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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Austernpasteten-Rezept an«, sagte sie. »Seite fünfundzwanzig.«
    Oma blätterte. Ihre Lippen bewegten sich lautlos. Dann sagte sie: »Ich verstehe. Sonst noch etwas?«
    »Äh… Zimt- und Eibischfinger, Seite siebzehn.«
    Oma sah nach.
    »Und?«
    »Äh… Sellerie-Überraschung, Seite zehn.«
    Oma las.
    »Nun, ich bin nicht überrascht«, sagte sie. »Und…?«
    »Äh… nun, der größte Teil des Abschnitts Lustige Pudding- und Kuchenausschmückungen. Ich meine Kapitel sechs. Dafür habe ich auch Illustrationen gezeichnet.«
    Oma blätterte zum sechsten Kapitel und sah sich die Bilder an. Sie drehte das Buch mehrmals hin und her.
    »Welche Illustration betrachtest du?« fragte Nanny Ogg. Ein Autor ist immer an den Reaktionen des Lesers interessiert.
    »Die des Erdbeerwacklers«, sagte Oma.
    »Ah. Bringt die Leute immer zum Lachen.«
    Mit Ausnahme von Oma Wetterwachs. Sie blieb sehr ernst und schloß das Buch.
    »Erlaube mir eine Frage, Gytha… Gibt es auf diesen Seiten hier irgendein Rezept, das nicht mit… Dingen zu tun hat?«
    Nannys Wangen waren nun so rot wie ihre Äpfel daheim. Sie dachte gründlich über die Frage nach.
    »Haferbrei«, sagte sie schließlich.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Äh… nein, es stimmt nicht ganz. Immerhin enthält er meine spezielle Honigmixtur.«
    Oma öffnete das Buch wieder.
    »Was ist hiermit? Ehrenvolle Jungfern ?«
    »Nuuun… « Nannys Stiefel kratzten über den Boden. »Sie beginnen als ehrenvolle Jungfern. Aber wenn man sie etwas länger im Backofen läßt, gehen sie von ganz allein auf.«
    Oma Wetterwachs sah einmal mehr auf die Titelseite. Froide für den Gaumen und niche nur dafür.
    »Du hast mit voller Absicht…«
    »Äh, es hat sich von selbst in diese Richtung entwickelt.«
    Oma Wetterwachs hatte keine direkten Erfahrungen mit den Listen der Liebe, aber als aufmerksame Zuschauerin wußte sie, wie man dieses Spiel spielte. Kein Wunder, daß sich das Buch so gut verkaufte. Sein Inhalt war… heiß. Es grenzte an ein Wunder, daß die einzelnen Blätter nicht verbrannten.
    Und »eine Hexe aus Lancre« hatte es verfaßt. Oma Wetterwachs zweifelte nicht daran, daß man im Rest der Welt genau wußte, wer die Hexe von Lancre war – sie selbst.
    »Gytha Ogg«, sagte sie.
    »Ja, Esme?«
    »Sieh mir in die Augen, Gytha Ogg.«
    »Entschuldige bitte, Esme.«
    »Hier steht: Von einer Hexe in Lancre.«
    »Hab mir nichts dabei gedacht, Esme.«
    »Du wirst Herrn Ziegenberger einen Besuch abstatten und dafür sorgen, daß dies aufhört, klar? Ich möchte nicht, daß mich die Leute ansehen und dabei an die Bananensuppenüberraschung denken. Ich glaube nicht einmal an die Bananensuppenüberraschung. Und ich mag es nicht, über die Straße zu gehen und hören zu müssen, wie sich die Leute Witze über Bananen erzählen.«
    »Ja, Esme.«
    »Und wir reden mit Herrn Ziegenberger auch über das Geld.«
    »Ja, Esme.«
    »Und wir könnten feststellen, wie es der jungen Agnes geht.«
    »Ja, Esme.«
    »Und wir gehen natürlich sehr diplomatisch vor. Die Leute sollen nicht glauben, daß wir unsere Nase in Dinge stecken, die uns nichts angehen.«
    »Ja, Esme.«
    »Keiner kann behaupten, daß ich mich in irgendwelche Dinge einmische. Du findest niemanden, der so etwas behauptet.«
    »Ja, Esme.«
    »Damit meinst du: Ja, Esme, du hast recht, niemand kann behaupten, daß du dich in irgendwelche Dinge einmischst. Stimmt’s?«
    »Ja, Esme.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ja, Esme.«
    »Gut.«
    Oma Wetterwachs blickte zum grauen Himmel und den verwelkenden Blättern. Erstaunlicherweise fühlte sie sich von neuer Kraft durchströmt. Noch am vergangenen Tag hatte die Zukunft trostlos und öde gewirkt. Jetzt lockte sie mit Überraschungen und Schrecken und schlimmen Dingen, die anderen Leuten zustießen…
    Wenn es nach ihr ging.
    In der Speisekammer lächelte Nanny Ogg.
     
    Agnes wußte ein wenig vom Theater, denn manchmal kam eine Schauspielgruppe nach Lancre. Ihre Bühne war etwa doppelt so groß wie eine Tür, und »hinter den Kulissen« bezog sich auf den Bereich hinter einem Fetzen Sackleinen. Für gewöhnlich versuchte dort ein Mann, Hose und Perücke gleichzeitig zu wechseln, während ein anderer, der die Kleidung eines Königs trug, heimlich rauchte.
    Das Opernhaus war fast so groß wie der Palast des Patriziers und viel prunkvoller. Es beanspruchte eine Fläche von drei Morgen. Im Keller gab es Ställe für zwanzig Pferde und zwei Elefanten. Agnes verbrachte dort einige Zeit, da sie die

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