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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Metropole abreiste. Die Gefahr, daß er die Nerven verlor, war hier zu groß. Und auf Jeden Mann der Mannschaft mußte man sich hundertprozentig verlassen können, wenn nicht auch ihr Team scheitern sollte.
    Gardner glaubte von sich selbst, daß er bei der Lebensweise, die er entwickelt hatte, aushalten konnte. Er führte zwar ein einsames und nicht sehr abwechslungsreiches Leben, aber er war andererseits auch frei von jeder Belastung.
    Er widerstand allen freundschaftlichen Annäherungen seitens seiner Landsleute und weigerte sich, außer der Zeit, in der er mit den Juwelenhändlern arbeitete, mit ihnen zusammen zu sein. Sie waren alle Männer, die zum Tode verurteilt waren, und er wußte, daß er es sich nicht leisten konnte, sich auch nur mit einem von ihnen anzufreunden. Die Aufgabe, die er zu bewältigen hatte, war ohnehin schon schwer genug.
    Aber am Morgen des vierten Tages sah er das Mädchen, und von da an wußte er, daß es Komplikationen geben würde, wie sehr er sie auch willensmäßig hatte vermeiden wollen.
    Sie ging gerade aus dem Hotel, als Gardner in die Halle kam. Sie war von der Erde. Sie schritt auf eine fröhliche und bestimmte Art. Gardner erstarrte, als er ihr nachsah, während sie die Stufen hinuntersprang und sich in der Menge verlor.
    Den ganzen Tag über wurde er den Gedanken an sie nicht los. Und als er abends von der Juwelenbörse zurückkam, war er freudig überrascht, sie in der Hotelhalle zu finden, wo sie sich ihre Post abholte.
    Er ging zu seinem Postfach hinüber und tat, als suche er desgleichen nach einem Brief. Innerlich schimpfte er sich einen verdammten Idioten, denn aus dieser Eskapade konnten ihm nur Schwierigkeiten erwachsen. Dennoch rüttelte er an der Blechtür des Kastens, bis er sie aufhatte, und zuckte enttäuscht mit den Schultern, als er die erwartete Leere des Fachs sah.
    »Nichts da für mich«, sagte er leise und drehte sich um, als wolle er fortgehen. Aber das Mädchen hatte ihn bemerkt und sah lächelnd zu ihm hoch.
    »Hallo, Erdmann«, sagte sie freundlich. »Wohnen Sie hier? Aber sicher, natürlich, wenn Sie Ihre Post hier erwarten!«
    »Ja, ich wohne hier«, sägte Gardner.
    Er betrachtete sie aufmerksam. Sie war groß, mindestens einsfünfundsiebzig, hatte gefärbtes Haar und ein offenes, klares Gesicht, in dem die Augen leuchteten. Ihre Backenknochen waren eine Idee zu breit. Sie war sehr anziehend. Ihre Kleider und ihre Aufmachung waren geschmackvoll. Aus ihrer Handtasche sahen ein paar Bücher und ein Notizblock hervor. Gardner schätzte sie auf Mitte, vielleicht auch Ende Zwanzig. An ihren langen, schmalen Fingern trug sie keine Ringe.
    Er erkannte die Gefahren, die ihm aus einer solchen Begegnung erwachsen würden, und versuchte, sich freizumachen. Aber ihre Blicke waren sich begegnet, und er war unfähig, auch nur einen Schritt zu machen der ihn von ihr weggeführt hätte.
    »Ich wohne auch hier«, sagte sie mit einem kleinen Auflachen. »Vor ein paar Tagen hat mir der Portier gesagt, daß ein neuer Gast von der Erde eingezogen wäre, aber ich wußte nicht, daß Sie es waren!«
    »Ich bin jetzt vier Tage hier.«
    »Ja, dann stimmt es. Es tut gut, wieder einmal ein freundliches Gesicht zu sehen!«
    Gardner wußte, daß dies der kritische Punkt war. Er mußte diese Verbindung abbrechen, bevor sie zustandekam, oder er setzte alles aufs Spiel. Darum sagte er: »Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben, aber ich muß jetzt wirklich gehen. Ich …«
    Sie schmollte: »So schnell brauchen Sie aber bestimmt nicht wegzulaufen. Ich werde Sie nicht beißen! Das verspreche ich Ihnen.«
    Gardner zwang sich zu einem Lachen. Er sagte sich immer wieder, daß er sich in die ärgsten Schwierigkeiten brächte. Aber vielleicht fand er noch einen Weg, sich aus der Affäre zu ziehen, ohne allzu höflich zu erscheinen.
    »Na gut«, gab er sich besiegt. »Wollen Sie mit mir an die Bar gehen? Oder, noch besser, ich kenne ein kleines Café an der Ecke.«
    Sie zog ihre Nase in kleine, lustige Falte«. Er entdeckte, daß sie mit Sommersprossen übersät war. »Das Cafe ist so vernachlässigt, und die Leute sind nicht nett. Warum gehen wir nicht einfach in die Hotelbar?«
    Gardner fügte sich, obwohl er daran dachte, daß die Drinks dort das Doppelte kosteten. Sie gingen zusammen in den schwach beleuchteten Raum. Ein Lurioni-Ober kam lautlos auf sie zu und fragte, ob die Herrschaften ein Spiel machen möchten.
    »Nein, im Augenblick nicht«, sagte Gardner. »Wir suchen einen

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