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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Wahrscheinlichkeit getrennt war und doch so unerreichbar wie der Sirius für einen anatolischen Schäfer der Hethiterzeit. Eine Million Möglichkeiten waren denkbar, bei denen die Sonde im Prinzip sogar funktioniert haben konnte, aber wir es dennoch niemals erfahren würden. Es war vermessen, was man hier unternommen hatte.
    Elfeinhalb Minuten waren verstrichen.
    Wir hatten uns übernommen. Selbst die führenden Wissenschaftler der MARQUIS DE LAPLACE waren überfordert, die Kombination von Energieentfaltung und Präzision zu erbringen, die hier nötig war. Zum Sirius zu fliegen war ein Katzensprung verglichen mit dieser Reise von einer Galaxie zur anderen. Das halbe Universum musste eingefaltet werden. Millionen Lichtjahre zur Dicke eines Blattes gekrümmt werden, um sie durchstoßen zu können.
    Jennifer legte die Hand auf meinen Unterarm.
    »Es ist vorbei«, sagte sie, weit davon entfernt, das Eintreffen ihrer Vorhersage als Triumph zu empfinden.
    Einige Plätze weiter erhob Wiszewsky sich von seinem gravimetrischen Polster. Langsam und würdevoll schritt er die Stufen der Tribüne herab. Er war ein König, der seinem Oberfeuerwerker jovial verzieh, dass das bestellte Spektakel ausgefallen war.
    »Verdammte Scheiße«, hörte ich Dr. Rogers vor sich hinknurren.
    Wir standen ebenfalls auf und begaben uns zu den Kameraden, die ein Bild des Jammers boten. Reynolds starrte noch immer auf seine Monitore und Konsolen. Die Uhr, die die seit dem Absprung verstrichene Zeit anzeigte, stand bei 13 Minuten 37, als ich ihm die Hand auf die Schulter legte. Er zuckte zusammen, nahm die Augen aber nicht von seinen Instrumenten. Seine Hand zitterte ein wenig. Sein Gesicht war eine aus morschem Holz geschnitzte Fratze.
    Zwei Schritte weiter schlossen Jill und Jennifer sich in die Arme und klopften sich gegenseitig tröstend auf den Rücken. Wiszewsky hatte sich zu Frankel begeben.
    »Sie trifft keine Schuld«, sagte er huldvoll. »Ich bin überzeugt, dass Sie das Menschenmögliche versucht haben. Wir werden genau analysieren, woran ...«
    »Ich habe es gleich gesagt«, zischte Frankel, der das »Sie« auf sich persönlich bezogen hatte und nicht auf die Gruppe der Wissenschaftler. Mit giftigem Blick sah er zu uns herüber. »Vier Wochen Arbeit für die Katz’. Wir könnten schon fertig sein, wenn wir uns gleich für eine Neukonstruktion entschlossen hätten!«
    Svetlana kicherte albern.
    »Diese Leute können nur zanken«, sagte sie, an Wiszewskys Arm hängend. »Und wenn ihre Experimente schief gehen, will es keiner gewesen sein.«
    In diesem Augenblick schaltete Reynolds mit einer ruckartigen Bewegung sein Bedienfeld ab. Er schob mich beiseite, der ich noch immer in solidarischer Absicht neben ihm stand, und wandte sich Frankel, Rogers und Wiszewsky zu, die eine verschwörerische Gruppe bildeten.
    »Commodore«, sagte er mit fester Stimme. »Ich übernehme die volle Verantwortung für diesen Fehlversuch. Meine Annahmen und Berechnungen haben sich als irrig erwiesen.«
    Ich fing Dr. Rogers’ Blick auf, in dem ich männliche Anerkennung las, während Frankels Miene sich zu einem kleinlichen Grinsen verzog. Wiszewsky sah zerstreut über die Aufbauten und die Masse der Techniker, die auf seine Antwort warteten.
    »Ist gut, WO«, sagte er endlich. Und mit einem missratenen Lächeln setzte er hinzu: »Nehmen Sie sich’s nicht zu Herzen.« Er suchte Svetlanas Arm, die sich bei ihm einhängte und in deren Augenwinkel offene Schadenfreude glitzerte. Wiszewsky dagegen strahlte noch immer Unschlüssigkeit aus. »Um siebzehn Uhr zur Besprechung in der Großen Messe«, sagte er, um seinem Abgang eine gewisse markige Würde zu geben. Dann entfernte er sich zur Schleusenkammer.
    Die Wissenschaftler und Mechaniker zerstreuten sich. Das Hangartor wurde geschlossen. Der Kran fuhr selbsttätig wieder zu seiner Ausgangsposition zurück. Wir blieben neben einem versteinerten Reynolds zurück. Jill und Jennifer musterten ihn mit besorgten Mienen. Ich klopfte ihm auf die Schulter.
    »Kommen Sie«, sagte ich in der Attitüde eines großen Bruders. »Niemand macht Ihnen Vorwürfe.«
    Er ließ sich auf einen Sessel nieder, der am Rand des abgesperrten Bereichs stand, und schlug die Hände vor das Gesicht.
    »Ich will es ja nur verstehen«, murmelte er.
    Jennifer ging vor ihm in die Hocke und berührte ihn am Arm.
    »Legen Sie sich für ein paar Stunden hin«, sagte sie. »Die Daten werden ausgewertet, alles Weitere findet sich.«
    Er seufzte. Als er

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