Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
runter. Bei sechs Metern vermißte ich das Knacken im Ohr, bei sieben Metern fing es auf der rechten Seite an weh zu tun, bei acht Metern schmerzte es höllisch, und weiter versuchte ich es gar nicht erst.
    Conny brachte mich sofort nach oben. »Was ist denn los mit dir?«
    »Ich kriege den Druckausgleich nicht hin.« Ich nahm das Mundstück heraus und zog die Brille nach unten. (Die in Filmaufnahmen immer so dekorativ auf die Stirn geschobene Maske ist nämlich völlig verkehrt; sie muß im Gegenteil um den Hals baumeln, da kann sie nie von einer Welle weggespült werden!)
    »Hast du etwa Schnupfen?« wollte Conny wissen.
    »Ach wo, keine Spur. Es ist ja auch nur das rechte Ohr.«
    »Hm, klingt nicht so gut. Machte dir das schon öfter Beschwerden?«
    Ich versicherte ihm, daß ich noch nie Probleme gehabt und nach Ansicht meiner Nachkommen ein besseres Gehör habe, als für sie gut sei.
    »Laß es uns noch mal versuchen! Es gibt da so einige Tricks …«
    Sie halfen alle nichts. Bei sieben Metern war Schluß, und während die anderen unter mir herumschwammen, paddelte ich obendrüber und mußte dauernd die Maske ausblasen, weil mir immer wieder Tränen in die Augen stiegen.
    Die späteren Beileidsbekundungen halfen mir genausowenig wie die guten Ratschläge. »Wahrscheinlich brauchte man nur das Ohr gründlich durchzuspülen«, vermutete Patrick, doch weder gab es auf der Insel die erforderlichen Instrumente noch eine kompetente Fachkraft. Der Herr stud. med. war erst im dritten Semester.
    »Ich habe Tropfen dabei, vielleicht nützen die was«, versuchte Steffi mich zu trösten. Sie bedauerte das Desaster beinahe noch mehr als ich, hatte sie doch erwartet, ich würde die nächste Ausfahrt bereits mitmachen können. »Hier, nimm die mal!« Sie drückte mir ein Fläschchen in die Hand.
    »Was ist das für ein Zeug?«
    »Für die Ohren. Irgendwo muß auch noch der Waschzettel sein.« Suchend durchwühlte sie ihren Koffer.
    »Laß mal, da steht sowieso nichts Brauchbares drin. Du kennst doch diesen Standardspruch: Bei Risiken und Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage und erschlagen Ihren Arzt oder Apotheker! Ich träufle mir garantiert nicht eine obskure Flüssigkeit ins Ohr, die bei großzügiger Auslegung der Indikation auch bei Darmbeschwerden und Hühneraugen helfen könnte.«
    Reinhard war es, der mir den vernünftigsten Rat gab. »Laß man, Meechen, uffjeschoben is ja nich uffjehoben. Zu Hause jehste zum Arzt, läßt dir die Ohren durchpusten, und wenn der sonst nischt findet, versuchste det Janze noch mal. Tauchschulen jibt’s ooch in Deutschland wie Sand am Meer. Det meiste kannste doch sowieso schon.«
    »Es ist aber ein Unterschied, ob ich den Kurs hier durchziehe, wo es was zu sehen gibt, oder ob ich im Hallenbad Kacheln zählen muß.«
    Dafür hatte er Verständnis. »Denn kommste eben im nächsten Jahr noch mal her. Is doch ’n triftijer Jrund, schon wejen der Kosten. Bei Conny kriegste bestimmt Rabatt.«
    Fünf Tage hatten wir nur noch vor uns. Seit meiner Taucherei war die Zeit wie im Flug vergangen.
    »Ich habe meine restlichen Ausfahrten gestrichen und statt dessen für morgen den Insel-Trip gebucht.« Steffi hängte ihren Latex-Anzug auf die Wäscheleine zum Trocknen und schmiß die übrige Ausrüstung in die Badewanne, wo sie erst einmal gründlich wässern sollte. Salzwasser ist gut für Heringe, empfindlichere Materialien nehmen es auf die Dauer übel.
    »Was versprichst du dir von diesem Islandhopping; eine Insel sieht doch wie die andere aus, entweder rund oder oval.«
    »Na wennschon. Bötchen fahren macht doch Spaß. Außerdem steht auch der Besuch einer Einheimischeninsel auf dem Programm, und auf so eine kommt man normalerweise nie rauf.«
    Mir war natürlich klar, daß dieses Unternehmen ein gutgemeinter Versuch war, mich meine Enttäuschung vergessen zu lassen. »Also schön, gehen wir morgen auf große Fahrt.«
    Die begann gleich nach dem Frühstück. Als wir uns auf dem Anlegesteg sammelten, entdeckte ich Reinhard. »Nanu? Bist du aus Solidarität mit mir ausgestiegen, oder hast du keinen neuen Body gefunden?«
    »Weder noch. Der Kahn is kaputt. Ausjerechnet heute, wo uns die Profis zum erstenmal mitjenommen hätten. Nu mußte ich mir ’ne andere Beschäftigung suchen. Hoppen wir eben mal über die Islands.«
    Ich suchte seine Angetraute, die wir inzwischen auch kennengelernt hatten. Sie war einen Kopf kleiner als Reinhard, einen halben Zentner leichter und ziemlich farblos. Mit

Weitere Kostenlose Bücher