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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu heißen scheint: Hasse deinen Nächsten.«
    »Sie scheinen das Leben hier schnell durchschaut zu haben. Man braucht nicht lange dazu, nicht wahr?«
    »Nein, allerdings nicht.«
    »Und doch, ich bin jetzt zwanzig Jahre hier«, bemerkte der ältere Mahn. »Ich habe mich fast daran gewöhnt. Und wissen Sie was, Gardner? Es berührt mich kaum mehr. In den ersten Monaten hier, haßte ich alles. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, warum dieser Planet so ist, wie er ist. Und ich hörte auf, ihn zu hassen.« Er lachte leise. »Sie denken jetzt sicher, ich sei ein dicker, alter Narr, stimmt es nicht, Gardner?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Natürlich nicht. Aber Sie sind neu hier. Und Sie können das nicht verstehen. Vielleicht stimmt es, daß ich ein alter Narr bin. Vielleicht hat das Leben hier meinen Verstand aufgelöst. Hier ist das Restaurant!« .
    Sie betraten ein kleines, wenig besuchtes Lokal, in dessen Nische zwei Lurioni an einem Tisch saßen. Sie erhoben sich in dem Augenblick, als Gardner und Steeves hereinkamen. Sie sahen beide jung aus, und in ihren Augen war ein Ausdruck von Sanftheit oder Traurigkeit, dem Gardner auf diesem Planeten noch nicht begegnet war. Er fühlte sich beklemmt und bedrückt. Zum zweitenmal hatte seine Neugierde ihn ein Risiko eingehen lassen. Die Art seines Auftrages erlaubte es ihm nicht, sich mit den Einwohnern des Planeten Lurion näher einzulassen.
    Steeves sagte: »Roy Gardner, ich stelle Ihnen Elau Kinrad und Irin Damiroj vor.« Als sie sich gesetzt hatten, sagte er zu den beiden Lurioni: »Roy Gardner ist noch nicht lange hier. Er hat mir gerade mitgeteilt, daß er das Leben und die Menschen hier verachte.«
    Bevor Gardner etwas hätte sagen können, das der Bemerkung die Schärfe genommen hätte, sagte Damiroj ruhig: »Ihre Einstellung ist sehr verständlich, Ser Gardner. Wir selbst verachten unsere Zivilisation, unsere Moral, unsere Lebensformen.«
    Die Unterhaltung wurde durch das Dazwischentreten des Kellners unterbrochen. Nachdem sie bestellt hatten, wandte sich Steeves an Gardner: »Kinrad und Damiroj sind, was man »progressive Lurioni« nennen könnte. Sie beteiligen sich aktiv an philosophischen Versuchen.«
    »Ich hätte nie geahnt, daß eine solche Strömung überhaupt auf dem Lurion besteht«, warf Gardner ein.
    Kinrad lächelte. »Das ist auch eine neuerliche Entwicklung, sagen wir, der letzten drei Jahre. Das heißt, unsere Organisation wurde erst vor drei Jahren ins Leben gerufen. Es hat immer schon Männer unter uns gegeben, die auf diese Art gedacht haben, aber sie wußten nie untereinander von ihrer Existenz. Viele begingen aus Verzweiflung Selbstmord. Damiroj und ich hoffen, diesem entgegenzuwirken.«
    Gardner hörte schweigend zu, während sie ihm die Zusammenhänge erklärten. Steeves verdolmetschte ihm Ausdrücke, die ihm nicht geläufig waren. Es begann mit einem kurzen geschichtlichen Überblick über den Planeten Lurion. Lurion war von Anfang an von der Natur benachteiligt worden: sein Boden war wenig fruchtbar, sein Klima ungünstig, es gab schwer erträgliche Schwankungen in der Witterung und Temperatur.
    Es gab nur eine Rasse auf Lurion, aber es hatte immer zahlreiche kleine Einzelstaaten gegeben, die kaum ihr Dasein fristen konnten. Auf einer Welt, wie Lurion hieß es, jeder Mann ist sich selbst der nächste. Es hatte viele Kriege gegeben, meistens aus imperialistischen Gründen.
    Vor ungefähr fünfzehnhundert Jahren begann man mit der Verschmelzung aller dieser vielen Einzelstaaten. Zuerst durch Allianzen und Ententen. Später auf festerer Grundlage. Schließlich war die jetzige Form der Regierung entstanden, mit einer zentralen Regierung, einer allgemeinen Amtssprache, aber noch beträchtlicher Autonomität der einzelnen Bundesstaaten. In diesem Stadium der Unstabilität war Lurion in den interstellaren Raumschiffverkehr eingetreten und hatte Beziehungen mit den meisten der übrigen Planeten angeknüpft.
    Aber Haß, Neid und Zwietracht waren als Wesenszüge der Lurionen geblieben. Die Religion, die in den frühesten, prätechnologischen Zeiten entstanden war, beherrschte immer noch den ganzen Planeten. Der typische Grundsatz dieser Religion hieß: je mehr Böses du deinem Nächsten zufügst, desto weniger Böses wird dir zugefügt werden.
    »Unsere Welt ist nicht sehr anziehend«, gab Kinrad zu. »Unsere Gesetze sind archaisch, unsere Ethik ist tierisch primitiv, unsere Kunst verdorben, unsere Wirtschaft raubmörderisch. Es gibt sogar

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