Mutter bei die Fische
ihn und die Zeit vergessen.
Jetzt entdeckte Falk einen kleinen weiÃen Terrier, der zielstrebig auf ihn zuhielt. Er schnüffelte mal links, mal rechts, hob das Bein an einem Strandkorb schräg vor Falk und setzte dann seinen Kurs fort. Direkt auf den Kopf von Falk zu. Dieser begann nun hektisch, mit Zehen und Fingern nicht nur zu wackeln, sondern versuchte verzweifelt, diese ganz aus seinem provisorischen Gefängnis zu ziehen, aber erfolglos. Der nasse Sand war zu schwer. Panisch sah Falk, wie der Hund ihn nun klar ins Visier genommen hatte und locker auf seinen Kopf, das Einzige, was von Falk noch aus dem Sand guckte, zuhielt. Er hechelte, was aus der Perspektive von Falk aussah wie ein besonders perfides Grinsen, und leckte sich mit der kleinen rosa Zunge über die Schnauze. Der Stummelschwanz wackelte vorfreudig hin und her. Doch kurz bevor der Terrier Falks Kopf erreicht hatte, vernahm er eine deutliche Warnung. Leika, die hinter ihm im Schatten des Strandkorbes geschlafen hatte, war aufgewacht und bellte den Eindringling kurz, aber unmissverständlich an. Dann schoss sie hervor, stellte sich direkt neben Falks Kopf und knurrte böse. Doch wenn Falk auch inständig gehofft hatte, dass seine treue Gefährtin den Terrier damit abschrecken würde, hatte er sich getäuscht. Der kleine Hund stellte die Nackenhaare auf und erwiderte die Drohung der um einiges gröÃeren Leika mit Knurren und Zähnefletschen. Falk kniff die Augen in Erwartung einer bösen Rauferei zusammen und bat einen imaginären Gott darum, dass die beiden keifenden Köter sich wenigstens ein Stück von seinem Gesicht wegbewegen mochten. Doch nun ertönte ein gellender Pfiff, gefolgt von einem herrischen »Lurchi!«. Wie durch ein Wunder hüpfte der Terrier um die eigene Achse, schüttelte sich und flitzte in die Richtung, aus der der Pfiff ertönt war. Mit seinem Herrchen war offenbar nicht zu spaÃen, dafür lieà Lurchi auch mal eine handfeste Keilerei sausen. Falk dankte dem unbekannten Hundebesitzer von ganzem Herzen. Jetzt schüttelte sich Leika ebenfalls ausgiebig, legte sich neben Falk und leckte ihrem wehrlosen Besitzer stolz das ganze Gesicht ab â schlieÃlich hatte sie ihn groÃartig bewacht.
Als Leika endlich von ihm abgelassen hatte, verschaffte Falk sich mehr Spielraum für seine GliedmaÃen und konnte sich endlich gänzlich aus dem Sand befreien. Er war paniert von oben bis unten, und es wäre sicherlich das Beste gewesen, sofort ins Wasser zu hüpfen, aber Falk entschied sich, den Sand nur abzuschütteln und ein paar kostbare Minuten im Strandkorb zu lesen. Vermutlich würde er das Comicheft gerade erst aufgeschlagen haben, da würde ihn seine Familie schon wieder belagern, aber einen Versuch war es wert.
Er hatte es sich eben im Korb bequem gemacht, ein Salamibrötchen aus der Brotzeittüte geholt und einen Schluck Wasser genommen, da hörte er von links eine lautstarke Auseinandersetzung. Neugierig streckte Falk den Kopf aus dem Korb und musste schmunzeln. Natürlich waren Thies und Kai wieder aneinandergeraten. Es verging kein Tag, an dem Vater und Sohn sich nicht in die Wolle kriegten. Und kein Abend, an dem sie nicht einträchtig und versöhnt bei einem Bier auf der Veranda des DLRG -Häuschens saÃen.
Anlass des Streits war wie immer die Surfschule, die Kai neben der Strandkorbvermietung gegründet hatte. Die Schule war mittlerweile zum Treff der jungen Leute, Insulaner wie Touristen, geworden, und entsprechend ging es dort zu wie im Taubenschlag. Junge Damen in knappen Bikinis umlagerten die muskulösen Jungs, die sich dann und wann dazu herablieÃen, eine Kostprobe ihres Könnens auf den Boards zu geben. Oder sie spielten gemeinsam Beachvolleyball, grillten und machten nachts Party. Immer lief laute Musik, immer war etwas los. Das nackte Grauen für den Einsiedlerkrebs Thies Hoop, der es am liebsten hatte, wenn er von seinem Westernfort aus in aller Ruhe die Vögel beobachten konnte, unterbrochen nur von einer abendlichen Skatrunde oder einem Plausch mit Nille. Kai jedoch fühlte sich sichtlich wohl als King Kacke vom Strand und machte gern auf dicke Hose. Die Auseinandersetzung mit seinem Vater war also vorprogrammiert. Auch dieses Mal endete der Streit damit, dass Thies mit seinem Luftgewehr einen Warnschuss in die Luft abgab, bevor er in seine Hütte zurückstapfte und die Tür hinter sich mit Verve
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