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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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abgeschnittenen Fingern.«
    »Wir haben einmal darüber gesprochen, daß sie vielleicht… geeignet ist.«
    »O ja, es gibt da einen gewissen Knick in ihrer Seele«, sagte Oma. »Aber… ihr Name taugt nicht viel.«
    »Ihr Vater hieß Terminum«, erwiderte Nanny Ogg nachdenklich. »Es waren insgesamt drei Brüder: Primum, Medium und Terminum. Bei der Namensgebung hatte man in dieser Familie nie eine besonders glückliche Hand.«
    »Ich meine Agnes «, sagte Oma. »Bei diesem Namen fallen mir Teppichfusseln ein.«
    »Vermutlich nennt sie sich deshalb Perdita«, meinte Nanny.
    »Klingt noch schlimmer.«
    »Bist du jetzt auf sie konzentriert?« fragte Nanny.
    »Ja, ich denke schon.«
    »Gut. Dann sieh dir die Teeblätter an.«
    Oma blickte nach unten.
    Es geschah nichts Dramatisches, vielleicht deshalb, weil Nanny Ogg hohe Erwartungen geweckt hatte. Aber Oma Wetterwachs verzichtete nicht darauf, leise zu pfeifen.
    »Meine Güte«, sagte sie. »Na so was.«
    »Hast du’s gesehen? Hast du’s gesehen?«
    »Ja.«
    »Auch… den Kopf?«
    »Ja.«
    »Und die Augen? Ich hätte mir fast in die… Ich meine, die Augen haben mich ziemlich überrascht.«
    Oma stellte die Tasse vorsichtig ab.
    »Frau Nitt hat mir die Briefe gezeigt, die ihre Tochter nach Hause geschrieben hat«, sagte Nanny. »Hier sind sie. Ich bin beunruhigt, Esme. Vielleicht steht ihr was Schlimmes bevor. Sie ist ein Lancre-Mädchen. Eine von uns. Nichts macht zuviel Mühe, wenn es eine von uns ist – so lautet mein Standpunkt.«
    »Teeblätter können nicht die Zukunft voraussagen«, sagte Oma Wetterwachs leise. »Das ist allgemein bekannt.«
    »Teeblätter wissen nicht Bescheid.«
    »Wer wäre schon so dumm, ausgerechnet mit Teeblättern über die Zukunft zu reden?«
    Nanny Ogg betrachtete Agnes’ Briefe. Sie offenbarten die sorgfältige, rundliche Handschrift einer Person, die schreiben gelernt hatte, indem sie Buchstaben auf einer Schiefertafel kopierte – und die später nicht genug geschrieben hatte, um ihren Stil zu verändern. Die Autorin der Briefe hatte dünne Bleistiftlinien gezeichnet, bevor sie mit dem Text begann.
     
Lieber Mutter,
ich hoffe, Dir geht es ebenso gut wie mir. Ich bin jetzt in Ankh-Morpork, und alles ist in Ordnung, bisher hat mich noch niemand vergewaltigt! Ich wohne in der Sirupminenstraße Nummer 4, an der Unterkunft gibt es nichts auszusetzen…
     
    Oma Wetterwachs wählte einen anderen Brief.
     
Lieber Mutter,
ich hoffe, es geht Dir gut. Alles ist bestens, aber das Geld fließt einem hier ebenso schnell aus der Hand wie Wasser. Ich singe in Tavernen, verdiene aber nicht sehr viel, deshalb bin ich zur Näherinnengilde gegangen, in der Hoffnung, als Näherin Arbeit zu finden. Ich habe einige Näharbeiten mitgenommen, um sie zu zeigen, und Du würdest STAUNEN, mehr will ich dazu nicht sagen…
     
    Und noch einen anderen…
     
Lieber Mutter,
endlich habe ich gute Neuigkeiten, in der nächsten Woche kann ich in der Oper vorsingen…
     
    »Was ist eine Oper?« fragte Oma Wetterwachs.
    »Wie Theater, nur mit Gesang«, erklärte Nanny Ogg.
    »Ha! Theater«, schnaufte Oma.
    »Unser Nev hat mir davon erzählt. Irgendwelche Leute singen auf ausländisch, meinte er. Konnte kein Wort verstehen.«
    »Nun, euer Nev versteht viele Dinge nicht. Was hatte er überhaupt in dem Operntheater zu suchen?«
    »Hat das Blei vom Dach geklaut«, erwiderte Nanny fröhlich. Wenn ein Ogg daran beteiligt war, konnte von Diebstahl keine Rede sein.
    »Aus den Briefen geht eigentlich nur hervor, daß Agnes versucht, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen«, sagte Oma. »Aber sicher dauert es noch eine Weile, bis…«
    Jemand klopfte leise und rücksichtsvoll an die Tür: Shawn Ogg, Nannys jüngster Sohn. Er repräsentierte alle Sparten des öffentlichen Dienstes von Lancre; derzeit trug er das Abzeichen des Briefträgers. Normalerweise bestand der Postdienst darin, den entsprechenden Sack dort vom Haken zu nehmen, an dem ihn die Kutsche zurückließ. Wenn Shawn anschließend ein wenig Zeit fand, stellte er die Briefe und Päckchen zu. Oft konnte er sich die Mühe sparen, denn viele Bürger hatten die Angewohnheit, zur Haltestelle der Kutsche zu gehen und so lange im Sack zu wühlen, bis sie interessante Post fanden.
    Er grüßte Oma Wetterwachs, indem er kurz die Hand zum Helm hob.
    »Hab viele Briefe, Mama«, sagte er zu Nanny Ogg. »Äh… sie sind alle adressiert an… Nun, sieh’s dir selbst an, Mama.«
    Nanny Ogg nahm das Bündel entgegen.
    »An

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