Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
Vom Netzwerk:
dirigiere. Ein Raunen geht durchs Publikum. Ich sehe schon die Schlagzeile der Tagespost von morgen:
     
    »Topmanager DeLuxe wie gelähmt.
    Nimmt er Drogen? Ist er unheilbar krank?«
     
    Jetzt holt der Moderator mit seiner Hand aus und klopft »Randy« aufmunternd auf den Rücken. »Randy« stolpert etwas und stützt sich auf dem Startknopf ab.
    »Ja, es ist vollbracht«, brüllt der Moderator, begleitet von einer großen Fanfare. Ich sehe auf die Leinwand. Noch immer wabern digitale Nebelschwaden über das Portal. Von online kann keine Rede sein. Der Moderator hat dies aber offenbar noch nicht gesehen, denn er ruft laut »Bravo!«
    Natürlich begibt sich unser Double automatisch in Siegerpose, das Publikum verstummt. O nein! Die Schlagzeile der Tagespost wird schlimmer werden:
     
    »Vollpleite bei Start von BetterMedia-Portal
    Konzernchef verrückt?«
     
    Doch zum Glück wird in diesem Moment das Portal tatsächlich zum Leben erweckt. Das rosa-hellblaue Layout ist nun klar zu erkennen, Schnuller fliegen über die Leinwand, und ein Film startet, der glücklich arbeitende Mütter und Väter zeigt, umgeben von einer für Deutschland völlig unrealistischen Kinderzahl. Das Publikum klatscht.
    Uff, das ist ja noch einmal gut gegangen. Jetzt schnell den Robo-Randy von der Bühne bringen, ab in den Heli und dann weiter nach Berlin, Hannover, Köln, Frankfurt, München und so weiter.
    »Wave«, »Bravo« befehle ich auf dem Weg von der Bühne - es funktioniert, unglaublich. Was war der dritte Befehl doch gleich? Ach ja, richtig: »Kiss«.
    Nein, das war keine gute Idee. Statt Handküsse ins Publikum zu werfen, wie geplant, aber nicht getestet, stürzt sich das Double nun auf mich - und gibt mir einen Kuss. Iiiiiih! Und das auch noch vor laufenden Kameras. Das Publikum grölt. Es gelingt mir nach unendlich langen Sekunden, mich aus der hollywoodreifen Umklammerung à la Gregory Peck zu befreien. Ich verlange einen Sonderbonus, nein, Schadenersatz, besser noch Schmerzensgeld. Gleich morgen, von Trish!
    Während ich mit dem Küsser und den Bodyguards aus dem CCH fliehe, tanzen auf der Bühne in hellblaue und rosafarbene Overalls gekleidete Männer und Frauen (sehr originelle Idee von unserem Kre-ativo Meier-Rupp: »Die Blue-Collar-Arbeiterschaft goes online, mit BetterMedia!«) und werfen Gummibärchen in Schnullerform und die Mum@Work-Mouse-Pads ins Publikum. Alle sind glücklich. Von meiner Wenigkeit mal abgesehen.
    Am Ausgang wartet natürlich noch eine besonders nette Überraschung auf uns: Schon von weitem kann ich Clemens' blonde Haarfusseinerkennen, die nach seinem vermutlich dramatischen Einsatz, die Absperrungen zu durchbrechen, völlig von Schweiß durchtränkt sind.
    »Kein Kommentar«, rufe ich ihm schon aus mindestens zehn Metern Entfernung entgegen. Doch Clemens ist hartnäckig. Er stellt sich uns in den Weg und hält Pseudo-Randy sein Aufnahmegerät direkt vor den Mund.
    »Mister DeLuxe, was sagen Sie dazu, dass das Internet-Portal überhaupt noch nicht funktionstüchtig ist?«
    Unser Double schweigt, aber bewegt sich nicht vom Fleck, obwohl ich heftig an seinem Arm zerre.
    »Mister DeLuxe, was sagen Sie dazu, dass das Internet-Portal überhaupt noch nicht funktionstüchtig ist?«
    Keine Reaktion. Ein Glück fast, denn winken oder küssen wäre jetzt noch schlimmer.
    »Mister DeLuxe?«
    »Clemens! Ich sagte, kein Kommentar. Auf Wiedersehen.«
    Mit etwas Gewalt und der Hilfe von zwei Bodyguards ziehe ich unsere Marionette in Richtung Limousine.
    Was für einen blöden Job habe ich mir da eigentlich ausgesucht? Vielleicht sollte ich einfach doch noch mal Elternzeit nehmen und mir mit Max das Leben schön machen? Auch Mareike fehlt mir just in diesem Moment sehr. Gerade jetzt, in ihrem Alter, kann man so tolle Sachen mit den Kindern machen. Basteln, Backen ... Ich kann beides nicht gut, aber trotzdem, was soll der ganze Stress?
     
    In der Limo auf dem Weg zum Hubschrauber schreibe ich Tanja eine SMS.
     
    Hast du schon Elternzeit beantragt?
    Nein, wieso?
    Mach es, sofort!
    Das von dir?
    Ja.
    Alles o. k. bei dir?
    Nein.
    Bei mir auch nicht.
    Warum nicht?
    Weil es doch ein Mädchen ist. Ultraschall hundertprozentig sicher. :-)) Aber das ist doch toll. Ich rufe an.
     
    »Tanja, das ist doch wunderbar!« »Hm.«
    »Was ist denn jetzt los? Eigentlich ist doch sowieso beides klasse. Also, was soll das? Und überhaupt: Du wolltest doch gern ein Mädchen, wegen Kleidern und Shoppen und so.«
    »Ja, natürlich, aber

Weitere Kostenlose Bücher