend gibt es - ausnahmsweise natürlich - einen wichtigen Termin. Besprechungen über Besprechungen. Es ist unfassbar. Und nächste Woche fängt sie eine Rundreise durch Hamburgs Partnerstädte an:

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