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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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der feindlichen Jäger Torpedos ausklinkten, deren Ionentriebwerke mit blauen Flammenschweifen zündeten, um sich uns entgegenzuschleudern. Jennifer hielt weiter auf sie zu. Die selbststeuernden Raketen, die mit hochfeinen Sensoren ausgestattet waren, rasten uns frontal entgegen. In wenigen Sekunden mussten sie uns zerreißen, und hinter ihnen folgte das Geschwader, bereit, eine weitere Salve auf uns abzufeuern oder uns mit den Bordkanonen unter Beschuss zu nehmen.
    »Liebling«, stieß ich hervor. »Ich hoffe, du hast einen Plan!«
    »Jammer nicht!«, gab sie zurück.
    Ich sah die Begeisterung in ihren dunklen Augen glühen. Sie schüttelte das Haar aus dem Gesicht und beugte sich noch tiefer über ihre Konsole, auf der sinesische Schriftzeichen flimmerten und unentzifferbare Anzeigen leuchteten. Dann erlosch ihr Blick in der maschinenhaften Konzentration der Trance.
    Mit irrwitziger Geschwindigkeit schossen die beiden Projektile auf uns zu. Jennifer hielt den Kollisionskurs. Im letzten Moment riss sie unser in den Spanten ächzendes Shuttle zur Seite, legte es quer und raste zwischen den beiden Torpedos hindurch, die in wenigen Metern Abstand rechts und links an uns vorbeizischten. Die Automatik der beiden Raketen reagierte zu träge. Die Projektile steuerten um, als wir schon vorbei waren, und zerschellten aneinander in einer heftigen Explosion.
    Ich atmete tief durch, aber die Angreifer gönnten uns keine Erholungspause. Ihr deltaförmig auseinandergezogenes Geschwader kam jetzt ebenfalls rasch näher. Sie verzichteten darauf, weitere Projektile auf uns abzufeuern, hielten aber den Kurs, der sie frontal auf uns zuführte. Offenbar irritierte Jennifers Verhalten sie. Jedenfalls hatten sie eine solche Situation in der Akademie sicher nicht durchgenommen. Kilometer waren nichts in diesem lautlosen Gefecht, das sich hoch über den Wolken Sinas  abspielte. Jennifer hatte die Maschine wieder aufgerichtet. Sie zielte direkt auf den Staffelführer der angreifenden Formation und drückte das Shuttle dann im Moment der dichtesten Annäherung geringfügig zur Seite. Auch die gegnerischen Piloten waren instinktiv ausgewichen. Aus nächster Nähe, die für einen Sekundenbruchteil nur wenige Meter betrug, zeigten sie uns ihre Bauchseiten. Ich gab zwei Breitseiten ab, die die Maschinen des Anführers und seines Begleiters zur Rechten zerrissen. Sie detonierten in schwefligen Flammenbällen, schon wieder weit hinter unserer Heckflosse. Den drei verbliebenen Sinesern schien das zu denken zu geben. Sie drehten in weiträumigen Manövern bei. In Sekunden lagen wieder einige Dutzend Kilometer zwischen uns und ihnen. Während sie noch überlegten, wie weiter zu verfahren sei, riss Jennifer die stöhnende Maschine senkrecht nach oben.
    »Das sind leichte Jäger«, sagte sie. »Sie können nicht außerhalb der Atmosphäre manövrieren.«
    Wir stiegen weiter auf. Tatsächlich setzte das auf drei Jäger zusammengeschrumpfte Geschwader die Verfolgung nicht fort. Wir sahen auf den Schirmen, dass sie beidrehten und zu ihrem Stützpunkt zurückkehrten. Jennifer durchstieß die Stratosphäre des Planeten und flog in den dunklen Raum hinaus. Der vertraute und doch seit langem entbehrte Anblick des unverdeckten Sternenfeldes entschleierte sich, als wir die höchsten und dünnsten Luftschichten hinter uns ließen. Die flache Wolkendecke, über der wir eben noch gekreuzt hatten, wurde kugelig. Die Wölbung der Welt wurde sichtbar. Wir erhoben uns genau über die Tag- und Nachtgrenze, die sich, je höher wir kamen, umso schärfer auf den Wolken abzeichnete. Zur Linken waren sie blau und verschattete, wie gequirlte Gletscher, zur Rechten flammten sie erst altrosa, dann zinnoberrot auf. Die Sonne ging auf, die kalte, blaugrau strahlende Sonne dieses wenig heimeligen Systems.
    Der Tloxi hatte recht gehabt. Auf der Höhe des Äquators war der mittlere Verteidigungsring nicht der Rede wert. Außerdem waren diese defensiven Maßnahmen auf eine Invasion von außen berechnet. Unserem Fluchtversuch wurden sie nicht gefährlich. In gemessener Entfernung trudelten einige Satelliten vorbei, die uns halbherzig mit ihren Werferstrahlen attackierten. Jennifer antizipierte die meisten Abschüsse, da die Körper auf ihren Umlaufbahnen sich erst umständlich mithilfe ihrer Gyroskope positionieren mussten. Man konnte vorhersehen, wann sie in welchem Winkel feuern würden. Die stachelbesetzten Kugeln, die schwerfällig auf ihrem Orbit hingen und mühsam rotierten,

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