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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aufrichtet, und er treibt sich im Keller herum…«
    »Oh, ich bitte dich…«
    »Gestern abend habe ich gehört, wie er auf der Bühne gesungen hat, als alle anderen gegangen waren.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Dafür war’s zu dunkel.«
    »Oh, na dann…« André winkte ab.
    »Aber ich bin ganz sicher, daß ich nachher gehört habe, wie er mit der Katze sprach. Ich meine, wie er ganz normal mit ihr sprach. Und du mußt zugeben, daß er ein wenig… seltsam ist. Könnte man sich nicht gut vorstellen, daß er eine Maske trägt, um sich dahinter zu verstecken?« Agnes ließ die Schultern hängen. »Ich sehe, daß du gar nicht zuhören möchtest…«
    »Nein! Nein, ich… nun…«
    »Ich dachte nur, ich würde mich besser fühlen, wenn ich es jemandem erzähle.«
    André lächelte im Halbdunkel. »An deiner Stelle würde ich mit niemandem sonst darüber reden.«
    Agnes sah zu Boden. »Es klingt ein bißchen weit hergeholt, nicht wahr?«
    André legte ihr die Hand auf den Arm. Perdita spürte, wie Agnes zurückwich. » Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Ich… ich weiß nicht… Ich meine… keine Ahnung… Ich meine, ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er jemandem ein Leid zufügt… Ich komme mir so dumm vor…«
    »Alle sind nervös und angespannt. Mach dir deshalb keine Gedanken.«
    »Ich… möchte nicht, daß du mich für töricht hältst…«
    »Ich behalte Walter im Auge, wenn du willst.« André lächelte erneut. »Jetzt sollte ich mich wieder um die Orgel kümmern«, fügte er hinzu und lächelte zum drittenmal, schnell und kurz wie der Blitz eines sommerlichen Gewitters.
    »Vielen Da…«
    Der junge Mann schritt bereits zu dem großen Musikinstrument.
     
    Dieser Laden war ein Herrenausstatter.
    »Es ist nicht für mich, sondern für einen Bekannten«, sagte Nanny Ogg. »Gut eins achtzig groß, ziemlich breite Schultern.«
    »Innere Beinlänge?«
    »Ja.«
    Nanny sah sich im Laden um. Da sie schon einmal hier war… Immerhin ist es mein Geld, dachte sie.
    »Und eine schwarze Jacke und eine schwarze Strumpfhose und Schuhe mit glänzenden Schnallen und einen großen Hut und einen weiten Mantel mit rotem Seidenfutter, eine Fliege, einen besonders vornehmen Gehstock mit piekfeinem silbernen Knauf und… eine schwarze Augenklappe.«
    »Eine Augenklappe?«
    »Ja. Vielleicht mit Pailletten drauf. Schließlich ist sie für die Oper bestimmt.«
    Der Schneider musterte Nanny. »Das ist ein wenig ungewöhnlich. Warum kommt der Herr nicht selbst?«
    »Weil er noch gar kein Herr ist. Zumindest nicht ganz.«
    »Ich meine… wir brauchen doch für alles die richtige Größe.«
    Nanny Ogg sah sich im Laden um. »Ich schlage vor, du verkaufst mir einfach etwas, das in etwa die richtige Größe hat. Sollte es nicht passen, ändern wir seine Maße, damit die Sachen doch passen. ‘tschuldigung…«
    Sie wandte sich taktvoll ab…
    Twingtwangtwong…
    … drehte sich wieder um, glättete ihr Kleid und hielt eine lederne Geldbörse in der Hand.
    »Wieviel kostet das alles?« fragte sie.
    Der Schneider blinzelte verdutzt. »Ich fürchte, die Sachen können frühestens nächsten Mittwoch fertig sein.«
    Nanny Ogg seufzte. Sie wurde allmählich vertraut mit einem der wichtigsten Gesetze der Physik: Zeit ist gleich Geld. Woraus folgte: Geld ist gleich Zeit.
    »Ich habe gehofft, daß ich es etwas schneller bekomme«, sagte sie und winkte mit der Geldbörse. Münzen klirrten leise und verlockend.
    Der Schneider maß sie mit einem Blick, in dem sich Empörung und Sehnsucht vereinten. »Wir sind Künstler, gnä’ Frau. Wie lange sollte es deiner Meinung nach dauern?«
    »Wie wär’s mit zehn Minuten?«
    Zwölf Minuten später verließ sie den Laden mit einem großen Paket unter dem einen Arm, einer Hutschachtel unter dem anderen und einem pechschwarzen Gehstock zwischen den Zähnen.
    Oma Wetterwachs wartete draußen. »Hast du alles bekommen?«
    »Ja.«
    »Ich nehme die Augenklappe, in Ordnung?«
    »Wir müssen uns eine dritte Hexe besorgen«, sagte Nanny und versuchte, die diversen Schachteln neu anzuordnen. »Agnes ist recht kräftig.«
    »Wenn wir versuchten, sie einfach am Kragen zu packen und aus dem Opernhaus zu zerren, gerieten wir ganz schön in die Klemme«, meinte Oma. »Sie kann eine Hexe sein, wenn sie will.«
    Sie näherten sich dem Bühneneingang der Oper.
    »Guten Tag, Les«, sagte Nanny heiter, als sie eintraten. »Jetzt juckt’s nicht mehr, oder?«
    »Du hast mir eine wundervolle Salbe gegeben, Frau Ogg«,

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