Mutiert
mit Feuereifer bei der Sache, ganz so wie früher.«
» Du weißt doch, es ist immer viel zu tun, und der Professor wartet nicht gerne auf Ergebnisse«, antwortete Altmann und tippte einfach weiter.
Joanna griff nach dem Stuhl und schob ihn an die Seite des Schreibtisches. » Wie in alten Zeiten«, sagte sie. » Schnippelt ihr noch immer an den Sequenzen herum?«
» Wir stehen kurz vor dem Durchbruch, aber das hat dir der Professor bestimmt schon erzählt. Es muss uns nur noch gelingen, die Proteinstruktur zu stabilisieren.«
» Ihr arbeitet an neuen Methoden zur Behandlung von G 3 -Karzinomen, erklärte mir Macombie, und ihr seid schon ziemlich weit.«
Altmann hielt inne und schob die Tastatur zur Seite. » Weit ist überhaupt kein Ausdruck, in den nächsten Wochen werden wir den Durchbruch schaffen. Uns ist es gelungen, den Differenzierungsfaktor so weit zu spezifizieren, dass wir unseren kleinen Freund gezielt einsetzen können und er mit absoluter Sicherheit Gut von Böse unterscheiden kann. Er ist in der Lage, die Proteinstruktur zu erkennen, und dringt gezielt in die Tumore ein, ohne die gesunden Zellen zu schädigen. Es war ein langer Weg bis hierhin. Und woran arbeitest du? Ich hörte, dass unsere kleine Laborassistentin von damals ein großes Tier bei der Regierung geworden ist.«
» Ich arbeite bei der CDC und leite dort das Hochsicherheitslabor«, antwortete Joanna und griff in ihre Tasche. Sie zog einen kleinen silbernen USB -Stick hervor und reichte ihn Altmann. » Es wäre schön, wenn du da mal einen Blick drauf werfen könntest.«
Altmann runzelte die Stirn. » Was ist darauf gespeichert?«
» Sieh es dir erst einmal an, deine Meinung würde mich sehr interessieren.«
Altmann lächelte und steckte den Stick in seinen PC . Es dauerte einen kurzen Moment, bis sich das Fenster des Autoplay öffnete und die gespeicherten Ordner anzeigte. Auf dem Stick befanden sich die gleichen Informationen, die sich auch auf der CD befanden, die Joanna dem Professor übergeben hatte. Interessiert betrachtete Altmann die Informationen und die dargestellten Grafiken und Fotoaufnahmen des leistungsstarken Elektronenmikroskops. Nachdem sich Altmann durch die Daten geklickt hatte, lächelte er.
» Hat dir das der Professor gegeben?«, fragte er.
» Das ist eine gute Arbeit, die Handschrift ist eindeutig. Ich kenne eure Markeranordnung noch aus Chicago«, versuchte sie einen Schuss ins Blaue.
» Das ist XA 511 «, erklärte Altmann und zeigte auf die Darstellung auf dem Computerbildschirm. » War die erste Generation unseres kleinen Killers. Die Proteinstruktur war instabil und veränderte sich, deshalb verlernte er die Differenzierung. Er befiel gesunde Zellen und zerstörte sie. Aber es war der erste Schritt in die richtige Richtung. Mittlerweile arbeiten wir an XA 512 , er bleibt stabil, und wir können ihn gezielt einsetzen.«
» Das, was du hier siehst, nennen wir Jatapu-Virus«, antwortete Joanna Kim. » Es hat weit über tausend Menschen getötet und ist vor ein paar Wochen am Rio Jatapu aufgetreten. Du hast bestimmt davon gehört.«
Kreidebleich mit offenem Mund betrachtete Altmann den Monitor.
» Das … das ist … das ist nicht möglich«, stammelte Altmann. » Wir haben das Material vernichtet. Es hat nie das Labor verlassen. Du musst dich irren.«
Joanna erhob sich und zog den Stick aus dem Computer. » Offenbar wurden nicht alle Proben vernichtet«, sagte sie.
*
Tanner war außer sich, als er an Macombies Tür klopfte.
» Herein!«, rief Macombie ungehalten.
Tanner trat ein und zuckte mit der Schulter. » Wir haben sie verloren«, sagte er. » Sie scheint das Haus nicht verlassen zu haben. Sie ist noch immer hier drinnen.«
Macombie stopfte sich eine Pfeife. » Und wenn schon, sie kommt wieder, wir müssen nur warten. Sie taucht schon wieder auf.«
Tanner atmete tief ein. » Ich weiß nicht, ob es Ihnen bewusst ist, aber ich bin mir sicher, dass sie in der Lage ist, uns mit dem Virus in Verbindung zu bringen.«
» XA 511 war ein Fehler, aber wir sind vorangekommen, in drei oder vier Wochen ist es so weit. Das wird ein Durchbruch im Bereich der schonenden Therapieformen. Keine zermürbenden Chemobehandlungen mehr, keine aufwändigen Operationen und Bestrahlungen. XA 512 wird die Krebsbehandlung revolutionieren.«
Tanner lächelte kalt. » Ich glaube kaum, dass es den Staatsanwalt interessiert. Wir müssen die Frau finden, sonst landen wir alle im Knast.«
61
Gefängnis Raimundo Vidal
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