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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nanny. »Haben wirklich gute Arbeit geleistet. Später haben sie mir das Geld zurückgeschickt. Aber dabei müssen sie sich verzählt haben, denn es waren drei Dollar mehr.«
    Oma Wetterwachs war zwar nicht besonders belesen, dafür aber um so rechenkundiger. Sie hielt alles Niedergeschriebene für Lügen, und das schien in besonderem Maße für Zahlen zu gelten. Zahlen wurden nur von jemandem gebraucht, der einen übers Ohr hauen wollte.
    Ihre Lippen bewegten sich lautlos, als sie zu rechnen begann.
    »Oh«, sagte sie leise. »Und damit hatte es sich? Du hast ihm nie wieder geschrieben?«
    »Nein, natürlich nicht. Immerhin… drei Dollar. Ich wollte ihm keine Gelegenheit geben, sie zurückzufordern.«
    »Ich verstehe«, murmelte Oma, die noch immer in einem numerischen Kosmos weilte. Wieviel kostete die Herstellung eines Buchs? Bestimmt nicht sehr viel. Schließlich wurde ein großer Teil der Arbeit von Druckapparaten erledigt.
    »Mit drei Dollar läßt sich eine ganze Menge anstellen«, sagte Nanny.
    »Ja«, bestätigte Oma Wetterwachs. »Du hast nicht zufällig einen Bleistift? Wenn du als Literatin etwas schreiben möchtest?«
    »Wie wär’s mit einer Schiefertafel?« fragte Nanny.
    »Gib sie mir.«
    »Hab sie dabei, falls mir nachts ein neues Rezept einfällt«, erläuterte Nanny.
    »Gut«, entgegnete Oma geistesabwesend. Der Stift kratzte über die Tafel. Das Papier kostet bestimmt etwas. Und vermutlich muß man jemandem einige Ankh-Morpork-Cent für den Verkauf der Bücher geben… Kantige Zahlen sprangen von Kolonne zu Kolonne.
    »Soll ich noch etwas Tee kochen?« fragte Nanny. Das Gespräch schien einem friedlichen Ende entgegenzustreben, was sie sehr erleichterte.
    »Hmm?« Oma starrte auf das Ergebnis hinab und unterstrich es zweimal. »Hat es dir Spaß gemacht?« fragte sie. »Das Schreiben, meine ich.«
    Nanny Ogg sah durch die Tür der Speisekammer. »O ja. Das Geld spielte gar keine Rolle.«
    »Mit Zahlen konntest du nie besonders gut umgehen, oder?« Oma malte nun einen Kreis um das Ergebnis.
    »Ach, du kennst mich ja, Esme«, sagte Nanny Ogg fröhlich. »Konnte nie einen Furz von einem Teller mit Bohnen subtrahieren.«
    »Nun, ich glaube, Herr Ziegenberger schuldet dir noch ein paar Dollar mehr, wenn es in der Welt so etwas wie Gerechtigkeit gibt«, sagte Oma.
    »Geld ist nicht alles, Esme. Ich sage immer: Hauptsache gesund…«
    » Wenn es Gerechtigkeit gibt, dann geht es hier um vier- oder fünftausend Dollar.«
    Es schepperte in der Speisekammer.
    »Wirklich gut, daß Geld keine Rolle für dich spielt«, fuhr Oma Wetterwachs fort. »Wäre sonst eine üble Sache für dich. Ich meine, es ist eine ganze Menge.«
    Nannys bleiche Miene erschien in der Tür. »Ausgeschlossen!«
    »Es könnte sogar noch etwas mehr sein«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Unmöglich!«
    »Es kommt nur darauf an, richtig zu addieren und zu dividieren.«
    Mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination starrte Nanny Ogg auf ihre eigenen Finger.
    »Aber das ist ein…« Sie unterbrach sich. Ihr fiel nur das Wort »Vermögen« ein, und das wurde der Sache einfach nicht gerecht. Hexen lebten nicht in einer von Bargeld geprägten Gesellschaft. In den Spitzhornbergen kam man ohne die Komplikationen des Kapitals zurecht. Fünfzig Dollar stellten ein Vermögen dar. Hundert Dollar waren… nun, zwei Vermögen. Anders ließ es sich kaum beschreiben.
    »Es ist eine Menge Geld«, brachte Nanny hervor. »Was könnte ich mit soviel Geld anfangen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Oma Wetterwachs. »Was hast du mit den drei Dollar gemacht?«
    »Sie befinden sich in einer Büchse oben im Kamin«, antwortete Nanny Ogg.
    Oma nickte anerkennend. Solche finanziellen Praktiken fand sie lobenswert.
    »Mir ist schleierhaft, warum so viele Leute daran interessiert sind, ein Kochbuch zu lesen«, fuhr sie fort. »Ich meine, normalerweise…«
    Sie sprach nicht weiter.
    Es war still. Nanny Ogg scharrte leise mit den Stiefeln.
    »Es ist doch ein Kochbuch, oder?« fragte Oma Wetterwachs. Argwohn erklang in ihrer Stimme, und zwar ein besonders schlimmer Argwohn, der noch nicht genau wußte, worauf er sich konzentrieren sollte.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Nanny hastig und mied Omas Blick. »Ja. Rezepte und so. Ja.«
    Oma Wetterwachs bedachte sie mit einem durchdringenden Blick. »Einfach nur Rezepte?«
    »Ja. Oh, ja. Ja. Und einige… kulinarische Anekdoten. Ja.«
    Oma starrte sie noch immer an.
    Nanny gab nach.
    »Äh… sieh dir das berühmte Karotten- und

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