Mutiert
Anjo lebend«, sagte er und stellte den Wagen ab. In der Zwischenzeit hatten sich mehrere Polizisten vor dem Grundstück eingefunden. Einige kamen aus dem Haus und nahmen ihre Helme ab.
Zagallo erkannte den Einsatzleiter, der geflochtene Schulterstücke auf seinen Schultern trug. Er lief auf ihn zu. » Haben Sie ihn festgenommen?«, rief er dem Uniformierten zu.
Der Polizeioffizier nickte stumm. » Zwei Tote und ein Schwerverletzter«, antwortete er. » Die Kerle haben sofort das Feuer eröffnet.«
» Und der Junge?«
» Ist unverletzt«, antwortete der Polizeioffizier knapp.
» Was ist mit Anjo?«, fragte Falcáo, der ebenfalls die Straße überquert hatte.
» Sie meinen den alten, grauhaarigen Mann?«
Zagallo nickte.
» Er lebt, aber er hat einen Schuss in den Bauch abgekriegt, meine Leute haben unverzüglich das Feuer erwidert, die Komplizen des Alten wurden getötet.«
Zwei Polizisten führten den fünfzehnjährigen Jungen aus dem Haus. Er war dunkelhäutig, und die Angst und der Schrecken standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Zagallo winkte die beiden Polizisten mit dem Jungen zu sich heran.
» Wer bist du?«, fragte Zagallo und schaute dem Jungen in die ängstlichen Augen.
» Ich … ich bin … ich bin Rico«, antwortete der Junge verstört.
» Bist du aus der Stadt?«
Der Junge nickte stumm.
» Was hatten die Kerle mit dir vor?«, fiel Falcáo in die Befragung ein.
Der Junge brach in Tränen aus und schlug die Hände vor das Gesicht.
Zagallo legte Falcáo die Hand auf die Schulter. » Lass gut sein«, sagte er. » Wir bringen ihn zunächst einmal in eine Klinik, er steht unter Schock.«
Die Sanitäter kamen aus dem Haus und trugen einen alten grauhaarigen Mann auf einer Trage zum Krankenwagen. Zagallo löste sich aus der Gruppe und trat an die Trage heran. Er erkannte das Gesicht sofort, das Phantombild war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Er rief den Einsatzleiter zu sich. » Ich will, dass er und der Junge rund um die Uhr bewacht werden.«
» Ich werde dafür sorgen«, antwortete der Uniformierte.
White Castle, Leblanc Airport, Louisiana
Das laute Dröhnen der Motoren schmerzte in seinen Ohren. Tief kauerte sich Gene Mcfaddin zwischen den Kisten auf den Boden. Das Schütteln der Maschine hatte aufgehört. Der kontinuierliche Steigflug war beendet, hatte aber nicht so lange angedauert wie bei Linienmaschinen sonst üblich. Aber das Rütteln und Schütteln hier im Frachtraum des Transportflugzeuges war umso intensiver gewesen. Aus dem relativ raschen Ende des Steigfluges entnahm Gene, dass sie sich nur in geringer Höhe befanden. Im Frachtraum war es nahezu dunkel. Nur eine grünliche Deckenleuchte im Bereich des Zugangs zum Cockpit erhellte leidlich den großen Frachtraum. Gene lockerte den Griff um die beiden Haltestangen, die sich neben dem Bedienmanual der hydraulischen Heckladerampe befanden, und versuchte, sich zu erheben.
Er dachte an die Worte der Männer, die sich neben dem Schuppen unterhalten hatten. Tanner war ihm entkommen. Ihm zu folgen, wäre vielleicht lohnenswerter gewesen als dieser Flug an Bord der Frachtmaschine. Aber nun war es zu spät, und er konnte nichts anderes tun als abzuwarten. Er war gespannt darauf, zu erfahren, wohin die Kerle all das Werkzeug transportierten und wofür es gebraucht wurde. Hastings war alles andere als ein biederer Geschäftsmann. Was steckte hinter dieser sonderbaren Transaktion? Wenn es einen legalen Hintergrund hätte, dann wäre diese Nacht-und-Nebel-Aktion sicherlich nicht notwendig gewesen.
Gene zog seine Taschenlampe hervor und prüfte ihre Funktionsfähigkeit. Es war an der Zeit, sich ein geeignetes Versteck zu suchen, denn der Flug würde nicht ewig dauern. Außerdem wurde es langsam frisch im Frachtraum, und er musste jederzeit damit rechnen, dass eines der Besatzungsmitglieder den Frachtraum über die Zwischentür zum Cockpit betrat, um nach dem Rechten zu sehen. Schritt um Schritt tastete er sich vor. Entlang der Kisten folgte er einem kleinen Durchgang, der beim Beladen frei gehalten worden war. Wie viele Leute mochten wohl an Bord sein? Waren es drei, vier oder gar noch mehr? Es war auf alle Fälle unklug, sich erwischen zu lassen. Stück um Stück suchte er den Boden ab. Damals, als er noch bei der Dade County Police gearbeitet hatte, musste er einmal ein Flugzeug auf dem Opa-Locka-Airport nach Rauschgift durchsuchen. Er hatte es in einem Montagetunnel gefunden, der unterhalb der Ladefläche verlief. Irgendwo
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