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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dem auch sei… er wirkt seltsam und spricht, als wollten die Worte aus seinem Mund fliehen…
    Eine Hand berührte Agnes an der Schulter. Sie drehte sich abrupt um.
    »Ich bin’s nur!!« sagte Christine.
    »Oh…«
    »Ist dies nicht ein wundervolles Kleid?!«
    »Was?«
    »Das Kleid, Dummchen!!«
    Agnes musterte Christine von Kopf bis Fuß. »Oh. Ja. Sehr nett«, sagte sie. Gleichgültigkeit lag auf ihrer Stimme wie Regen auf mitternächtlichem Pflaster.
    »Das klingt nicht sehr beeindruckt!! Im Ernst, Perdita, es besteht kein Grund, eifersüchtig zu sein!!«
    »Ich bin nicht eifersüchtig. Habe nachgedacht…«
    Sie hatte den Geist nur ganz kurz gesehen, aber es bestand kein Zweifel, daß er sich anders bewegte als Walter Plinge. Walter ging so, als zöge der Kopf den Rest des Körpers hinter sich her.
    Doch inzwischen war die Gewißheit hart wie Granit.
    »Nun, ich muß sagen, daß ich eine andere Reaktion von dir erwartet habe!!«
    »Ich frage mich, ob Walter Plinge der Geist ist«, sagte Agnes – und bereute diese Worte sofort. Sie verfluchte sich mit einem stummen Verflixt. Andrés ungläubiger Blick hatte sie bereits mit genug Verlegenheit erfüllt.
    Christine riß die Augen auf. »Er ist ein Clown!!«
    »Er redet und geht seltsam«, sagte Agnes. »Aber wenn er sich ganz aufrichten würde…«
    Christine lachte, und Agnes spürte, wie Ärger in ihr erwachte. »Er hat mir praktisch bestätigt, daß er der Geist ist!«
    »Und du hast ihm geglaubt, wie?!« Christine ließ diesen Worten ein mißbilligendes »Ts, ts« folgen, das Agnes beleidigte. »Wirklich, ihr Mädchen glaubt die komischsten Dinge!!«
    »Was soll das heißen, wir Mädchen?«
    »Oh, du weißt schon!! Die Tänzerinnen behaupten immer wieder, daß sie den Geist sehen…!!«
    »Meine Güte! Hältst du mich vielleicht für eine leicht zu beeindruckende Närrin? Nimm dir mal die Zeit, richtig nachzudenken, bevor du was sagst!«
    »Nun, ich halte dich natürlich nicht für eine Närrin, aber…!!«
    »Ha!«
    Agnes stapfte hinter die Kulissen, wobei es ihr mehr auf demonstratives Davonstapfen ankam als auf die Richtung. Die Bühnengeräusche verklangen allmählich, und kurze Zeit später erreichte sie das Kulissenlager. Dort war eine große Doppeltür, hinter der sich die externe Welt erstreckte. Teile von Schlössern, Balkonen und romantischen Kerkerzellen stapelten sich in dem Raum.
    Christine folgte Agnes.
    »Ich wollte nicht… Ich meine, ausgerechnet Walter… Er ist doch nur ein besonders seltsamer Mann!«
    »Er kümmert sich hier um die verschiedensten Dinge! Nie weiß man, wo er sich aufhält! Alle gehen einfach davon aus, daß er immer in der Nähe ist!«
    »Na schön, aber deshalb brauchst du dich nicht gleich so aufzuregen…«
    Hinter ihnen erklang ein leises Geräusch.
    Sie drehten sich um.
    Der Geist verneigte sich.
     
    »Na, bist du ein braver Kater? Nanny hat hier einen Napf mit Fischeiern für einen braven Kater«, sagte Nanny und spähte unter den großen Schrank in die Küche.
    »Fischeier?« fragte Oma kühl.
    »Ich habe sie von dem Zeug für das Soareh ausgeliehen«, erklärte Nanny.
    »Ausgeliehen?« wiederholte Oma Wetterwachs.
    »Ja. Komm, Greebo, sei ein braver Kater.«
    »Ausgeliehen. Du meinst… wenn Greebo damit fertig ist, bringst du sie zurück?«
    »Du weißt, wie ich es gemeint habe, Esme«, erwiderte Nanny. Es klang fast verletzt. »Mit Stehlen hat das nichts zu tun, weil keine Absicht dahintersteckt. Komm, braver Kater, ich habe hier leckere Fischeier für dich…«
    Greebo wich noch weiter in die Schatten zurück.
     
    Christine seufzte und fiel in Ohnmacht. Agnes bemerkte jedoch, daß sie auf sehr vorsichtige Weise zusammenbrach: Sie achtete darauf, sich keine blauen Flecken zu holen, als sie zu Boden sank. Außerdem blieb sie so liegen, daß ihr Kleid besonders gut zur Geltung kam. Es dämmerte Agnes, daß Christine auf ihre eigene Art sehr intelligent war.
    Sie sah zur Maske.
    »Na schön«, sagte sie und hörte die Heiserkeit in ihrer Stimme. »Ich weiß, warum du es tust. Ja, ich weiß es wirklich.«
    Die elfenbeinfarbene Maske blieb natürlich unbewegt, aber in ihren Augen schien es kurz zu flackern.
    Agnes schluckte. Die Perdita in ihr hätte jetzt am liebsten nachgegeben, weil es viel aufregender war, doch das ließ sie nicht zu.
    »Du möchtest jemand anders sein, doch du sitzt in dir selbst fest«, fuhr Agnes fort. »Damit kenne ich mich aus. Du hast Glück. Du brauchst bloß eine Maske aufzusetzen.

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