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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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ein Feuerwehrwagen. Der Beifahrer hängte den Arm aus dem Fenster und wedelte damit, woraufhin Falk den Trecker am Straßenrand stoppte. Das Feuerwehrauto tat es ihm gleich, und der Beifahrer stieg aus dem von Blaulicht erhellten Wagen. Es war Imker Paulsen, der immer mit Piet zusammenhing. Er kam in voller Montur grinsend auf Falk zu.
    Â»Hab schon gehört«, lachte er, »Hubert hat uns benachrichtigt.«
    Â»Gott sei Dank«, sagte Falk erleichtert, »es ist nämlich so …«
    Doch Paulsen unterbrach ihn. »Aber es wird noch ’ne Zeitlang dauern, bis wir zu dir kommen können. Wir müssen erst ein paar Keller auspumpen. Das geht vor.« Der Imker zuckte bedauernd mit den Schultern.
    Falk stimmte ihm zu und erkundigte sich im gleichen Atemzug, ob auch der Blitz irgendwo eingeschlagen hätte. Paulsen verneinte, und Falk atmete innerlich auf. Die Häuser auf Heisterhoog waren alle sehr gut gegen Blitzeinschlag geschützt, denn das Reet brannte wie Zunder. Nur ein Funken, und ganze Straßenzüge konnten im Nu in Flammen stehen – vor allem bei starkem Wind. Heute allerdings minderte der Regen das Risiko. Dennoch blieb Blitzeinschlag die größte anzunehmende Katastrophe bei so einem Wetter.
    Â»Aber der Zug aus Norderende mit Piet wird schon früher bei dir sein. Die schneiden nur noch einen umgestürzten Baum von der Straße.«
    Imker Paulsen war bereits wieder auf dem Weg zu seinem Einsatzfahrzeug und warf Falk noch über die Schulter zu, dass man sich später in der Halle sehen würde. Dann stieg er in das große Löschfahrzeug, das sich sofort wieder in Bewegung setzte und rasch im Regen verschwunden war. Nur das blaue Zucken des Signallichts war noch länger durch die Wasserwand zu sehen.
    Falk ging einigermaßen beruhigt zu seinem Trecker, als ihm einfiel, dass er und Nille die Strandkörbe keineswegs alleine aus der Halle schleifen mussten. Auch auf die Feuerwehr war er im Grunde genommen nicht angewiesen. Schließlich warteten siebzig junge Männer in seiner Halle auf ihn. Die konnten ruhig mithelfen, sich ihren Schlafplatz herzurichten! Warum war er nicht vorher darauf gekommen, fragte sich Falk und gab sich die Antwort im gleichen Atemzug. Weil das Heer der Statisten von selber keinen Finger rühren würde. Weil die Leute nur auf Anweisung aktiv wurden und darauf warteten, herumkommandiert zu werden. Bertie hatte ihm mal erklärt, dass es in Amerika Regisseure gab, deren Aufgabe lediglich war, die Massen zu koordinieren. Beim deutschen Fernsehen übernahm meistens der Regieassistent diese Aufgabe. Na gut, dachte Falk, was so einer kann, mach ich doch im Schlaf.
    Als er das große Tor zu seiner Halle eine Viertelstunde später öffnete, herrschte dort drinnen allerbeste Stimmung. Nille hatte es geschafft, mit ihrer kleinen Kaffeemaschine Durchlauf für Durchlauf so viel Kaffee zu kochen, dass alle einen Becher abbekommen hatten. Zwar hatten sie nur vier Kaffeebecher in der Halle – einen für Nille, einen für Falk, einen für Gäste und einen für Notfälle, das war der ohne Henkel –, aber die Komparsenjungs hatten sich brav den Kaffee herumgereicht und einer nach dem anderen hatte seinen Teil abbekommen. Irgendjemand hatte das Radio auf einen anderen Sender eingestellt, es lief ein Hit-Kanal, dessen überambitionierter Moderator die besten Hits der Achtziger versprach und dann ausgerechnet »I wanna know what love is« von Foreigner ankündigte.
    Während sich die Stimme von Lou Gramm in die Höhe schwang, suchte Falk nach Nille. Er fand ihn inmitten von drei jungen Männern, die Nille in die Kunst des Schweineabschießens einweihten – Angry Birds auf einem Smartphone. Nille tippte hektisch und kiekste begeistert, machte »Oooh« und »Auw-w-weia«, und Falk tat es in der Seele weh, seinen Assistenten bei der spannenden Tätigkeit zu stören. Aber Nille wäre nicht Nille gewesen, wenn er nicht bei Falks Anblick freudig aufgesprungen wäre und sich, nachdem Falk ihn eingeweiht hatte, was Sache war, begeistert der neuen Aufgabe gewidmet hätte. Falk hatte vor, die Strandkörbe jeweils von zwei Mann aus der Halle ziehen zu lassen, unter Nilles Aufsicht. Draußen sollten dann drei Männer den Korb entgegennehmen und an einen Platz tragen, den Falk ihnen zuweisen würde. Das Ganze immer abwechselnd, so dass er alle siebzig Mann auf Trab halten

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