Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
die Hexe von Lancre«, las sie laut.
    »Damit bin ich gemeint«, sagte Oma Wetterwachs fest und griff nach den Briefen.
    »Ah. Nun, ich sollte jetzt besser gehen…« Nanny wich rückwärts zur Tür.
    »Weiß gar nicht, wer mir schreiben sollte«, murmelte Oma und öffnete den ersten Brief. »Nun, vielleicht haben sich gewisse Dinge herumgesprochen. «
    Sie konzentrierte sich auf die Worte.
    »Liebe Hexe«, las sie, »Du ahnst nicht, wie dankbar ich Dir für das berühmte Karotten- und Austernpasteten-Rezept bin. Mein Mann…«
    Nanny Ogg schaffte es einige Dutzend Meter weit, bevor ihre Stiefel zu schwer wurden.
    » Komm sofort zurück, Gytha Ogg !«
     
    Agnes versuchte es erneut. Sie hatte niemanden in Ankh-Morpork und brauchte einen Gesprächspartner, selbst wenn er nicht zuhörte.
    »Ich schätze, ich bin hauptsächlich wegen der Hexen hier«, sagte sie.
    Christine drehte sich und riß fasziniert die Augen auf. Gleichzeitig öffnete sie den Mund. So sah ihr Kopf wie eine recht attraktive Bowlingkugel aus.
    »Hexen?!« hauchte sie.
    »O ja«, bestätigte Agnes müde. Ja. Die Leute waren immer fasziniert, wenn es um Hexen ging. Sie sollten einmal versuchen, in der Nähe von welchen zu leben.
    »Beschäftigen sie sich mit… magischen Dingen und reiten sie auf… Besen?!«
    »Ja.«
    »Kein Wunder, daß du weggelaufen bist!«
    »Was? Oh… oh, nein, das verstehst du falsch. Ich meine, sie sind nicht böse. Es… ist schlimmer.«
    »Schlimmer als böse?!«
    »Die Hexen… Sie glauben zu wissen, was für alle anderen gut ist.«
    Falten bildeten sich auf Christines Stirn. Das geschah häufig, wenn sie über ein Problem nachdachte, das komplexer war als »Wie heißt du?«
    »Das klingt eigentlich gar nicht so bö…«
    »Sie… mischen sich in die Angelegenheiten anderer Leute ein. Sie glauben, daß sie Dinge bestimmen können, nur weil sie immer recht haben. Mit echter Magie beschäftigen sie sich überhaupt nicht. Sie täuschen nur. Sie machen sich einen Spaß daraus, jemanden hinters Licht zu führen. Sie glauben, ganz nach Belieben schalten und walten zu dürfen!«
    Die Wucht der Worte ließ Christine zurücktaumeln. »Lieber Himmel!! Wollten sie dich zu etwas zwingen?!«
    »Sie wollten, daß ich etwas werde. Und dazu bin ich nicht bereit!«
    Christine starrte sie groß an – und vergaß automatisch, was sie gerade gehört hatte.
    »Komm«, sagte sie. »Sehen wir uns ein wenig um!!«
     
    Nanny Ogg kletterte auf einen Stuhl, stellte sich auf die Zehenspitzen und holte einen rechteckigen, eingewickelten Gegenstand vom Schrank.
    Oma Wetterwachs hatte die Arme verschränkt und sah ihr streng zu.
    »Weißt du…«, brabbelte Nanny Ogg, als sie sich von einem vorwurfsvollen Blick durchbohrt fühlte, »… mein verstorbener Mann sagte einmal nach dem Essen: Du weißt so viele nützliche Dinge, und es wäre sehr schade, wenn du sie mit ins Grab nimmst. Warum schreibst du sie nicht auf? Tja, und deshalb habe ich mir gelegentlich Notizen gemacht, und dann dachte ich, es wäre doch ganz nett, wenn alles richtig aufgeschrieben wird, und ich schickte den ganzen Kram nach Ankh-Morpork, und die Almanach-Leute verlangten gar nicht viel Geld von mir, vor einer Weile bekam ich das hier von ihnen, ich glaube, sie haben gute Arbeit geleistet, es ist wirklich erstaunlich, wie es ihnen gelungen ist, so viele Buchstaben auf nur einer Seite unterzubringen…«
    »Du hast ein Buch geschrieben«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Über die Kochkunst«, entgegnete Nanny kleinlaut. Es klang, als wollte sie darauf hinweisen, daß sie bisher nicht vorbestraft war.
    »Was weißt du schon davon?« fragte Oma. »Du kochst fast nie.«
    »Ich bereite besondere Spezialitäten zu«, sagte Nanny.
    Oma Wetterwachs sah auf den Titel.
    » Froide für den Gaumen und niche nur dafür «, las sie laut. »Von einer Hexe aus Lancre. Ha! Warum hast du nicht deinen Namen genannt, hm? Auf Büchern muß der Name des Autors angegeben sein – damit man weiß, wer Schuld hat.«
    »Es ist mein Pseudonühm«, erwiderte Nanny. »Der Almanach-Mann Herr Ziegenberger meinte, dadurch wirke alles mysteriöser.«
    Der aufmerksame Blick von Oma Wetterwachs glitt zum unteren Bereich der gut gefüllten Titelseite, wo sie folgenden, sehr klein gedruckten Hinweis entdeckte: »127. Auflage. Mehr als zwanzigtausend verkaufte Exemplare! Preis: ein halber Ankh-Morpork-Dollar.«
    »Hast du den Leuten Geld geschickt, damit sie das hier drucken?« fragte sie.
    »Ja, zwei Dollar«, antwortete

Weitere Kostenlose Bücher