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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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so wie ich mit Max -, und wir kennen uns eben von früher vom Job.«
    Ein Mann unter Müttern, das geht bei Beate einfach nicht. In ihrer Welt ist alles gut strukturiert, organisiert und nach Farben sortiert, da passt so ein Hausmann einfach nicht rein. Keine Schublade übrig. Zu ihrer Ehrenrettung muss man ja auch sagen, dass es nicht gerade viele gibt. Weniger als fünf Prozent der Väter gehen in Elternzeit, habe ich neulich gelesen. Da kann man Beates Aufregung vielleicht entschuldigen, wenn sich doch mal einer in die Mütterwelt verirrt.
    Dass er allerdings gleich irgendwelche ungeahnten Hormonwallungen auslöst, damit hatte ich nun nicht gerechnet. Diese Familienpolitiker bei ihrer Förderung von mehr Vater-Engagement und Ähnlichem haben dies sicher auch noch gar nicht berücksichtigt. Das könnte verheerende Folgen für die Scheidungsrate haben. Oder sich positiv auf die Geburtenrate auswirken. Oder ...
    Halt, ich muss beategeschädigt sein. Schließlich musste ich mir den ganzen Abend im Flüsterton anhören was »er«, also Jörg, wieder alles falsch gemacht hat. Klarer Fall von Rache der Machtlosen. Wirklich etwas zu melden hat Beate bei den beiden natürlich nicht, deshalb nutzt sie jede Gelegenheit, um »ihn« bei anderen schlechtzumachen.
    -  »Den ganzen Samstag bastelt er an unserem Auto herum. Was das die Wäsche dreckig macht.«
    -  »Aber die Waschmaschine hat er noch nie angestellt.«
    -  »Wenn ich das Abendessen vorbereite, dann sitzt er vor der Sportschau und trinkt Bier. Alles bleibt an mir hängen.«
    -  »Glaubst du, er hat Marcel schon mal gewickelt? Natürlich nicht. Aber bei Jenny war das schon genauso.«
    -  »Er sagt immer nur, dass sein Job so anstrengend ist. Sein Job, sein Job. Immer nur sein Job.«
    -  »Und neulich, gerade als ich unser Bücherregal so schön sortiert hatte, meinte er, er müsste jetzt ganz dringend dieses Regal, also genau dieses Regal, neu lackieren. War überhaupt nicht nötig, aber was soll ich machen?«
    In der Bücherregal-Frage scheint inzwischen wieder alles in Ordnung zu sein, denn das Regal strahlt in neuem Glanz, und auch Beates und Jörgs gesammelte Werke haben wieder ihre alte Ordnung: Buchrücken nach Farbe sortiert.
    Bei Beate im Flur hängen auch riesige, natürlich selbst genähte Taschen an den Wänden, in denen jedes Familienmitglied seine Habseligkeiten einsortieren soll - selbstverständlich in vier fröhlichen Farben: Jenny ist rot, Marcel blau, Jörg grün und Beate gelb. Gleiche Aufteilung für die Tischsets, die Servietten, die Trinkbecher, die Müslischüsseln, die Abendbrotteller, die Handtücher, die Bettwäsche ... Vielleicht würde ich an Jörgs Stelle auch zum Autobastier werden.
    »So, jetzt müssen wir aber wirklich«, sagt Tobias mit einem besorgten Blick auf die Uhr. Schon fünf nach halb.«
    »Ja, natürlich. Hat euer Babysitter noch etwas vor?«
    »Vermutlich«, sage ich.
    »Ist der eigentlich zuverlässig?«, erkundigt sich Beate, wieder im Flüsterton.
    Nun, dass Che in unserer Reihenhausreihe vor allem Skepsis auslösen würde, damit hatte ich ja gerechnet.
    »Ja, der ist ganz hervorragend. Sehr selbstständig, sehr kinderlieb, absolut vertrauenswürdig.«
    »Hm«, sagt Beate und glaubt mir kein Wort.
    »Und, sag mal«, wendet sich Jörg nun wieder an Tobias. »Warum hast du eigentlich bei eurem Van keine Leichtmetallfelgen genommen? Die gibt es doch jetzt auch im 15-Speichen-Design. Und so teuer sind die nun auch nicht. Das wäre sicher gut gewesen, schließlich ...«
    »So, jetzt müssen wir aber wirklich los«, sage ich und zerre den kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehenden Tobias aus der Haustür heraus.
    »Tobi, wenn du Hilfe beim Montieren der Winterräder brauchst, lass es mich wissen«, ruft Jörg ihm hinterher. Das könnte sein.
    Aber Tobi kann nicht mehr antworten.
    »Ja, danke«, sage ich. »Wir melden uns dann. Gute Nacht.«
     
    Als wir nach Hause kommen, sitzt Che im Wohnzimmer am Esstisch und packt eilig einen Haufen Papiere zusammen. »Alles in Ordnung?«, erkundige ich mich.
    »Ja, die beiden schlafen tief und fest. Sie sind so gegen acht ins Bett gegangen. Alles bestens, wie immer. Max hat sein Fläschchen ganz ausgetrunken, auch kein Problem.«
    »Prima. Vielen Dank also.«
    »Gern.«
    Bloß kein Wort zu viel. Na ja, zu Max und Mareike ist er ja zum Glück deutlich herzlicher. Und mit Tobias ist er auch weniger einsilbig, aber Tobias hat heute offensichtlich überhaupt keine Lust mehr auf

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