Mutiert
einigen ihrer Kumpane das Leben gekostet hat?«
» Ich glaube nicht, dass es etwas bringen würde«, wehrte der Cabo ab. » Das sind eiskalte Banditen.«
Der Tenente gab ein Zeichen, und die Gruppe verharrte. Die Soldaten gingen in die Knie und richteten ihre Gewehre aus. Er winkte Rosburn und den Cabo zu sich heran. Kurz darauf tauchten wie aus dem Nichts die beiden Indios auf und redeten auf den Offizier ein. Der Cabo verstand nur Bruchstücke, doch als sie in Richtung Osten wiesen, wurde ihm klar, worum es ging.
» Das Boot ist über den Seitenarm in Richtung Westen gefahren«, sagte Tenente Farraz. » Sie versuchen, uns den Weg abzuschneiden. Eine zweite Gruppe, fünfzehn Mann stark, verfolgt uns. Sie sind nur noch ein paar Stunden entfernt, unser Vorsprung schmilzt zusammen, wenn wir nicht schneller gehen.«
» Aber dann laufen wir den Männern auf dem Boot in die Arme«, gab der Cabo zu bedenken. » Vielleicht sollten wir doch Richtung Süden ausweichen.«
» Die Indios sagen, dass sie ein paar Spurenleser in ihren Reihen haben, die ihr Handwerk verstehen. Ich glaube nicht, dass wir ihnen auf Dauer entkommen können.«
» Und was schlagen Sie vor?«
Der Tenente holte seine Karte aus der Brusttasche und wies auf eine darin verzeichnete Anhöhe, die sich ganz in der Nähe befand.
» Wir werden sie erwarten, dort oben«, sagte er. » Nach Schätzungen der Indios haben wir drei Stunden Vorsprung. Diese Zeit müssen wir nutzen, um uns eine geeignete Deckung zu suchen.«
» Ein offener Kampf?«, gab Rosburn zu bedenken.
» Ich glaube, wir haben keine andere Chance«, entgegnete der Tenente. » Wenn sich die Verfolger und die Männer auf dem Schnellboot vereinen, dann stehen wir einer großen Übermacht gegenüber. Hier auf dem verzeichneten Hügel sind wir über drei Kilometer vom Flusslauf entfernt.«
Der Cabo rieb sich die Stirn. Schließlich nickte er. » Ich denke, der Tenente hat Recht«, stimmte er dem Offizier zu.
Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
Schwester Violante war aus der Isolierstation entlassen worden. Ihr Körper hatte die schwere Infektion besiegt und der Gesundungsprozess war weit fortgeschritten. Die behandelnden Ärzte rieten ihr, sich erst einmal zu schonen, doch sie bestand darauf, im Camp zu bleiben, um schnellstmöglich wieder an ihre Arbeit zu gehen. Noch immer lagen über dreihundert Patienten in den Zelten und warteten auf den Tod. Täglich kamen weitere hinzu, denn die großen Fährschiffe am Anleger in Urucará brachten laufend neue Patienten in das Camp der Infizierten.
Pater Innocento spendete den Erkrankten in den Zelten Trost und begleitete sie auf ihrem letzten Weg. Immer darauf bedacht, die Sicherheitsvorschriften einzuhalten und sich entsprechend vor der Infektion zu schützen, war er zum guten Geist des Camps geworden, das am Ufer des Rio Uatumá errichtet worden war. Als er erfahren hatte, dass Schwester Violante entlassen werden sollte, ließ er es sich nicht nehmen, sie persönlich zu empfangen und sie zu ihrer Unterkunft in der Zeltstadt vor den Toren der Stadt zu bringen.
» Ich will zuerst zu Gott beten und ihm danken, dass er mir das Leben geschenkt hat«, sagte sie, nachdem der Pater sie in das helle Sonnenlicht des heißen Tages geleitet hatte.
» In der Nähe ist eine Kirche«, entgegnete Pater Innocento.
Professor Sander folgte den beiden aus dem Zelt. » Bevor ich Sie gehen lassen kann, Schwester, habe ich noch ein paar Fragen. Setzen wir uns in den Schatten der Bäume.«
Schwester Violante nickte.
» Haben Sie Neuigkeiten von unserem Team am Rio Jatapu?«, fragte der Pater.
» Leider nicht«, entgegnete Professor Sander. » Sie scheinen spurlos verschwunden zu sein. Coronel Santoro hat zu wenige Männer für eine große Suchaktion. Er hat das Ministerium um Verstärkung gebeten, aber die Mühlen in diesem Land mahlen langsam. Ich kann nur hoffen, dass sie noch am Leben sind.«
» Es ist eine schlechte und gottlose Welt geworden«, murmelte Pater Innocento.
» Da mögen Sie recht haben, Pater.«
» Wir werden Lila und ihre Begleiter in unsere Gebete einschließen«, sagte Schwester Violante und setzte sich auf einen Baumstumpf. » Was wollten Sie mich fragen?«
Professor Sander wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ sich ebenfalls nieder. » Sie sehen selbst, wie unsere Lage ist«, antwortete er. » Wir haben zwar dank Ihnen in dieser tödlichen Schlacht einen kleinen Teilerfolg erzielt, aber das Sterben geht
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