Mum@work: Roman
...«
»Chehe?!«, mischt sich jetzt Mareike in die Unterhaltung ein. Sie fühlte sich wohl schon etwas vernachlässigt. »Mareike, man redet nicht dazwischen!« »Ja, Meiki, was gibt es denn?« Grrr.
»Kannst du nur Kekse backen oder auch kochen?«
»Kochen kann ich auch.«
»Und Fläschchen warm machen?«
???
»Klar, ist doch ganz leicht.« »Und Kinderwagen fahren?« Meiki, was hast du vor? »Mache ich auch.« »Und Computer anstellen?« »Klar, kein Problem.« Aha, ich ahne schon ... »Windeln wechseln?« Die Gewissensfrage. »Joah, warum nicht?«
»Mama, ich hab's!!! Che wird unsere Frau Schwertträger.«
Alles klar. Che ist Voodoo-Doodoo, und bald wird er unsere Frau Schwertträger. Und ich glaube, ich muss hier mal dringend aus der Sonne raus. Meiki auch. Und im Übrigen wird sofort jede Förderung unserer Tochter eingestellt. Jawohl! Schluss mit Chinesisch im Kindergarten, Schluss mit Einbeziehung in Erwachsenendiskussionen. Schluss mit freiem Zugang zu Computer und Internet. Wenn das Powergirl von vier Jahren sich seinen Kindermann selbst aussucht, dann zeugt das von so viel Führungskraft, dass es für die Eltern langsam gefährlich werden könnte.
18. Kapitel
Seit dem Tag an Ches Keksstand fürchte ich, Mareike könnte mich mal in solch ein Ad-hoc-Assessment-Center schicken:
»Mama, kannst du eigentlich wirklich kochen?«
»Und Kekse backen?«
»Zaubern?«
»Feenkleider tragen wie Mörmaid-Barbie?«
»Mir die beste Rolle beim Kindergarten-Sommerfest sichern?«
»Mein Fuchskostüm nähen?«
»Geschenke für alle Kindergeburtstage, bei denen ich eingeladen bin, rechtzeitig bestellen oder wenigstens kaufen?« »Ein Auto wie das von Leons Papa kaufen?« »Mir die beste Kinderfrau der Welt aussuchen?« Neeeeeiiiin. Also, nehmen wir doch einfach Che.
Tobias fand die Idee sofort gut, schon auf dem Stadtfest, als ich noch zu keiner adäquaten Reaktion in der Lage war. Und als Che ihm detaillierter von seiner Sklavenarbeit im Kindergarten erzählte, war Tobias gar nicht mehr zu bremsen. Natürlich müsste man einem dermaßen engagierten Menschen einen besseren Job verschaffen. Warum sollte jemand, der sich so für das Wohl der Menschheit in brütender Hitze auf einem Stadtfest einsetzt, die Straße fegen? Und - mal ehrlich - besser können die Voraussetzungen doch gar nicht sein, als wenn die Kinder sich ihren Kindermann selbst aussuchen, oder?
Aber wie erklären wir das dem Jugendamt?
Dem Finanzamt??
Den Nachbarn???
HAMBURGER KINDERBETREUUNGSGESETZ VON 1956 Anmeldung eines Beschäftigungsverhältnisses nach Paragraf 561, Absatz 2
Arbeitgeber Name: Stein-Hagel
Vorname: Katharina
Adresse: Blankeneser Hafenweg 34 d, 22589 Hamburg
Beruf: Mutter, Pressesprecherin, Telearbeiterin, Krisenmanagerin, Taxifahrerin, Modeanalphabetin, Schokoholic (semi-clean) ...
Arbeitnehmer Name: Guevara
Vorname: Che
Künstlername: Voodoo-Doodoo
Adresse: unbekannt
Beruf: Straßenfeger, Student
Qualifikation als Kindermann: Zauberer und Keksbäcker
Besondere Kennzeichen: Revolutionäre Kopfbedeckungen
Tatsächlich: Seinen richtigen Namen kennen wir immer noch nicht. Ein echtes Staatsgeheimnis. Das Jugendamt und das Finanzamt können wir also gleich vergessen - wir können ihn einfach nur schwarz beschäftigen. Nach meinen Erfahrungen mit den abgeblitzten Kinderfrauen liegen wir damit ja immerhin voll im Trend.
Und was ist schon ein Name? Was soll er schon zu verbergen haben? Bei der Stasi war er nicht, dafür ist er zu jung. RAF kommt ohnehin eher in Frage, aber die besteht ja - wenn überhaupt - eigentlich nur noch aus Rentnern. Und ein bisschen Erfahrung im Straßenkampf kann bei der Kinderbetreuung auch überhaupt nicht schaden.
Geheimagent der CIA? Des KGB? Nein.
Ein Kinderschänder ist er auch nicht, das sagt mir mein Mutterinstinkt. Also, kein Grund zur Aufregung und Mut zu unkonventionellen Lösungen! Hauptsache ist schließlich, er versteht sich mit denKindern gut, und irgendwann werde ich schon mal einen Blick auf seinen Personalausweis erhaschen können.
»Kathi, der kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagt Carola, als sich Che von einer seiner ersten Schichten bei uns verabschiedet. »Wie, du kennst Che?«
»Nein, richtig kennen nicht«, sagt Carola, nippt an ihrem Mango-Bananen-Ananas-Smoothie und knabbert an einem von Ches Superkeksen. Sie ist mal wieder auf dem Heimweg vorbeigekommen und schindet etwas Zeit, bevor sie zu Hause die Tagesmutter ablöst. Mit etwas
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