Mutiert
dem Megaphon hatten sich zwei weitere Offiziere gesellt. Einer davon hatte das Symbol des » Roten Kreuzes« auf seiner Einsatzjacke.
» Ich bin die Ärztin aus der hiesigen Klinik«, redete Lila auf die schweigenden Soldaten ein, die keine Anstalten machten, sie durchzulassen. Sie nahmen ihre Gewehre vor die Brust und drängten Lila ein Stück zurück. Pater Innocento sprang hinzu und hob beschwichtigend die Hände, während Lila laut aufschrie und von einem der Soldaten derart heftig gestoßen wurde, dass sie zu Boden fiel.
» Was ist hier los!«, fragte plötzlich eine Stimme im Hintergrund.
Der Offizier mit dem Roten Kreuz auf der Brust hatte sich genähert.
» Hören Sie, diese Frau ist die Ärztin im hiesigen Krankenhaus«, antwortete Pater Innocento. » Wir möchten mit Ihnen sprechen.«
Der Offizier gab den beiden Soldaten ein Zeichen. Einer ergriff Lila am Arm und half ihr auf.
» Ich bin der leitende Militärarzt«, erklärte der Offizier. » Wir sollen die Lage in diesem Ort sondieren.«
» Sie machen diesen Menschen hier Angst«, protestierte Lila. » Das Virus ist schon schlimm genug.«
» Senhora, ich habe meine Befehle. Wie viele Infizierte befinden sich derzeit in Ihrem Krankenhaus, und wie ist die Lage?«
Lila wies auf die nahe liegende Krankenstation. » Inzwischen betreuen wir über sechzig Personen, die sich mit dem Virus infiziert haben. Vierzehn davon befinden sich im Endstadium der Krankheit und werden im Laufe der nächsten Stunden sterben. Über fünfzig Menschen sind bereits tot. Unser Medikamentenvorrat ist bald verbraucht, und wir brauchen hier Spezialisten.«
» Wo haben Sie die Leichen aufgebahrt?«
» In der Kapelle«, erwiderte Pater Innocento.
Der Militärarzt schrie einigen umstehenden Soldaten Befehle zu. » Die Leichen werden umgehend verbrannt und das Krankenhaus wird evakuiert. Es wird ein Boot eintreffen. Bringen Sie Ihre Patienten an Bord, sofern sie noch dazu in der Lage sind. In Urucará wird ein Lager errichtet. Die amerikanische Marine verfügt über ein mobiles Level- 4 -Labor. Pioniereinheiten sind bereits damit beschäftigt, eine Zeltstadt aufzubauen. Dorthin werden wir alle Patienten bringen. Ausnahmslos. Die Regierung hat angeordnet, dass wir die Zonen hier absperren. Das Virus darf sich nicht ausbreiten. Der Fluss ist die Grenze der Sperrzone. Niemand darf unkontrolliert dieses Gebiet verlassen. Wie viele Ärzte haben Sie hier in der Klinik?«
» Außer mir arbeitet noch Doktor Williamson in der Klinik.«
» Informieren Sie ihn bitte umgehend. Jeder Arzt wird in Urucará gebraucht.«
» Aber wir können die Menschen hier doch nicht im Stich lassen«, wandte Lila ein.
» Hier steht von nun an alles unter Quarantäne, die Einwohner werden in ihren Häusern bleiben. Patrouillen werden entlang des Flusses eingesetzt, außerdem haben wir Helikopter im Einsatz. Glauben Sie mir, es ist besser, wenn wir uns zentral um die Leute kümmern. Und Urucará verfügt über eine ausreichend lange Landebahn für Flugzeuge. Nur so können wir schnellstmöglich ausreichend Material in diese gottverlassene Gegend schaffen. Also, machen Sie sich reisefertig. Heute Abend, vor Einbruch der Dunkelheit, rücken wir ab.«
Lila nickte. Zusammen mit dem Pater ging sie zurück in die Klinik.
» Der Offizier hat vielleicht Recht«, gab Pater Innocento zu bedenken.
Lila zuckte mit den Schultern. » Das Militär wird den Kranken nicht helfen können. Wir brauchen wirksame Medikamente gegen das Virus. Doch dazu benötigen wir Spezialisten, die in der Lage sind, das Virus zu isolieren. Wir müssten den Überträger ausfindig machen, vielleicht trägt er Antikörper in sich. Wir brauchen den Index-Fall.«
» Index-Fall, was bedeutet das?«
Lila atmete tief ein. » Wir müssen den ersten Infizierten finden, damit wir nachvollziehen können, wie und durch wen sich das Virus übertragen hat. Das ist der Schlüssel zur Suche nach einem Gegenmittel.«
In der Nähe von Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
Auf der Fahrt nach Baia de Vincentinho waren sie an abgeernteten Blumenfeldern vorbeigefahren. Das Anwesen selbst bestand aus zwei großen Hallen und einem halb verfallenen Haus und lag abseits der Straße nach Corre Rafael. Zwei Busse der Bundespolizei mit insgesamt sechzig schwer bewaffneten Polizisten befanden sich in Zagallos Schlepptau. Noch vor der Morgendämmerung schwärmten die Polizisten aus, um das Anwesen zu umstellen.
Mittlerweile hatte Zagallo Erkundigungen über Cielo
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