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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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Schwiegertochter in spe umarmte und dabei spitze Laute der Freude ausstieß, stellte Falk sich neben Harms und blickte auf seinen Vater hinab. »Auch wenn du es nicht verdient hast: Du wirst Opa.«
    Auf Harms’ Gesicht spiegelte sich in Sekundenschnelle die ganze Bandbreite der Gefühle: Unverständnis, Schock und schließlich Freude. Er sprang auf und umarmte Falk. Fest und herzlich, und in dieser Umarmung war Falk bereit, den Verrat von Harms zu vergessen. Er wurde Vater, er würde Gina heiraten, sie waren alle eine Familie – wenn jetzt nicht der Moment war, um zu verzeihen, wann dann?
    Sie fielen sich rundum in die Arme, sogar Grit und Harms. Piet orderte eine weitere Flasche Champagner, Grit brach in Tränen der Freude aus, später ebenso Gina, weil sie so überfordert und glücklich gleichermaßen war. Falk sprach den weiteren Abend über kaum ein Wort, er genoss den Zustand absoluten Glücks, trank, aß und bestaunte immer wieder seine wunderbare Freundin, seine große Liebe, zukünftige Ehefrau und Mutter seines Kindes. Das war also der Grund für die heftigen Stimmungswechsel gewesen, die hysterischen Anfälle und das etwas mitgenommene Äußere. Gina gestand ihm, dass sie den Test bereits in Berlin gemacht hatte, vor ein paar Tagen. Aber sie hatte Falk nichts sagen wollen, bevor sie nicht ganz sicher war. Und einen Tag vor der Abfahrt hatte ihre Frauenärztin bestätigt, was der blaue Streifen bereits angezeigt hatte: Gina war schwanger, in der achten Woche. Sie litt darunter, dass ihr permanent schlecht war und sie sich elend fühlte, aber Grit beruhigte sie sofort, dass das ja, gerade am Anfang, ganz normal sei.
    Natürlich wurde auch darüber gesprochen, wie es nun weitergehen sollte, mit Falk und Gina, mit Berlin und Heisterhoog, Architektur und Strandkorbvermietung. Falk hatte ebenso wie Gina noch keinen Schimmer, das würden sie beide in den nächsten Wochen und Monaten besprechen und planen. Natürlich war klar, dass Harms unter diesen Bedingungen nicht darauf hoffen durfte, aus einem möglichen Verkauf des Grundstücks – denn darauf hatte er ja spekuliert – auch nur einen Pfennig herauszuholen.
    Tatsächlich war Harms im Verlauf des Abends so angetrunken und beseelt von der völlig unerwarteten Tatsache, dass er Großvater werden würde, dass er einwilligte, nach Manhattan zurückzukehren und sich dort, mit Unterstützung seines Anwalts, der Steuerbehörde zu stellen. Schließlich würde er, das gestand Harms auch ein, ab und zu einen Scheck von seinen Buchverkäufen bekommen, das müsste für ein bescheidenes Leben reichen. Das Geld der vergangenen Jahre war weg. Komplett. Er war einem Investmentbanker auf den Leim gegangen, der ihn jahrelang betrogen hatte. Harms hatte weiterhin ein ausschweifendes Leben geführt, ohne zu merken, dass er längst nichts mehr besaß. Falk zweifelte daran, dass es Harms gelingen würde, ein Leben unter dem Level, das er jahrelang gehalten hatte, zu führen, aber das war nicht mehr seine Sache. Harms war gesund, wenn man von seiner verschleppten Bronchitis absah, und er müsste eben einfach weiter arbeiten, um Geld zu verdienen. Das war eine weitaus bessere Lage, als Falk und Grit gedacht hatten. Um seinen Vater müsste er sich keine Sorgen machen, der würde immer wieder auf die Füße fallen, davon war Falk nun überzeugt, nachdem er erlebt hatte, wie schlitzohrig und, ja, auch skrupellos dieser sein konnte.
    Erst weit nach Mitternacht trennte man sich voneinander. Piet hatte Falk und Gina noch zur Kate gefahren und sich bereit erklärt, Harms am Campingplatz abzusetzen. Die letzten Meter gingen Falk, Gina und die treue Leika zu Fuß. Der Himmel war sternenklar, der Mond eine weiße Sichel, als Gina ihren Arm um Falks Hüfte legte.
    Â»Ich weiß, dass du ein toller Papa wirst«, flüsterte sie, schob ihre Hand unter sein T-Shirt und legte ihren Kopf an seine Brust.
    So standen sie eine halbe Ewigkeit in der kühlen Nachtluft. Falk hatte die Augen geschlossen und wusste, dass er nun endlich, endlich erwachsen geworden war. Und er war verdammt glücklich darüber.
    Wenige Tage später brachte Falk seinen Vater zur Fähre. Harms hatte angeblich mit seinem Anwalt Maximilian Newbay alles geklärt und versprach hoch und heilig, dass er nach Amerika zurückkehren werde. Mit einem Abstecher über Braunschweig

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