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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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sprechen.«
    Zagallo sprang auf, wie aus einem Lauf geschossen. » Wo ist der Kerl? Herein mit ihm!«
    Der Sergeanto salutierte erneut.
    » Bringen Sie den Mann in das Vernehmungszimmer nebenan, wir werden ihn uns vornehmen.«
    Zehn Minuten später saß ein zerlumpter und nach Schweiß riechender Tagelöhner auf dem Stuhl im Vernehmungsraum und blickte Zagallo aus nervösen Augen an. Der Mann, er hieß Tiago und war Mitte zwanzig, stammte aus den südlichen Elendsvierteln. In seinem Haus waren drei Handgranaten und eine Pistole sichergestellt worden. Er war vorbestraft und hatte bereits fünf Jahre seines Lebens in einem Straflager in der Nähe von Trevo zugebracht.
    » Das wird dir zwanzig Jahre einbringen«, sagte Falcáo und warf dem Mann einen drohenden Blick zu.
    Eingeschüchtert blickte Tiago zu Boden.
    » Was weißt du über die Morde mit den Brandleichen«, durchbrach Zagallo nach einer Weile die lastende Stille.
    Tiago richtete sich auf. » Ich kenne den Mann, der das getan hat«, sagte er mit brüchiger Stimme.
    » Das sagst du nur, damit wir die Anklage gegen dich fallen lassen«, wies ihn Falcáo schroff zurecht.
    » Nein, ich schwöre es, beim Leben meiner Kinder«, versicherte Tiago eilends.
    » Das Leben deiner Kinder ist genauso viel wert wie du, du Bastard«, herrschte ihn Falcáo an.
    Zagallo erhob sich. » Wir suchen schon seit Wochen nach dem Mann. Wenn du uns sagen kannst, wer er ist, dann legen wir ein gutes Wort für dich ein, und du kommst mit einer geringen Strafe davon. Ansonsten verfaulst du in den Arbeitslagern im Pantanal, dafür werde ich sorgen.«
    Tiago schlug die Hände vor das Gesicht. » Meine Kinder werden verhungern.«
    » Wie ist der Name des Mannes?«, fragte Zagallo.
    » Wenn ich ins Gefängnis komme, dann wird meine Familie ausgelöscht«, klagte Tiago. » Ich bitte Sie, helfen Sie mir, lassen Sie mich gehen.«
    » Du hattest eine Waffe und Granaten bei dir im Haus«, hielt ihm Falcáo vor. » Da spaziert man nicht einfach so aus der Polizeiwache.«
    » Den Namen«, wiederholte Zagallo fordernd.
    » Zwanzig Jahre deines Lebens kostet dich das«, fügte Falcáo hinzu. » Du wirst alt und grau sein, wenn du die Zeit überhaupt überlebst. Es ist kein Zuckerschlecken draußen in den Sümpfen. Nicht viele kommen wieder, die meisten, die ich kannte, blieben dort.«
    » Vier bis fünf Jahre in einem Straflager ist nichts gegen die Arbeitslager im Pantanal«, sagte Zagallo. » Also, nenne uns den Namen!«
    » Ich habe die Granaten und die Waffe nur für jemanden aufbewahrt, ich selbst gehöre zu keiner Gang. Ich bin nur ein Tagelöhner und versuche, meine Familie zu ernähren.«
    »Zwanzig Jahre oder fünf«, entgegnete Zagallo und erhob sich. Langsam schritt er zur Tür.
    » Cielo«, sagte der Mann leise.
    » Was hast du gesagt?«
    » Cielo, sein Name ist Cielo«, wiederholte Tiago, diesmal lauter. » Er fährt einen dunklen Pick-up, einen Toyota, und arbeitet auf einem Hof.«
    » Wo liegt dieser Hof?«
    » Er liegt an der Baia de Vincentinho, dort wo die Straße nach Corre Rafael führt. Hinter den Wäldern gibt es große Blumenfelder.«
    » Und woher kennst du diesen Mann?«, fragte Falcáo.
    » Ich habe ein paar Mal für ihn gearbeitet, auf seinen Blumenfeldern«, erklärte Tiago. » Er ist gefährlich, und ich glaube, er ist auch ein wenig verrückt. Genauso wie sein Bruder.«
    » Kennst du seinen Nachnamen?«, wollte Zagallo wissen, doch Tiago schüttelte den Kopf.
    » Na ja, den werden wir schon herauskriegen«, murmelte der Capitão. » Aber woher sollen wir wissen, dass du uns nicht anlügst und er wirklich unser gesuchter Mörder ist?«
    Tiago räusperte sich. » Als ich vor einer Woche für ihn arbeitete, da sah ich ihn einen großen Sack auf seinen Laster laden. Als er mit seinem Bruder den Sack auflud, da war kurz die Hand eines Menschen darin zu sehen.«
    Zagallo erhob sich. » Wenn das die Wahrheit ist, dann werden wir dir helfen, aber wenn du uns anlügst, dann schmorst du in der Hölle.«
    » Bei allen Heiligen, das ist die Wahrheit«, schluchzte Tiago.
    » Wir werden sehen«, antwortete Zagallo und verließ den Vernehmungsraum.
    Liberty City in Miami, Florida
    Nachdem noch am Abend der Vorverhandlung das Geld über eine Kautionsvermittlung in die Gerichtskasse einbezahlt worden war, hatte man Gene wieder auf freien Fuß gesetzt. Nun saß er in seinem Büro in Liberty City, hatte die Beine auf den Schreibtisch gelegt und eine Flasche Bourbon in der Hand. Man hatte

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