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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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Zigaretten, kein offenes Feuer! Brandgefahr!«
    Erschöpft lehnte er sich mit dem Rücken an das Hallentor und rutschte dann langsam daran herunter. Falk hoffte inständig, dass Biggi und Jörn nichts unversucht ließen, um Schlafplätze zu organisieren, aber ihm war klar, dass es an ein Wunder grenzte, wenn auch nur die Hälfte der Jungs ordentlich unterkommen würde. In diesem Moment fühlte Falk, wie sein Handy vibrierte. Er zog es aus der Hosentasche und erkannte an der Nummer, dass Jörn versuchte, ihn zu erreichen. Falk nahm ab, verstand aber kaum ein Wort von dem, was Jörn ihm versuchte mitzuteilen. Er hatte ohnehin schlechten Empfang in der Halle, und bei Sturm brach das Netz in der Regel vollends zusammen. Er verstand aber immerhin so viel, dass Jörn und Biggi ziemlich erfolglos geblieben waren. »Nichts erreicht«, »ausgebucht« und »weiter versuchen« waren die Wortfetzen, die knisternd zu ihm durchdrangen. Falk brüllte nun seinerseits in das Gerät, auch um den Lautstärkepegel in der Halle zu übertönen.
    Â»Ich fahr nach Süderende!«, schrie er und hoffte inständig, dass Jörn ihn verstehen möge. »Die Filmheinis sollen sich mal kümmern!«
    Dann legte er auf. Durch die Menge der jungen Männer zwängten sich ein dunkelblauer Troyer und große gelbe Gummistiefel. Nille. Der Klabautermann schien völlig verwirrt zu sein, aber als er Falk am Boden sitzend erblickte, hellte sich seine Miene schlagartig auf.
    Â»F-f-falk! W-w-was l-l-los?«, stotterte er und zeigte vage in die überfüllte Halle. Falk zog Nille neben sich auf den Boden und versuchte, ihm die Sachlage so einfach wie möglich darzulegen. Nille hörte konzentriert zu, und sein rundes Gesicht mit den Glupschaugen spiegelte deutlich alle Gefühle wider: von ungläubigem Staunen zu Empörung zu Mitleid. Als Falk am Ende der Geschichte angekommen war und Nille mitteilte, dass er nun vorhatte, mit dem Trecker nach Süderende zu fahren, um sich dort irgendeinen von den verantwortlichen Filmheinis zu schnappen, schlug Nille ihm, wie es seine Gewohnheit war, mit freundlichem Grinsen auf die Schulter.
    Â»S-s-super, F-f-falk, s-s-super!«
    Falk nickte Nille dankbar an, der ihm stets wie ein Fels in der Brandung zur Seite stand. Dann zeigte Nille strahlend auf sich.
    Â»K-k-kaffee«, krächzte er und beschrieb mit dem gestreckten Arm einen großen Kreis um die Männer in der Halle.
    Â»Ja«, bestätigte Falk und klopfte Nille auf die Knie, »das ist ’ne super Idee, Nille. Da freuen die sich bestimmt.«
    Nille strahlte noch breiter, und beide erhoben sich. Falk machte durchs Megaphon eine Ansage, dass er wegmüsse und solange Nille der Hallenboss sei und sich um Kaffee für alle kümmern werde.
    Im kurzen Applaus, der daraufhin ausbrach, kicherte Nille nervös. Falk drückte ihm das Megaphon in die Hand und verließ den Schutz des Gebäudes. Draußen tobte ein Gewitter, und obwohl es erst kurz nach achtzehn Uhr war, war es stockfinster. Schwarze, dicke Wolken jagten über den Himmel, Donner grollte, ab und an erhellte ein grellgelber Blitz die Szenerie und warf ein Schlaglicht auf die Dünen und die wenigen Reetdächer, die sich dahinter am Rand des Kiefernwäldchens duckten. Falk hatte sich noch das Ölzeug geschnappt und übergeworfen, bevor er in das Fahrerhäuschen seines alten Treckers kletterte. In den letzten Monaten hatte Nille mit ihm ein intensives Fahrtraining gemacht, so dass Falk, im Gegensatz zu letztem Sommer, den alten »John Deere« mit den zwölf Gängen souverän handhaben konnte. Er steuerte den altersschwachen Traktor auf die einzige größere Straße Heisterhoogs, auf der es nennenswerten Autoverkehr gab und die die drei Dörfer Norderende, Tüdersen und Süderende miteinander verband. Normalerweise vermied er es, diese schnellere Straße zu benutzen, weil seine langsame Tuttelei die anderen Autofahrer stets zu waghalsigen Überholmanövern provozierte, aber der ruhigere Mittelweg, der für den Durchgangsverkehr gesperrt war, war unbeleuchtet. Und Falk hatte jetzt schon alle Mühe, ohne Schweinwerfer und mit einem einzigen, sehr langsamen Wischer durch die verkratzte Scheibe etwas zu erkennen.
    Der Traktor tuckerte unbeeindruckt von den Blitzen und den Regenschauern ruckelnd und schnaufend mit Tempo zwanzig nach Süderende. Falk hatte vor, zu

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