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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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los. Er hatte ja angekündigt, am Samstag und am Sonntag dringend in der Uni seinen Kongress organisieren zu wollen. Doch irgendwie macht er keine Anstalten aufzubrechen.
    »Wolltet du nicht heute auch in die Uni?«
    »Ja, eigentlich schon. Ich bin aber schon ziemlich weit gekommen gestern. Ich sag ja, wenn man endlich mal Ruhe hat zum Arbeiten, dann geht alles viel schneller.«
    »Heißt das, du bleibst doch hier?«
    Keine Reaktion.
    »Hallo? Heißt das, du bleibst doch hier?«
    Tobias scheint in einen Sekundenschlaf versunken zu sein. Nein, doch nicht. Irgendetwas in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung scheint seine Aufmerksamkeit zu wecken.
    »Tobias?«
    »Äh ... ja?«
    Professor Hastig aus der Sesamstraße - der, der immer während seiner Vorträge einschlief - ist im Vergleich zu ihm geradezu weltgewandt und aufmerksam gewesen, jedenfalls manchmal.
    »Das ist aber schön.« »Was ist schön?«
    »Na, du hast doch gerade gesagt, du bleibst jetzt doch hier.«
    »Äh ... habe ich?«
    »Ja, hatte ich so verstanden.«
    »Was hast du denn so vor?«
    Eigentlich gelten Männer ja als eher einfach strukturiert, jedenfalls nicht unbedingt als durchtrieben und hinterhältig. Und friedliebende Historiker sind bestimmt schon gar nicht durchtrieben und hinterhältig.
    Aber ich werde den Gedanken nicht los, dass Tobias sich um den eigentlich für heute geplanten Hausputz drücken will. Deshalb auch die große Freude über die neue Putzfrau, die wir - meiner Meinung nach - ja inzwischen eigentlich viel weniger dringend brauchen als eine Kinderfrau.
    »Tja, heute? Also: Der Boden muss dringend gesaugt und gewischt werden. Die Fenster oben hätten es auch mal nötig und ...«
    Auf Tobias' Stirn ziehen Sorgenfalten auf.
    »... dann ist da noch ein Riesenberg Bügelwäsche.«
    »Also, äh ... weißt du, das Programm für den letzten Kongresstag, da fehlen eigentlich noch ein paar ...«
    Ich wusste es.
    Ich lege nach: »Aber da ja morgen sowieso die Putzfrau kommt, dachte ich, ich mache mit Max und Mareike einen Ausflug zum Stadtteilfest ins Schanzenviertel.«
    Stille. Und ein überaus interessierter, sorgenfaltenfreier Blick.
    Verräterl Ich habe es gewusst!'.!
    Ich blättere also demonstrativ im Elbe Wochenblatt - auf der Suche nach dem Programm für das Stadtfest.
    »Hier, sieh mal, für die Kinder gibt es da eine Hüpfburg, sie können sich schminken lassen und um 15:00 Uhr kommt der Zauberer Voodoo-Doodoo. Aber vorher gibt es schon ein afrikanisches Trommelkonzert und eine Merengue-Aufführung von Tänzern aus Nicaragua und ...«
    Tobias' Augen leuchten. Besser kann man seinen Geschmack nicht treffen.
    »Na ja, vielleicht könnte ich den Rest des Kongressprogramms morgen schreiben. Was meinst du? Wäre doch nett, so ein kleiner Familienausflug, oder?«
    Ob Männer immer wissen, wenn man sie durchschaut? Dann wären sie dreist. Aber das ist mir fast noch lieber, als wenn sie es nicht verstünden. Das wäre nämlich dumm. Nennen wir es also dummdreist.
    Aber es ist Sonntag, der Tag des Herrn, und ich beschließe, die nichts ahnende, nachsichtige und vor allem überglückliche (wegen der Begleitung zum Stadtfest) Ehefrau zu geben. Es lebe der Kompromiss -und die Familienidylle. Auf ins Schanzenviertel.
     
    »Du, Kathi, wegen der Kinderfrau, da könnte ich doch mal unsere Sekretärin fragen«, sagt Tobias. Er fährt auf dem Fahrrad vor mir her. Er hat Max in dem Anhänger hinter sich und ist mir konditionell deshalb eindeutig überlegen. Mareike hockt nämlich direkt auf dem Kindersitz hinter mir - und die wiegt locker das Doppelte. Für lange Ausflüge reichen ihre Fahrradkünste einfach noch nicht. »Frau Schwertfeger???«
    »Ja, die hat sich neulich rührend um Max gekümmert, als ich ihn mit in die Uni genommen hatte. Du weißt schon, als du morgens so kurzfristig ...«
    Vielleicht nicht hinterhältig, aber doch berechnend.
    »Ja, ich weiß schon.«
    »Auf jeden Fall hat die das ganz toll gemacht. Die hat sogar ihren Wurstl und den Hibiskus vernachlässigt. So lange wie sonst nie.«
    Frau Schwertfeger ist trotz ihrer Teilzeitstelle in keiner Weise ausgelastet und beschäftigt sich hauptsächlich mit ihrem Dackel Wurstl, der seinen Namen wirklich verdient hat. Das verfettete Tier liegt in ihrem Sekretariat in einem Korb, direkt neben den behörden-eierschalengelb getünchten Heizkörpern unter dem Fenster. Auf der Fensterbank steht ein Blumentopf mit einem Hibiskus, dessen Blüten jedes Jahr von Frau Schwertfeger

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