Murray,Paul
Erzfeindin von Bullwinkle the Moose. Das Mädchen
möchte wissen, wo er seinen Lippenstift gekauft hat. Niall, der furchtbar
schwitzt, ist sich nicht sicher, was er tun soll. Soll er ihr sagen, er hat ihn
von seiner Schwester und kennt den Namen nicht? Oder soll er ihr die Wahrheit
sagen: dass er sich in einer kleinen Boutique in dem Dorf Sandycove in den
Lippenstift verliebt hat? Das atemberaubende Mädchen wartet begierig. Niall
spürt, dass eine seiner Brüste unaufhaltsam seinem Korsett entgleitet.
Dennis
und Skippy stehen unterdessen bei der Bowle und beobachten Ruprecht, der
irgendwie mit einem Mädchen ins Gespräch gekommen ist.
»Ist
das der Typ aus Karate Kid?«, schreit das Mädchen, um die Musik zu übertönen.
»Nein,
er ist emeritierter Professor für Physik in Stanford«, schreit Ruprecht zurück.
Das
Mädchen weiß offenbar beim besten Willen nicht, was sie darauf sagen soll; nach
ein paar Sekunden gibt sie einfach auf und geht davon. Ruprecht - er hat das
Gespräch nur deshalb angefangen, weil das Mädchen, kostümiert als kesse
Kellnerin, einen Schokoladenkuchen trug, der sich als Attrappe erwies - ist aus
dem Takt und gesellt sich wieder zu den anderen, gerade als Mario mit düsterer
Miene angelatscht kommt.
»Na,
wie geht's, Mario?«, fragt Dennis in aller Unschuld.
»Pff,
zum Teufel mit diesen Schulmädchen.« Mario macht eine wegwerfende Handbewegung.
»In Italien gehe ich lieber mit Mädchen, die schon studieren - die sind
neunzehn, zwanzig und kennen sich aus mit Sexualpraktiken. Die hier sind
unterdrückt und frigide und wissen nicht, wo oben und unten ist.«
»Von
Naturwissenschaften haben sie auch nicht viel Ahnung«, ergänzt Ruprecht.
»Außerdem,
wieso spielen die diese Musik aus grauer Vorzeit, die mir meinen ganzen Stil
verdirbt?«
Diese
Frage stellt nicht nur Mario. Drüben in der DJ-Kanzel hat Wallace gerade eine Überleitung
von Led Zeppelin zu »All Right Now« gemacht und ist so in Paul Kossoffs
klassischen Riff versunken, das er anfangs nicht auf die erbosten Stimmen von
irgendwo unten achtet: »Yo, Weißbrot!«
»Hey!,
Bleichnase - wills du mich ignorieren oder was?« Schließlich merkt er, dass die
Bemerkungen ihm gelten, schaut über den Rand der Kanzel und sieht zwei eher
kleine, rebellisch wirkende Jungs in kühlschrankgroßen Hosen, die rätselhafte
Gesten zu ihm herauf machen. »Korrekt, Nigga, wir reden mit dir!«
»Scheiße,
Mann, was spielstn da für Müll, ey?«
Wallace,
der einen makellos weißen Matrosenanzug trägt und einen riesigen Lutscher in
der Hand hält, nimmt den Kopfhörer ab. »Was?«, fragt er.
»Nigga,
das iss der Shit, auf den mein Alter steht!«, sagt einer der beiden.
»Ja,
du Penner, was soll das sein, Die hundert besten Jeans-Werbe- Spots!«, ergänzt der andere und zielt
mit einer Plastikmaschinenpistole auf ihn.
»Das
ist Free«, teilt er ihnen mit.
»Lieber
50 Cent als Free, ey, leg mal was mit Bass auf!«
»Ja,
du Wichser, das iss hier nich die Geburtstagsfeier von deiner Tante Mabel.
Spiel gefälligst Hip-Hop, du Lusche!«
»Keine
Musikwünsche«, sagt Wallace.
»Du
machstn Fehler«, warnt ihn eine der Stimmen.
»Der
kommissarische Direktor hat mich gebeten, den DJ zu machen«,
erwidert Wallace hochnäsig und setzt sich wieder den Kopfhörer auf. Die zwei
übel gelaunten Gangstas, die trotz ihrer Bemühungen beide eindeutig weiß sind,
sehen ihn noch einen Moment lang finster an und verziehen sich dann.
Mitten
im nächsten Song - »Hold the Line« von Toto - bricht der Sound ab. Die
Tanzenden kommen schlurfend zum Stehen, und Ratlosigkeit greift um sich. Am
Gewitter kann es diesmal nicht liegen, denn die Plattenspieler sind noch beleuchtet
und die Lichtorgel zuckt noch über den zur Ruhe gekommenen Köpfen. Irgendwo
muss ein Wackelkontakt sein. Wallace Willis hält Ausschau nach erwachsenen
Helfern, aber er kann Mr. Fallon und Miss Mclntyre nirgends entdecken. Er
entriegelt die halbhohe Tür seiner Kanzel, steigt die Stufen hinab und bückt
sich über das Gewirr von Kabeln darunter, als die Musik plötzlich wieder
angeht. Alle jubeln und tanzen weiter. Aber der Song, der jetzt läuft, ist
nicht derselbe wie der vorhin; es ist überhaupt kein Song aus Wallaces
Musiksammlung. Moment, ruft er, hört auf zu tanzen, das ist der falsche Song!
Das ist der falsche Song! Aber keiner hört auf ihn - sie sind zu sehr damit
beschäftigt, gangsterhafte Verrenkungen zu machen und ihre Hintern zur extrem
lauten Basslinie des falschen
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