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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wenigstens hast du die richtige Gestalt. Aber warum bringst du Leute um? Warum? Herr Pfundler konnte dir doch überhaupt kein Leid zufügen! Aber… er sah sich an den seltsamsten Orten um, nicht wahr? Und dabei… hat er etwas entdeckt?«
    Der Geist nickte andeutungsweise und hob seinen schwarzen Stock. Er hielt ihn mit beiden Händen und zog sie auseinander, wodurch ein Degen zum Vorschein kam.
    »Ich weiß, wer du bist!« platzte es aus Agnes heraus, als er vortrat. »Ich… Wahrscheinlich könnte ich dir helfen! Vielleicht ist die ganze Sache überhaupt nicht deine Schuld!« Sie wich zurück. » Ich habe dir nichts getan! Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten!«
    Sie wich noch weiter zurück, als sich die Gestalt näherte. Die Augen in den dunklen Öffnungen der Maske glitzerten wie kleine Juwelen.
    »Ich bin dein Freund, verstehst du denn nicht? Bitte, Walter! Walter !«
    In der Ferne ertönte ein Geräusch, das so laut wie ein Donnerschlag erschien und unter den gegebenen Umständen ebenso unmöglich war wie ein Kessel aus Schokolade.
    »Was ist denn los, Fräulein Perdita Nitt?!«
    Der Geist zögerte.
    Pas Pochen von unregelmäßigen Schritten näherte sich.
    Der Geist ließ den Degen sinken, öffnete die Tür eines Kulissensegments, das eine Schloßmauer darstellte, verneigte sich ironisch und verschwand.
    Walter kam um die Ecke.
    Er war ein sehr ungewöhnlicher fahrender Ritter. Er trug zum Beispiel einen Abendanzug in der falschen Größe. Auf seinem Kopf ruhte noch immer das Barett. Hinzu kamen eine Schürze, ein Mop und ein Eimer. Doch kein heldenhafter Lanzenschwinger war jemals glücklicher über eine Zugbrücke geritten. Ein goldener Glanz schien ihn zu umgeben.
    »Walter…?«
    »Was ist mit Fräulein Christine passiert?«
    »Sie… äh… ist in Ohnmacht gefallen«, sagte Agnes. »Vermutlich wegen… äh… der Aufregung. Damit meine ich die Oper. Heute abend. Die Aufregung. Wegen der Oper.«
    Walter bedachte sie mit einem besorgten Blick. »Ja«, sagte er und fügte geduldig hinzu: »Ich weiß wo sich der Arzneikasten befindet soll ich ihn holen?«
    Christine stöhnte und klimperte mit den Wimpern. »Wo bin ich?!«
    Perdita knirschte mit Agnes’ Zähnen. Wo bin ich ? Das waren nicht die Worte, die man aussprach, wenn man aus einer Ohnmacht erwachte. Es waren die Worte, von denen jemand glaubte, daß sie beim Erwachen aus einer Ohnmacht ausgesprochen werden mußten.
    »Du bist in Ohnmacht gefallen«, sagte Agnes und maß Walter mit einem durchdringenden Blick. »Warum bist du hier, Walter?«
    »Muß den Abort der Bühnenarbeiter wischen Fräulein Nitt! Dabei gibt es immer Schwierigkeiten arbeite schon seit Monaten daran!«
    »Aber du trägst einen Abendanzug!«
    »Ja, nachher muß ich als Kellner einspringen weil nicht genug Bedienstete da sind und sonst kann keiner Kellner sein wenn es vor der Oper Getränke und Würstchen an Stöcken gibt.«
    Niemand konnte so schnell sein. Zugegeben, Walter und der Geist waren nicht beide gleichzeitig im Kulissenlager gewesen, aber Agnes hatte seine Stimme gehört. Niemand konnte durch eine Tür verschwinden und wenige Sekunden später auf der gegenüberliegenden Seite des Raums erscheinen – so etwas erforderte Magie. Nun, einige der Mädchen behaupteten, den Geist praktisch an zwei Orten gleichzeitig gesehen zu haben. Vielleicht gab es weitere geheime – oder vergessene – Wege wie die alte Treppe. Vielleicht…
    Agnes unterbrach sich bei diesen Überlegungen. Walter war nicht der Geist. Es ergab keinen Sinn, nach irgendwelchen aufregenden Erklärungen zu suchen, damit Absurdes wirklich wurde.
    Sie hatte Christine davon erzählt. Als Walter ihr nun aufhalf, warf sie Agnes einen leicht verwirrten Blick zu. Auch mit André hatte sie darüber gesprochen, ohne daß er ihr glaubte – das schien soweit in Ordnung zu sein.
    Alles lief darauf hinaus, daß…
    … sich jemand anders hinter der weißen Maske des Geistes verbarg.
    Und sie war so sicher gewesen.
     
    »Es wird dir gefallen, Mutter. Bestimmt.«
    »Es paßt nicht zu unsereins, Henry. Ich frage mich, wieso Herr Tagscheu dir keine Karten für Nellie Stempels Auftritt beim Varieté gegeben hat. So was nenne ich Musik. Richtige Melodien, die man verstehen kann.«
    »Lieder wie ›Mit einem anzüglichen Lächeln sitzt sie im Kohl‹ sind nicht besonders kulturell, Mutter.«
    Zwei Gestalten wanderten inmitten der Menge, die zum Opernhaus unterwegs war.
    »Aber man hat seinen Spaß dabei. Und man braucht

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