Mutter bei die Fische
allerdings, dort lebte eine entfernte Verwandte von Harms, deren Mann Aufsichtsratsvorsitzender eines groÃen Autokonzerns war und der sich Harms förmlich aufgedrängt hatte. Aber was sein Vater dort machte und wie er sich benahm, war nicht länger Falks Problem, also lieà er ihn getrost ziehen. Harms hatte von Franzi Schlafsack und Isomatte geschenkt bekommen und stand nun, aufgeregt wie ein Schüler vorm Zeltlager, an der Mole. Falk hatte noch ein Fährticket für ihn gelöst, und als er zum Landungssteg schlenderte, sah er, dass Harms mit einer jungen Frau ins Gespräch vertieft war.
Als er näher kam, erkannte er Jasemina, die Schauspielerin. Auch das Filmteam reiste also ab, ein paar Meter entfernt von Harms und Falk hatten die von Boisterns ihren schweren weiÃen Geländewagen geparkt, und Thea, Nancy und Hubsi verabschiedeten sich unter viel Gebussel und einer Menge Krokodilstränen vom Fernsehteam. Im Vorbeigehen hatte Falk gerade noch mitbekommen, wie der Produzent Karli Nancy eine Rolle in seinem nächsten Film anbot, was diese mit hysterischem Gekreische quittierte. Falk fragte sich, was Ole Reents wohl davon hielt.
Harms umgarnte Jasemina und gab sich als der charmante intellektuelle Grandseigneur. Und mit der Masche schien er bei dem jungen TV -Sternchen sogar Erfolg zu haben. Harms hatte schon berichtet, dass er im »Big Apple« lebte und internationaler Bestsellerautor war. Jasemina blickte mit geröteten Wangen zu ihm auf und schien Feuer und Flamme zu sein. Falk fragte sich belustigt, wie das Bild, das sein Vater da gerade von sich zeichnete, mit dem Schlafsack und der Isomatte zusammenging, aber auch das sollte ihn nicht mehr kümmern, sobald Harms an Bord gegangen war.
»âºWie Feuer und Eisâ¹ hieà mein gröÃter Erfolg, das sagt Ihnen bestimmt etwas«, lieà Harms soeben groÃspurig verlauten.
Jasemina guckte etwas ratlos, nickte aber eifrig und gab vor, das Buch gelesen zu haben. Dann runzelte sie ihre zierlich gezupften Augenbrauen und setzte das kleine Etwas, das sich auch bei ihr Hirn schimpfte, in Gang. »Aber Ihr Name sagt mir noch irgendwas, ich weià bloà gerade nicht genau â¦Â«
»Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1986«, versuchte Harms ihr mit stolzgeschwellter Brust auf die Sprünge zu helfen, aber das schien nicht ganz das, was Jasemina meinte.
SchlieÃlich leuchtete das Gesicht der jungen Schauspielerin auf.
»Na klar!«, sagte sie, und ihre Stirn glättete sich sofort wieder wie ein Babypopo. »Wir haben doch gerade eine Story von Ihnen gedreht!«
Harms blickte sie völlig verdattert an. »Die Dreharbeiten? Eine Geschichte von mir?« Harms schüttelte väterlich den Kopf. »Nein, nein. Das wüsste ich.«
»Doch«, beharrte Jasemina, »ich war sogar mit dem Typ zusammen, der das erste Drehbuch dazu geschrieben hat. Also damals, jetzt nicht mehr, der ist so ein Arsch.« Sie kicherte.
Aber Harms schien sich nun sehr für die Geschichte zu interessieren. »Ach«, fragte er betont harmlos, »Ihr Freund hat also aus einer Geschichte von mir ein Drehbuch gemacht?«
»Jaja, das weià ich noch genau.« Jasemina nickte eifrig. »Ich habe die Story ja gelesen, mit der Landung der Alliierten. Und in Ihrer Geschichte ist ja gar keine Frau drin, aber Ben, also mein Freund, also mein Exfreund, meinte, er schreibt eine Rolle für mich rein.«
Harms lächelte Jasemina an und tätschelte ihr den Arm.
Falk kannte das Lächeln von Harms, es war das eines hungrigen Hais, kurz bevor er sich einen leckeren Surfer vom Brett ziehen würde.
»Und steht denn mein Name auch auf dem Drehbuch?«, fragte er mit hinterhältiger Freundlichkeit.
»Nein!« Jasemina winkte ab. »Das weià doch keiner. Ben wurde nach der ersten Fassung gekickt, und dann haben noch ein paar andere daran rumgeschrieben. Also, ich glaube, auÃer mir weià das keiner.«
Die Aurora hatte ihre letzten Passagiere von Bord gelassen, und der Bootsmann begann, die ersten Autos auf das Schiff einzuweisen.
Harms küsste Jasemina auf die Stirn. »Vielen Dank, meine Liebe. Das war sehr aufschlussreich. Wir sehen uns gleich an Deck.«
Damit war die junge Schauspielerin entlassen, und sie trippelte glücklich zu einer Gruppe ihres Filmteams.
Harms blickte Falk finster an. »Das ist ja die Höhe«, sagte er. »Die haben gar keine Rechte
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