Mum@work: Roman
einzeln fotografiert und archiviert werden. Neben dem Topf, der noch immer in seiner grünen Geschenkmanschette steckt, stehen natürlich eine grüne Plastikgießkanne sowie eine Batterie vonSchädlingsbekämpfungsmitteln und verschiedenen Düngersorten. Ja, Frau Schwertfeger hätte vielleicht wirklich nichts gegen ein bisschen Ablenkung.
Tobias ist begeistert von seiner Headhunting-Idee. »Und so viel wie ihr mickriges Gehalt könnten wir ihr schon lange zahlen«, sagt er.
»Ich weiß nicht. Ist die nicht schon ein bisschen alt?«
»Keine Ahnung, vielleicht Anfang sechzig. Das geht doch eigentlich.«
»Ja, aber unsere Lieblinge sind kein Uni-Büro, keine Dackel und auch keine Grünpflanzen. Das ist das Problem.«
»Was ist das Problem?«, schaltet sich jetzt Mareike in die Diskussion ein.
»Nichts, Schatz, kein Problem.«
»Das hast du doch aber gerade gesagt.«
»Ja, stimmt.«
»Hä?« Gegen den Fahrtwind versteht Mareike nicht viel. »Wie bitte, heißt das. Ich sagte: Ja, stimmt.« »Was für ein Problem haben wir denn?« » Eigentlich keins.«
Eigentlich doch eins. Und wenn ich Mareike nicht sofort in unsere Kinderfrau-Pläne einweihe, haben wir bald ein richtig großes Problem. Wenn sie nicht kooperiert, wird auch die beste Kinderfrau keinen Tag bleiben.
»Also, Meiki, Mama und Papa suchen jemanden, der sich ein bisschen um euch kümmert, wenn wir arbeiten.« »Oma und Opa können das doch machen.«
»Gute Idee, aber die sind bald nicht mehr so oft in Hamburg. Ich hatte dir doch von dem Haus in Frankreich erzählt, wo du in ein paar Jahren vielleicht mal ganz alleine hinfliegen darfst.«
»Ja, juhu. Das ist toll.«
Ich kann mir Mareikes Gedankengänge gerade sehr gut vorstellen. Sie sieht sich jetzt sicher als Prinzessin, die von vier Flugbegleiterinnen auf einer Sänfte ins Flugzeug getragen wird.
»Das mit Oma und Opa wird also nichts.«
»Dann brauchen wir jemanden wie Oma und Opa, nur dass sie in Hamburg sein müssen?«, erkundigt sich Mareike. »Und sie dürfen nicht so alt sein wie Frau Schwertträger?«
»Ja, so könnte man es sehen. Schwertfeger heißt die übrigens.«
»Und eine Frau Schwertträger reicht auch, oder?«
»Ja, klar.«
»Okay, ich kümmere mich drum.« »Wie bitte?«
»Da, Mama, guck mal, da ist die Hüpfburg. Boah, ist die grooooß. Da will ich hin. Jetzt, gleich!«
17. Kapitel
Mein Handy klingelt. Noch bevor ich überhaupt etwas sagen kann, tönt Tanja los: »Kathi, es ist doch ein Junge!« »Hallo, Tanja, warst du beim Ultraschall?«
»Nein, nicht seit dem letzten. Und da war es ja bekanntlich noch nicht klar. Aber ich spüre das.« »Und wie?«
»Weiß ich auch nicht. Ich spüre es eben. Aber weißt du, was das Problem ist?«
»Nein, ich sehe keins.«
»Eigentlich hatte ich mich schon so auf ein Mädchen gefreut. Denen kann man so hübsche Kleider anziehen.«
»Tanja, das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Das sagt man nicht, oder?«
»Nein.«
»Aber Shoppen gehen wollte ich mit ihr auch.« »Jetzt gehst du eben Fußballspielen.« »Danke, das tröstet mich.«
»Mach's gut, Tanja, ich muss jetzt auf die Hüpfburg.« »Hüpfburg? Du? Bist du dafür nicht viel zu schwer?« Diese Frage? Von Tanja?! Okay, sie hat Schwangerenschonung. »Ahem ... also, ich meinte zur Hüpfburg.« »Na, dann viel Spaß.«
Wir parken die Fahrräder, koppeln den Anhänger ab und funktionieren ihn in einen Buggy um. Zugegeben, er ist etwas zu groß für die Menschenmenge, aber es wird schon gehen. Max ist ganz aufgeregt und zappelt wie wild in seinem Anhänger, als er Mareike kurze Zeit später auf der Hüpfburg entdeckt. Obwohl, ob er wirklich Mareike sieht, weißich gar nicht so genau. Mindestens zwanzig Kinder turnen auf dem Riesenluftkissen herum, fliegen hoch und landen auf dem Po. Mir fällt es auch nicht leicht, den Überblick zu behalten. Tobias habe ich schon aus den Augen verloren.
»Hm, ist das lecker«, sagt Tobias, als er schließlich aus dem Gewühl wieder auftaucht und mir eine Tüte hellbraune Klumpen unter die Nase hält.
»Was ist das denn?«
»Das sind Kichererbsen-Soja-Taler vom veganen Kochkollektiv. Hundert Prozent Fair Trade und Bio!«
»Die müssen ja ein Vermögen gekostet haben.« »Nein, es geht, nur drei Euro - das Stück.«
»Dafür bekommt man so etwa zwei Großpackungen Ferrero Rocher oder zehn Milchschnitten oder ...«
»Ja, natürlich. Aber weißt du eigentlich, wie viele Kinder dafür auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste
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