Muss Lurion sterben
herauszuziehen. Gardner zählte leise. Für dieses Manöver mußte er die Zeit ganz genau abpassen, wenn er sich nicht mit eingeschlagenem Schädel im Rinnstein wiederfinden wollte.
›Tausendeins … tausendzwei … tausenddrei … jetzt!‹
Gardner drehte sich mit einem Ruck nach rechts. Die Bewegung fing die Hand des Jungen in seiner Tasche, so daß er sie nicht mehr herausziehen konnte. Gardner packte die gefangene Hand am Gelenk, riß sie aus der Tasche heraus, wölbte den Rücken, beugte sich in den Knien und schnellte den Lurioni herum.
Der schlug einen Salto in der Luft und krachte mit den Füßen zuerst in seinen sauberen Freund hinein. Gardner warf sich im selben Moment nach vorn und stürzte sich auf das Paar, indem er ihre Überraschung ausnutzte.
Mit seinen kräftigen Armen preßte er sie an den Schultern auf den Boden. Mit einem Ruck wechselte er den Griff und preßte mit jeder Hand einem Jungen die Kehle zu. Er verstärkte den Druck, bis sie Schwierigkeiten hatten, Atem zu holen. Sie starrten zu ihm hoch mit einer Mischung von Haß und Furcht in ihren kalten Augen.
Nach einem Augenblick ließ er sie los. Sie hatten jeden Widerstand aufgegeben. Er stand auf. Die Lurioni blieben auf dem Boden liegen und rangen nach Atem. Gardner ging ein bis zwei Schritte zurück.
»Bleibt so, wie ihr seid, liegen, bis ich um die Ecke bin!« befahl er ihnen. »Versteht ihr mich? Wenn einer von euch es wagen sollte, vorher aufzustehen, schieße ich euch beide nieder!«
Er klopfte auf seine Tasche. Die Geste war purer Bluff, aber das konnten die beiden Burschen nicht wissen. Sie rührten sich nicht.
Er zog sich langsam von ihnen zurück, warf nur einmal einen vorsichtigen Blick hinter seinen Rücken, um sich zu versichern, daß dort nicht ein neuer Angreifer lauerte.
An der Ecke rief er den beiden, die still liegen geblieben waren, laut zu: »In Ordnung! Ihr könnt jetzt aufstehen! Haut ab, so schnell euch eure Füße tragen! In der anderen Richtung!«
Sie erhoben sich, und Gardner konnte hören, wie sie sich gegenseitig anschrien. Sie waren offensichtlich aufeinander ärgerlich, weil ihr Raubzug fehlgeschlagen war.
Plötzlich zog der Ältere ein gebogenes Messer. Der Kleinere sprang zurück, aber er war nicht schnell genug. Der Größere stieß ihm das Messer in den Leib. Gardner keuchte, als der Junge kalt zusah, wie der andere hinschlug, der Größere drehte sich dann um und ging fort.
Ein angenehmer Planet, dachte Gardner.
Er erkannte, daß es zu gefährlich war, zu dem Jungen zurückzugehen und zu versuchen, ihm zu helfen. Er konnte von Glück reden, daß er heil aus diesem Kampf herausgekommen war.
Seine anfänglichen Bedenken gegen seine Aufgabe waren fast vollständig zerstreut. Dies war eine furchtbare, brutale Welt. Zum erstenmal konnte er es kaum abwarten, seinen Auftrag zu erfüllen.
Er begann schnell zu gehen und hatte nur noch das eine Ziel, ein Taxi zu finden. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Endlich erreichte er einen Boulevard, der hell erleuchtet war und auf dem noch einiger Verkehr herrschte. Er hielt besorgt Ausschau nach einem Taxi, bis er über einer Anlage, die einem Feuerlöschapparat glich, die Inschrift las: ›Um ein Taxi zu rufen, drücke man roten Knopf‹
Eine gute Viertelstunde verstrich. Der leichte Regen hatte ihn bis auf die Haut durchnäßt. Mit grimmiger Ungeduld wartete er, bis endlich ein Wagen angefahren kam.
Ein Lurioni steckte seinen Kopf aus dem Fenster: »Sie haben auf den Knopf gedrückt?«
»Ja.«
Gardner wollte einsteigen, aber der Fahrer öffnete nicht die Wagentür.
»Bleiben Sie draußen! Erst muß ich Sie durchsuchen.«
Ein kleiner Detektor summte, und erst als der Fahrer mit dem Ergebnis zufrieden war, erlaubte er Gardner einzusteigen.
»Was bezwecken Sie damit?« fragte Gardner, als er sich in die Polster fallen ließ.
»Die Untersuchung?« Der Mann lachte. »Nach Mitternacht kann ich jedem die Fahrt verweigern, der Waffen bei sich hat, Erdmann! Das ist Gesetz.«
»Und wenn ich eine Waffe gehabt hätte?«
»Wäre ich weitergefahren. Ich bin zwanzig Jahre in diesem Beruf, und ich lege keinen Wert darauf, in meinen sicheren Tod zu fahren.«
»Nichantor Hotel.«
Der Fahrer fluchte. »Das ist eine lange Fahrt für eine so späte Stunde!«
»Ich kann es nicht ändern. Da wohne ich.«
Einen Moment dachte Gardner, der Fahrer würde sich weigern ihn mitzunehmen und ihn seinem Schicksal überlassen, aber zu seiner Erleichterung setzte sich das Auto in
Weitere Kostenlose Bücher