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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Bild warf der Beamer an die Wand.
    » Das ist also dieses kleine Biest, das Ihnen heftige Kopfschmerzen bereitet hat«, sagte Macombie.
    » Es hat über tausend Menschen getötet.«
    » Ja, ein Vielfaches kleiner als ein Stecknadelkopf, aber dennoch in der Lage, den Fleischberg eines menschlichen Organismus derart aus der Spur zu bringen, dass am Ende nicht viel übrig bleibt.«
    Als die Bilder der RNA -Struktur auf die Leinwand geworfen wurden, räusperte sich Joanna, während der Professor gebannt auf die Aufnahmen starrte.
    » Sie haben es bemerkt, oder?«
    Der Professor blickte mit weit geöffneten Augen auf die Präsentation. » Was meinen Sie?«, fragte er fast beiläufig.
    » Die Struktur, ich meine, das Muster.«
    Macombie wischte sich über die Augen. » Ich sollte das noch einmal in aller Ruhe …«
    » Es sind Marker, sehen Sie.«
    Der Professor zögerte. » Ja, es könnte sein. Aber auch eine Laune der Natur ist nicht auszuschließen. Ich müsste mich näher damit beschäftigen.«
    Joanna blickte auf ihre Armbanduhr. » Oh, verdammt, ich muss in einer Stunde mein Zimmer räumen, sonst berechnet mir das Hotel eine weitere Nacht.«
    » Sie wollen uns schon wieder verlassen?«
    » Ich dachte, ich spreche mit Ihnen …«
    » Geben Sie mir ein klein wenig mehr Zeit«, bat der Professor. » Erledigen Sie das, was Sie tun müssen. Wann geht Ihr Flugzeug?«
    » Heute Abend, um sieben Uhr.«
    » Wir treffen uns in zwei Stunden, kommen Sie einfach wieder hierher. Ich werde mich in der Zwischenzeit eingehend mit der Sache befassen.«
    Joanna erhob sich und reichte dem Professor die Hand. » In zwei Stunden, ich komme.«
    Macombie drückte auf einen Knopf, und schon betrat die Sekretärin den Raum und führte Joanna hinaus. Kaum war die Tür geschlossen, öffnete sich eine Schiebetür neben der Regalwand. Ein kräftiger, glatzköpfiger Mann betrat das Büro.
    » Sie weiß es«, sagte der Glatzkopf.
    Der Professor seufzte. » Ich weiß nicht, wie sie darauf gekommen ist, aber ich befürchte, Sie haben Recht.«
    » Ich werde mich darum kümmern«, antwortete der Glatzköpfige, bevor er die Tür wieder schloss.

60
    Joselándia, nahe Pocone, Bundesstaat Mato Grosso
    Joselándia war eine kleine Stadt südöstlich von Pocone. Knapp eintausend Einwohner wohnten in der überschaubaren Anhäufung von Hütten, Stallungen und kleineren Häusern. Umgeben von grünen Wiesen, eingerahmt von niederem Gehölz, thronte im südlichen Teil der Stadt ein großes, langgestrecktes Gebäude, das ehemals dem Viehzüchterverband gehört hatte, inzwischen jedoch in Privatbesitz übergegangen war und jetzt ein Sanatorium beherbergen sollte. Abseits der staubigen Straße lag das Haus verborgen hinter Buschwerk direkt gegenüber einer Taberna. Ein schmiedeeisernes Tor versperrte die Zufahrt, die aus einem staubigen und unbefestigten Weg bestand.
    Tenente Falcáo saß vor der Taberna im Schatten eines zerschlissenen Sonnenschirms, aß eine Feijoada und trank dazu eine Chope, ein eisgekühltes Leichtbier. Er genoss sichtlich seine Aufgabe. Doch im Verlauf der Stunde, die er nun auf dem Plastikstuhl verbrachte und das Sanatorium beobachtete, hatte sich noch keine Menschenseele auf dem gegenüberliegenden Grundstück gezeigt. Dennoch, die Feijoada war würzig, und das Maisbrot dämpfte die Schärfe. Das Bier war erfrischend, und Falcáo nahm seine Aufgabe ernst. Vor allem auch deshalb, weil sie mit den Annehmlichkeiten eines guten Essens und eines kalten Getränks einherging. Der Wirt hingegen war mürrisch. Er wisse nicht, was dort drüben vor sich gehe, hatte er Falcáo erklärt, als er sich gespielt beiläufig nach der Nachbarschaft erkundigt hatte. Ein Sanatorium sei es, doch Genaues wisse er nicht. Manchmal gingen dort drüben Leute im kleinen Park spazieren, in dem es neben einigen hohen Bäumen auch einen kleinen Springbrunnen gab, der zwischen den Büschen hervorlugte. Falcáo trank einen Schluck und spülte den Geschmack von Rindfleisch und Bohnen hinunter, als ein Schatten auf ihn fiel. Er stellte sein Glas ab und blickte auf. Zagallo setzte sich lächelnd gegenüber auf einen Stuhl. » Ich sehe, du bist eifrig bei der Arbeit«, scherzte er.
    » Keine Bewegung dort drüben«, berichtete Falcáo. » Sieht aus wie ausgestorben.«
    » Ist es aber nicht.«
    Falcáo zuckte mit der Schulter. » Was hast du erfahren?«
    » Die Schwester unseres Kollegen aus Pocone hat mir erzählt, dass bis vor ein paar Wochen sich laufend Leute hier aufhielten.

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